Empfehlungen zum Umgang mit der Corona-Krise finden sich im Schaukasten vor der Christuskirche (links). Die Oberministranten der Seelsorgeeinheit Donaueschingen zeigen sich solidarisch (im Uhrzeigersinn von links oben zur Mitte hin): Yesenia Schleicher, Selena Muntean, Ann-Kathrin Mattes (Religionslehrerin), Valentina Schleicher, Julian Willmann, Tobias Hofmann (Pastroalreferent), Celine Esterle, Jessica Dieterle, Maximilian und Konstantin Konn, Anna-Maria Schuster. Fotocollage: Mattes Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Nähe und Gemeinschaft in Zeiten von Corona / Wie Seelsorgeeinheiten mit der Krise umgehen

Gottesdienste ohne Gläubige, Angst vor Krankheit und Tod ohne einen Seelsorger, der von Angesicht zu Angesicht Trost spendet: Es sind auch für die Gläubigen auf der Baar schwierige Zeiten.

Donaueschingen (wur). Denn wer Nähe und Gemeinschaft sucht, muss Abstandsregeln einhalten und findet sich alleine in der Kirche ein.

Eine veränderte Situation finden auch der katholische Pfarrer Erich Loks und die evangelische Pfarrerin Dagmar Kreider vor. Sie stehen der Seelsorgeeinheit Donaueschingen beziehungsweise der Kirchengemeinde Donaueschingen vor.

Er vermisse die Menschen, mit denen er gerne Gottesdienst gefeiert hätte, räumt Loks ein. Und er wisse um Menschen, die jetzt gerne einen Gottesdienst besuchen würden. "Das schmerzt."

Die Selbstverpflichtung, mehr an die frische Luft zu gehen, funktioniere noch nicht so gut. Gegenwärtig stehe dem noch der Organisationsbedarf des Seelsorgeteams entgegen. Manches müsse neu organisiert werden. Auch das Einstellen auf die neue Situation brauche Zeit. Das gelte auch für die Mitarbeiter im Pfarrbüro.

Der Pfarrer ist vor Ort. Am Telefon führt er Gespräche mit Menschen, die Angst oder ein Anliegen haben. Es gibt auch Termine für persönliche Gespräche, bei denen die unabdingbaren Vorsichtsmaßnahmen, wie ein Verzicht auf Händeschütteln und der nötige Abstand, eingehalten werden.

Online-Premiere

Eine Premiere erlebte am vergangenen Sonntag ein Online-Angebot als Verbindung zu den Menschen. Gefeiert wird künftig jeden Sonntag eine Eucharistiefeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit dabei sind lediglich Pfarrkooperator Markus Ramminger und der neue Pensionär Georg Vetter. Eine weitere Geste ist das Hoffnungslicht. Die Menschen in der Seelsorgeeinheit sollen jeden Abend um 20.07 Uhr – dem Zeitpunkt des Sonnenuntergangs an Ostern – eine Kerze ins Fenster stellen und ein Gebet für von Corona Betroffene sprechen.

Die gegenwärtige Situation sieht Loks auch mit positiven Impulsen. "Ich erlebe, wie Menschen in unterschiedlicher Weise um ihre Mitmenschen besorgt sind. Das ist durchaus auch aufbauend." Offen bleiben die katholischen Kirchen. "Wir haben keine Verhaltensmaßregeln", erklärt Loks. Es sei zu beobachten, dass sich die Menschen in der Stadt und in den Dörfern an die vom Staat und der Kommune vorgegebenen Regeln halten. "Ich denke, das tun sie auch, wenn sie eine Kirche besuchen", fügt der Geistliche an.

Einen anderen Weg gehen die Protestanten. Zwar hätte es der Kirchengemeinderat für richtig erachtet, die Christuskirche zum Ort zu machen, wo Menschen zur Ruhe kommen, Kraft und Mut finden, und innehalte können. Allerdings liefe der Hinweis "Offene Kirche" den Corona-Schutzbestimmungen entgegen. "Deshalb bieten wir bis auf Weiteres keine offene Kirche an", sagt Pfarrerin Kreider.

Über mediengestützte Beratungen und Homeoffice hinaus besteht für sie die große Kernaufgabe, großen Abstand zu halten und dennoch den Austausch zu pflegen, der den Mitarbeitern eine Hilfe gibt. "Und darüber hinaus will ich das Geistliche pflegen", so Kreider. Es gehe um die Möglichkeiten, Gebete in Gemeinschaft im eigenen Zuhause zu erleben. Eine besondere Form der Verbundenheit wird in Zukunft sonntags in der Christuskirche eingeübt. Um 11 Uhr läutet die Glocke, die in den Gottesdiensten erklingt. "Alle können dann in ihrem Zuhause das Vaterunser beten." Weitere Aktionen seien möglich.

Für sie als Seelsorgerin gebe es durch viele Telefongespräche, aber auch Mails reichlich Gelegenheit für persönliche Kontakte: Auch wenn man sich gegenwärtig nicht begegnen könne. Für sie ist dieser Tage die Erfahrung bemerkenswert, dass es im Pfarramt gelingt, die Arbeiten auch mit großem Abstand zu erledigen. Vielleicht, so die Überlegung, brächten die corona-bedingten Entwicklungen auch neue Ideen: etwa für die Vorbereitung der Ostertage Anfang April.

Die Erzdiözese Freiburg hat unter ebfr.de eine Plattform unter dem Titel "Seelsorge in Zeiten von Corona" eingerichtet. Sie sammelt konkrete Initiativen und gelungene Lösungen und stellt Hilfestellungen und das Handwerkszeug zur Umsetzung vor. Thematisch geht es etwa um die Gestaltungsvorschläge für die Kar- und Ostertage, für Hausgottesdienste oder den Beerdigungsdienst.

Die Evangelische Landeskirche in Baden bietet unter ekiba.de einen Einstieg zu Online-Angeboten wie Andachten oder spirituelle Impulse. Dazu kommen telefonische Hilfen von der Telefonseelsorge über das Kummertelefon für Kinder und Jugendliche bis zur Paarberatung.