Diese schottischen Blackface-Schafe sind für Wolfgang Toth in Neudingen ein Hobby. Von der Schafhaltung, so sagt er, könne man heute hauptberuflich kaum noch leben. Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Wolfgang Toth aus Neudingen arbeitet gern mit den wollenen Vierbeinern / Bedeutung schwindet

"Hauptberufliche Schäfer haben enorme Existenzschwierigkeiten", sagt der 64-jährige Wolfgang Toth. Er lebt mit seiner Tochter auf einem 300 Jahre alten Hof in Neudingen.

Donaueschingen-Neudingen (guy). Gegenüber des Wohngebäudes hat er einen Stall, in dem er Schafe hält. Nur von der Schafhaltung zu leben? Das kann sich Toth nicht vorstellen. Die Arbeit mit den Tieren ist ihm dennoch sehr wichtig.

"Ich kam 1984 hier in die Gegend. Damals sah man noch viele Wanderschäfer, die über die Baar zogen", berichtet er. Dabei habe man früher im Herbst noch um die zehn Herden mit 800 bis 1000 Tieren laufen sehen. Heute sei es gerade mal eine Herde, die im Herbst von der Schwäbischen Alb ins Rheintal ziehe.

Toth hat das Glück, nicht hauptberuflich mit seinen Schafen Geld verdienen zu müssen. Er ist bei einem technischen Betrieb in Bräunlingen angestellt. Seine Schafe, etwa 20 an der Zahl, sind für ihn lediglich ein Hobby, das er bei Renteneintritt intensivieren möchte. "Die Tiere sind nützlich und haben eine enorme Faszination, gerade im Bereich der Landschaftspflege. Außerdem brauche ich den Umgang mit den Tieren, mir würde sonst was fehlen. Neben den Schafen befinden sich noch drei Hunde, Border Collies, auf dem Hof. Sie kommen auch bei den Schafen zum Einsatz, helfen beim Hüten der Herde. Mit ihnen trainiert Toth auch für entsprechende Wettkämpfe.

Mit seinen Schafen sorgt er dafür, dass eine Fläche zwischen Neudingen und Pfohren regelmäßig gepflegt wird: "Die Flächen gehören dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und wurden renaturiert, ich pflege sie mit den Schafen." Dort gebe es jetzt eine Weiherlandschaft mit Bibern Störchen und kleinen Vögeln. Bewirtschaftet werde nur schonend, dafür gebe es auch eine Förderprämie vom Land. "Das möchte ich dann weiter ausbauen, wenn ich im April in die Rente gehe", sagt Toth.

Dennoch bleibt die Lage für die Schäfer schwierig. In den vergangenen zehn Jahren ist deren Zahl in Baden-Württemberg um 30 Prozent auf derzeit 2100 Betriebe gesunken. Der Negativtrend setzt sich fort. Besonders die hauptberuflichen Schäfer geben nach und nach ihr Gewerbe auf. Nach Angaben des Landschaftzuchtverbands gibt es von ihnen noch 125 im Land.

Über die Bewirtschaftung renaturierter Flächen verdienen auch hauptberufliche Schäfer noch Geld. "Wolle war früher ein enormer Wirtschaftsfaktor. Heute nicht mehr. Damit werden vielleicht gerade die Kosten vom Scheren gedeckt", sagt Toth. Er erklärt: "Schafwolle wird viel nach China exportiert. In der Textilbranche setzt man eher auf synthetische Fasern."

Eine Nische gebe es noch im Kunsthandwerk, wo auch Wolfgang Toth seine Wolle verkaufe. Dort werde noch selbst gefilzt und selbst gesponnene Wolle verarbeitet: "Damit bedienst du jedoch keine Massen", so der 64-Jährige. Was heute noch Geld bringe, das sei die Landschaftspflege und der Verkauf des Fleisches der Tiere. Ein dritter Aspekt seien Subventionsgelder von der Europäischen Union: "Dieses Geld ist überlebensnotwendig. Ohne das könnten viele aufhören. Dazu gibt es bislang keine Alternative", so Toth.

Die Gründe für das Schäferei-Sterben sind zahlreich. Die frühere Haupteinnahmequelle, das Lammfleisch, versiegt zusehends. Importe aus dem Ausland, überwiegend Neuseeland, drücken die Preise. Pro Kilo Lebendgewicht erhalten die Schäfer, je nach Alter des Lammes, zwischen 2,30 und 2,85 Euro. Bei einem durchschnittlichen Schlachtgewicht von 40 Kilo macht der Schäfer 92 bis 114 Euro Umsatz pro Lamm.