Grünen-Stadtrat Uwe Kaminski (rechts) serviert seinem Kollegen von der CDU, Thomas Hauger, einen fair gehandelten Kaffee. Nun soll sich die Stadt um das Siegel Fairtrade Town bewerben. Foto: Jakober Foto: Schwarzwälder Bote

Gremium: Gemeinderat will Siegel für fairen Handel / OB Pauly spricht sich gegen Kampagne aus

Braucht Donaueschingen ein Siegel? Oder reicht das, was die Verwaltung und der Weltladen aktuell machen, völlig aus? Das Stadtoberhaupt möchte auf jeden Fall nicht bei der Kampagne mitmachen.

Donaueschingen (jak). "Die Problematik ist aus meiner Sicht sehr klar: Das Siegel wird nicht von einer staatlichen Institution verliehen, sondern von einer privaten Vereinigung. Und ich sehe es als problematisch an, wenn eine öffentliche Körperschaft sich einer privaten Institution unterwirft", sagt Oberbürgermeister Erik Pauly. Während seiner Tätigkeit als Anwalt wären ihm "sehr viele Siegel" angeboten worden. Alle hätten einen gemeinsamen Sinn gehabt: Das Siegel verkaufen und damit Geld zu machen. Diesen Hintergedanken wolle er der Fairtrade-Kampagne zwar nicht unterstellen, aber er und sein Team könnten dies auch nicht beurteilen.

Und grundsätzlich erfülle die Verwaltung ja jetzt schon einige Kriterien, die für den Titel Fairtrade-Town nötig sind. So würde in seinem Büro und in dem von Bürgermeister Bernhard Kaiser fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Außerdem gebe es bei Sitzungen im Rathaus und bei Schülerempfängen fair gehandelten Orangensaft. Und auch im Stadtbauamt werde darauf geachtet, dass ausschließlich Steine aus europäischen Ländern verwendet werden. So wie auf dem Friedhof nur fair gehandelte Grabsteine aufgestellt werden dürfen. Und in öffentlichen Ausschreibungsformularen stünde der einheitliche Satz, dass die Stadt Wert auf entsprechende Produkte lege.

Bloß: Was OB Pauly will und was die Stadträte dann machen, sind zwei Paar Schuhe. Schließlich hatte schon im Vorfeld selige Eintracht unter den Fraktionen geherrscht und so waren im Dezember alle Fraktionen gemeinsam auf Pauly zugekommen und hatten einen fraktionsübergreifenden Antrag gestellt, dass sich Donaueschingen bei der internationalen Kampagne Fairtrade-Towns beteiligen soll. Lediglich die FDP/FW-Fraktion teilte in der Sitzung dann die Bedenken von Pauly.

Und das, wo der OB doch sonst eher von der CDU- und der GUB-Fraktion Unterstützung und von der FDP/FW-Fraktion mehr Kritik erfährt.

"Wir brauchen dazu doch nicht irgendeinen Verein, der uns etwas von außen diktiert", sagte der stellvertretende FDP/FW-Fraktionssprecher Markus Kuttruff, der von einer Siegel-Manie sprach und sich sorgen machte, dass das Ganze einfach eine Papierverschwendung sei.

Man könnte den Fairtrade-Gedanken, den er unterstütze, auch anders leben und ihn etwa im Leitbild verankern. Und sein Fraktionskollege Roland Erndle befürchtet gar, dass kleine Händler durch die Anforderung, die das Siegel stellt, unter Druck geraten könnten. Zusätzlich werde mit der Förderung nach einer lokalen Steuerungsgruppe auch Bürokratie und Überwachung eingeführt.

Etwas betrübt gab es bei Claudia Weishaar (GUB), die vor einiger Zeit auch einen Vorstoß in Sachen Fairtrade unternommen hatte: "Damals ist der Antrag sofort abgebügelt worden", erinnert sie sich und kritisierte die Verwaltung gleichzeitig für die "halbherzige Sitzungsvorlage". Man könnte nicht in Sonntagsreden die Bekämpfung von Fluchtursachen und gerechte Löhne fordern, und wenn es dann ernst wird, sich "vom Acker machen". Hier sei die Stadtverwaltung gefordert, als gutes Beispiel voranzugehen.

"Der Gedanke soll in die Bevölkerung getragen werden", fordert Grünen-Stadtrat Uwe Kaminski, auf den die Initiative zurückzuführen ist und der sich selbst im Weltladen engagiert. Das Thema hatte übrigens nach dem Verkehrskonzept und dem Windpark Länge mal wieder für etliche interessierte Zuhörer gesorgt.

In diesem Fall ginge es nicht so sehr um das Ziel, sondern um den Weg. Als Fairtrade-Town würde die Stadt soziale Verantwortung und damit auch eine Vorbildfunktion übernehmen.

Eine breite Mehrheit der Stadträte stimmte für die Kampagne Fairtrade-Town, Gegenstimmen gab es von der FDP/FW- und drei in der CDU-Fraktion.

Die Fairtrade-Towns-Kampagne ist eine weltweite Bewegung, die in mehr als 30 Ländern aktiv ist. Der Grundgedanke des Projekts: Fairtrade-Towns sollen gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene fördern. Mittleweile gibt es über 2000 Fairtrade-Towns, darunter beispielsweise auch London, Brüssel, Rom, San Francisco und Kopenhagen. In der Region haben bereits Bad Dürrheim seit dem 20. Juni 2017, Hüfingen seit dem 1. März 2016 und Löffingen seit dem 9. Februar 2015 das Siegel. In Donaueschingen hat sich im Dezember des vergangenen Jahres das Fürstenberg-Gymnasium auf den Weg zur Fairtrade-School gemacht. Hochburg im Kreis ist St. Georgen, wo sich nicht nur die Stadt beteiliget, sondern auch vier Schulen.