Sie sind die Donaueschinger Schulsozialarbeiter (von links): Beate Hauser, Michaela Gut, Nicole Tischler-Hauser, Tina Eckerle, Carsten Ohk und Teamleiterin Heike Schempp.Foto: Jakober Foto: Schwarzwälder Bote

Schulsozialarbeit: Fachleute verzeichnen großen Bedarf / Schwierige Bedingungen während des Lockdowns

20 Jahre ist es her. Damals wurde die Eichendorffschule zur Brennpunktschule erklärt. Eine Auszeichnung, auf die keine Schule scharf war, die aber auch einen Vorteil mit sich brachte: einen Schulsozialarbeiter.

Donaueschingen (jak). Doch im Laufe der Zeit hat sich dieser Blickwinkel geändert. Heute muss man nicht mehr Brennpunktschule sein, um einen Sozialarbeiter zu erhalten. In Donaueschingen sowieso nicht, wo mit dem Fürstenberg-Gymnasium und der Heinrich-Feurstein-Schule im Jahr 2017 auch die letzten beiden Schulen entsprechend ausgestattet wurden.

Und der Bedarf ist vorhanden: 427 Gespräche mit Schülern haben die Donaueschinger Sozialarbeiter zur individuellen Beratung und Hilfe im vergangenen Schuljahr geführt. Das Spektrum ist breit und reicht hin bis zu Themen, die unter den Paragrafen 8a Absatz 4 des Sozialgesetzbuchs fallen. "Dann geht es um Kindeswohlgefährdung. Bei solchen Gesprächen ist auch das Jugendamt dabei", erklärt Heike Schempp, Teamleiterin der Schulsozialarbeit beim Caritasverband Schwarzwald-Baar-Kreis.

Seelische Vernachlässigung, körperliche Gewalt oder Missbrauch sind dann Themen. "Das geht von der ersten Klasse bis zur letzten Klasse des Gymnasiums und ist unabhängig vom Schultyp", sagt Schempp. Oft würden auch andere Kooperationspartner wie die Grauzone oder die Luisenklinik hinzugezogen.

Themen werden schwerer

"Die Themen werden immer größer und schwerer und dann sind auch Kompetenzen aus anderen Bereichen erforderlich ist." Schulverweigerer, Selbstverletzung bis hin zu Depressionen und suizidalen Gedanken kämen vor.

Wichtig sei aber auch der Kontakt zu den Lehrern. Hier gab es im vergangenen Schuljahr 312 Gespräche. "Wir arbeiten nicht isoliert, sondern kooperativ, und nur so kann Schulsozialarbeit auch gelingen", erklärt Schempp. Schulsozialarbeit funktioniere nicht, wenn man allein im "Kämmerchen" sitze, so könne man nicht vorankommen. Oft falle den Lehrern auch zuerst auf, wenn etwas mit einem Schüler nicht stimme oder die Lehrer würden als Vertrauensperson angesprochen und schickten dann die Kinder zum Schulsozialarbeiter.

Nicht ganz so einfach gestaltete sich die Arbeit während des Lockdowns. Fünf Wochen waren die Schulen geschlossen, dann kamen noch zwei Wochen Ferien hinzu. "Durch Schulschließung hatten wir nicht die Möglichkeit, alle Kinder zu kontaktieren", blickt Schempp zurück. Plötzlich fehlte der Sichtkontakt, um feststellen zu können, ob ein Schüler Probleme hat und Handlungsbedarf besteht. Die Nachfragen auf dem Schulhof, wie es einem geht, fielen weg. Und auch die Möglichkeit, einen Schüler in Rücksprache mit dem Lehrer aus dem Unterricht zu holen, um ihm zu helfen, gab es nicht.

Tag und Nacht erreichbar

Die Probleme wurden in dieser Zeit jedoch nicht weniger. Beispielsweise Fälle, in denen der Kühlschrank zuhause leer ist und in der Notbetreuung erst einmal schnell organisiert werden musste, Kinder wieder mit Essen zu versorgen. Oder wenn es in Familien nur ein Handy gab, auf dem kleinen Bildschirm aber drei Kinder ihre Aufgaben des Homeschoolings bearbeiten sollten. "Alle Schulsozialarbeiter hatten eine Umleitung drin und waren so Tag und Nacht erreichbar." Auch soziale Netzwerke wurden genutzt und die Sekretariate haben Fragen weitergeleitet. Für den persönlichen Kontakt wurden Spaziergänge zu zweit gemacht. "Wir sind mit der Zeit immer kreativer geworden."

Mit dem Schuljahr 2001/02 wurde an der Eichendorffschule mit der Schulsozialarbeit begonnen. Mittlerweile gibt es dort eine 50-Prozent-Stelle für die Werkrealschule und eine 25-Prozent-Stelle für die Grundschule. 2010 kam die Erich-Kästner-Schule mit einer 50-Prozent-Stelle hinzu und 2015 die Realschule mit dem gleichen Stellenumfang.

Seit dem 1. April 2017 gibt es auch eine 50-Prozent-Stelle am Fürstenberg-Gymnasium. Zeitgleich wurde eine 25-Prozent-Stelle an der Heinrich-Feurstein-Schule geschaffen, die zwei Jahre später auf 50 Prozent aufgestockt wurde. Das Land fördert Vollzeitstellen mit 16 700 Euro, den Großteil der Kosten von 171 000 Euro jährlich trägt aber die Stadt.