Der Kindergarten aus Grüningen baut im Ago-Kreativcamp ein Xylofon aus Naturmaterialien. Foto: Ago Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Bei Angeboten des Vereins Ago in freier Natur oder mit einfachen Spielen sollen Kinder ihre Kreativität ausleben können

Rund 300 Pfannkuchen wird Georg Tritschler heute backen. Die Kinder des Ago-Ferienprogrammes werden am Abend eine Wanderung und einen Tag am Kirnbergsee erlebt haben – entsprechender Hunger ist vorprogrammiert.

Donaueschingen-Hubertshofen (guy). Tritschler verbindet mit dieser Aufgabe jedoch keinen Stress, im Gegenteil: Er freut sich darauf.

Der 49-Jährige hat schon immer mit Jugendlichen gearbeitet. Irgendwann fällt ihm auf, dass sie sich zu entfremden scheinen. Internet, Fernsehen, Smartphone – sie nehmen mehr und mehr einen großen Teil der Freizeit ein. Das Hütte bauen im Wald, Fußball spielen oder Zeit draußen zu verbringen, für Kinder besitzt das kaum einen Stellenwert mehr. Daran will Tritschler etwas ändern. Er will für die Kinder wieder einen Bezug dazu herstellen: "Ich bin kein Pädagoge, habe mir dann aber gesagt, dass ich ein Präventionsprogramm aufbauen möchte gegen die Mediensucht", erklärt er. Dazu lässt er ein wissenschaftliches Gutachten von der Universität Karlsruhe erstellen und geht schließlich mit dem Programm an die Schulen.

"Über die Eltern wurde klar, dass es Bedarf für ein entsprechendes Angebot gibt", erklärt der 49-Jährige. Also gründet er 2011 den Verein Ago, der sich diesem Anliegen widmen soll. "Wir wollen damit eine Plattform bieten, auf der Kinder ihre Kreativität ausleben können, fernab von Handy und Internet".

Ein Standort ist schnell gefunden, und zwar in Tritschlers Heimatort Hubertshofen. Dort richtet er nach und nach das sogenannte Kreativcamp ein. Ein Freizeitstandort für verschiedene Angebote: Workshops, Geburtstage, Ferienprogramme.

Es ist ein Erfolg: "2017 waren etwa 1200 Kinder bei uns", sagt Tritschler. Alles funktioniert über Mund-zu-Mund-Propaganda.

Mit dabei sein können Kinder ab fünf oder sechs Jahren. Dabei sei es unwichtig ob sie arm oder reich seien, auch Behinderungen spielen keine Rolle: "Wir haben auch Schulklassen, die das Camp mieten. Für dieses Jahr haben sich bereits 15 Kindergeburtstage angemeldet", erklärt Tritschler.

Das Angebot überzeugt: Es wird gegrillt, einen Fluss hinauf gewandert, Pfeil und Bogen gebastelt oder einfach nur Mühle gespielt. "Ich schmeiße da kein teures Spielzeug hin. Und es ist erstaunlich, wie fasziniert die Kinder plötzlich sind. Beim Mühle-Spiel entwickeln sich da regelrechte Turniere." Auf dem Gelände gibt es lediglich ein Handy, den Notfall-Apparat über den Tritschler immer erreichbar ist.

Tritschler stellt allerdings fest, dass die Kinder immer auffälliger werden. Es brauche etwa ein bis zwei Tage, bis sie beginnen, sich zu beschäftigen: "Heute muss man noch viel eher einen Schubs geben", sagt er. Man habe beispielsweise dieses Jahr einen großen Dreckhaufen im Camp gehabt. Für die Kinder der Höhepunkt: Sie konnten krabbeln, klettern oder darin graben.

Bei den Ferienfreizeiten übernachtet die Gruppe auch im Ago-Camp. Das gehört dort mit dazu, es soll die Gruppenbindung stärken, auch wenn es mal Zoff gibt: "Das ist normal und gehört dazu. Unser Ziel ist es, den Kindern etwas mit auf den Weg zu geben. Besonders interessant ist es, wenn die Eltern fragen: ›Hat er sich benommen?‹ Für uns sind alle gleich. Mancher hat hier ein bisschen seine Schwäche, dafür woanders eine Stärke." Das Programm laufe dabei nie nach Schema F ab. Die Organisatoren orientieren sich an der Gruppe – was passt, wird gemacht. Unterstützung hat Tritschler dabei von einer Gruppe an Helfern, von denen viele auch pädagogisch ausgebildet sind.

Und auch Tritschler nimmt immer selbst auch was mit: "Ich bin da auch immer wieder ein wenig Kind, wenn wir einen Flusslauf hochwaten oder eine Tannenzapfenschlacht veranstalten."

Es braucht keine komplizierten Dinge, um Spaß zu haben. Naturnah und praxisorientiert. Eine Sache, die auch Zuhause regelmäßig der Fall sein sollte: "Ich schlage immer vor, dass Eltern und Kinder mindestens einmal im Monat einen Spieleabend machen. Dabei darf jeder mal entscheiden, was gespielt wird. Außerdem gibt es kein Handy – auch nicht für Mama und Papa. Das wird zum Selbstläufer", sagt Tritschler.