Derartige Szenen könnten im Donaueschinger Schlosspark bald der Vergangenheit angehören, wenn es keinen neuen Vertrag zwischen Stadt und Fürstenhaus gibt. Foto: Kienzler

Veranstaltung findet in diesem Jahr noch statt. Verhandlungen gestalten sich nicht zielführend.

Donaueschingen - Die Nachricht hat die Stadtverwaltung völlig unvorbereitet getroffen: Das Fürstenhaus hat den Vertrag für das Reitturnier gekündigt.

Gut zweieinhalb Jahre wurde über ein neues Regelwerk verhandelt, etliche Gespräch fanden statt,  und viel Zeit haben beide Seiten investiert. Und obwohl es schon des Öfteren so ausgesehen hat, dass bald ein neuer Vertrag unterschrieben werden kann, der den 40 Jahre alten und nicht mehr zeitgemäßen Vertrag ersetzen sollte, kam es nie zu einem Abschluss. Nach  langen Überlegungen hat sich Erbprinz Christian zu Fürstenberg nun entschieden, den alten Vertrag zu kündigen.

Der Schritt soll jedoch keine Absage an die Donaueschinger Traditionsveranstaltung sein. Denn das Fürstenhaus hat die Kündigung mit der Bereitschaft verbunden, einen neuen, zeitgemäßen Vertrag zu verhandeln. Außerdem soll das diesjährige Turnier, das vom 16. bis zum 19. August terminiert ist, auf jeden Fall nach altem Vertrag stattfinden.

Und es ist auch bei Weitem nicht so, dass das Fürstenhaus seine Flächen nicht mehr für das Reitturnier zur Verfügung stellen möchte: »Mit einem neuen Vertrag verfolgen wir im Sinne der Bürger und Besucher und im Sinne der Vertragspartner drei Ziele: Zum einen die erfolgreiche Fortsetzung des Turniers, zum Zweiten die Erhaltung und Pflege des Parks und zum Dritten Rechtssicherheit für die Vertragsparteien«, erklärt Christian Erbprinz zu Fürstenberg. Deutlich bekennt er sich zum Reitturnier: »Das von meinem Großvater ins Leben gerufene Reitturnier liegt unserer Familie sehr am Herzen. Daher stellen wir die Flächen kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug erwarten wir zum Beispiel, dass der Park zügig nach der Großveranstaltung aufgeräumt wird und Schäden beseitigt werden.«

Als das Turnier 1978 – aus diesem Jahr stammt auch der alte Vertrag, der jedoch noch nicht einmal unterschrieben wurde – ins Leben gerufen wurde, habe sich keiner den »überwältigenden Erfolg« der Veranstaltung vorstellen können. Allein die Zahl der Besucher habe sich bis heute verdoppelt. Größe und Anzahl des technischen Equipments – Großwagen, Pferdehänger, Fahrzeuge und vieles mehr – hätten stark zugenommen, nicht jedoch die dafür erforderliche Infrastruktur. Teile des Geländes würden durch das Turnier sehr stark beansprucht,  und es dauere fast ein Jahr, bis sich der Park vollständig erholt habe. Zudem würden heute weitere Flächen für das Reitturnier benötigt, für die es derzeit noch keine vertragliche Vereinbarung gebe. »Uns liegt sehr am Herzen, dass der Schlosspark als Naturerlebnis für alle Besucher erhalten bleibt«, betont der Erbprinz.

»Gleichzeitig wollen wir weder das Reitturnier, noch den Familienbesitz gefährden.«

Im Rathaus wurde der Schritt des Fürstenhauses mit Erstaunen und Bedauern aufgenommen. Da sowohl OB Erik Pauly als auch Bürgermeister Bernhard Kaiser derzeit im Urlaub sind, lag es an Andreas Haller, Geschäftsführer der Reitturnier GmbH, auf die Hiobsbotschaft zu reagieren, die im Rathaus doch für einige Aufregung sorgte und Bürgermeister Kaiser den einen oder anderen Anruf in seinem Urlaub bescherte. Man habe sich auf »einem konstruktiven und zielführenden Weg kurz vor dem Gesamtkonsens« befunden, teilt Andreas Haller mit. Die Reitturnier GmbH sei jedoch optimistisch, zeitnah mit den Vertretern des Hauses Fürstenberg an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um die Gespräche im Sinne einer einvernehmlichen Lösung zu einem erfolgreichen Abschluss bringen zu können. »Es soll hierbei angeknüpft werden an die jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Familie zu Fürstenberg und der Stadt Donaueschingen, ohne die nicht zuletzt das Reitturnier in seiner heutigen Form kaum vorstellbar wäre«, so Haller.

Sichtlich ist man im Rathaus nun um Schadensbegrenzung bemüht. Schließlich ist das Reitturnier mit seiner über 60-jährigen Tradition ein »sportliches Großereignis, ein Alleinstellungsmerkmal mit Premiumcharakter, das Jahr für Jahr internationalen Spitzensport nach Donaueschingen bringt«. Als Aushängeschild trage das Turnier zur positiven Wahrnehmung Donaueschingens bei und strahle dabei weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Es habe sich über die vergangenen Jahre zu einem Ereignis entwickelt, das auch nicht Pferdesportbegeisterte zu unterhalten und faszinieren vermag. »Die  Durchführung des Reitturniers besitzt daher für die Reitturnier Donaueschingen GmbH und die Stadt Donaueschingen höchste Priorität«, so der Geschäftsführer.

Info: Streitpunkte

Regen ist beim Reitturnier keineswegs selten. Doch 2014 sorgte er für das große Zerwürfnis zwischen Fürstenhaus, Turnierveranstalter Escon und der Stadtverwaltung. Hauptsächlich ging es um die Frage, welche Flurschäden durch die Großveranstaltung entstanden waren – und nicht schon vorher existent waren – und wer für die kostspielige Sanierung und Reparatur vertraglich zuständig ist. Letztendlich übernahm die Stadt die Kosten, und man war sich einig, dass der alte Vertrag von 1978 der Zeit angepasst werden müsste.

2016 eskalierte die Situation, als die Stadt quer über den Poloplatz ein rot-weißes Absperrband zog, um dem Fürstenhaus seine Grenzen aufzuzeigen. Der Gemeinderat war wenig amüsiert, vor allem, weil er im Vorfeld nicht informiert worden war. OB Erik Pauly betont in nichtöffentlicher Sitzung, dass es ein klärendes Gespräch mit dem Erbprinzen gegeben habe und dass die Verhandlungen fortgeführt würden. Seither fanden regelmäßig Treffen statt.