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Silja Hofmann studiert Musik in Karlsruhe / Kulturschaffende war auch schon in Brasilien

Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen: Sommer und Sonne, Winter und Schnee oder Kino und Popcorn. Bei Silja Hofmann aus Donaueschingen ist es definitiv die Musik, die zu ihr gehört.

Donaueschingen (jsi). Von klein auf spielt diese nämlich eine zentrale Rolle im Leben der 21-Jährigen. Den vorläufigen Höhepunkt dieser "Liebesbeziehung" stellt jetzt der Gewinn des Kulturpreises Schwarzwald-Baar dar, den die Pianistin ihr Eigen nennen darf.

Raum für Begegnungen

"In meiner Familie wurde immer viel Musik gemacht", erzählt Hofmann. Bei ihr sei es so, dass die Liebe zur Musik durch die Klänge selbst komme. Beim Spielen entstehe Verbundenheit und Leidenschaft. "Die Musik bringt mich mit vielen tollen Menschen zusammen. Ich habe durch sie viele Möglichkeiten bekommen", sagt sie.

Nun ist die Wahl des Musikinstrumentes nicht immer einfach. Direkt zu Beginn das Richtige wählen, an welchem man Gefallen findet und welches man dann auch über eine lange Zeit gern spielt? Das schafft bestimmt nicht jeder. Doch bei Silja Hofmann gestaltete sich dies recht einfach; eine lange Suche nach dem geeigneten Instrument war nicht nötig.

Geige erstes Instrument

"Als Fünfjährige habe ich damit begonnen, Geige zu spielen; das war mein erstes Instrument. Mit sieben Jahren habe ich angefangen, an der Musikschule Donaueschingen Klavier zu spielen", schildert sie. Ihre Entscheidung sei nicht gezielt auf ein klassisches Instrument gefallen, "diese haben mir einfach so gut gefallen". Und schließlich könne man mit vermeintlich klassischen Instrumenten auch poppigere Stücke spielen – "da ist an sich ja immer vieles möglich".

Hofmann hätte "schon gern noch andere Instrumente gelernt", aber ihr habe einfach die Zeit dafür gefehlt. Zwei Instrumente, dazu noch die Schule: Damit seien die Kapazitäten dann doch ausgeschöpft gewesen. "Die Neugierde war da und ich habe schon immer gern neue Dinge kennengelernt", sagt sie. Zeit, das womöglich nachzuholen, bietet seit 2017 das Musikstudium in Karlsruhe. Dort ist die 21-Jährige an der Hochschule für Musik eingeschrieben und hat etwa die Hälfte des acht Semester umfassenden Bachelors absolviert. Musik begleitet sie also nicht nur privat, sondern fortan auch auf beruflicher Ebene.

Lehrreiche Zeit in Brasilien

Im Rahmen des Studiums war Silja Hofmann von August 2019 bis März 2020 in einem Auslandsjahr in Brasilien, wo sie eine Universität besuchte. Noch so eine Verbindung, die einfach gepasst hat. "Ich höre sehr gern Musik aus anderen Ländern und dadurch gern brasilianische Musik. Aber genauso gern Pop, Jazz, klassische Musik und zur Entspannung weltliche Musik", erzählt sie. Wegen der Corona-Pandemie musste die Pianistin ihren Brasilien-Aufenthalt früher als vorgesehen abbrechen; geplant war ein komplettes Jahr.

Ähnlich breit gefächert wie ihr Musikgeschmack sind die Lieblingsstücke, die Hofmann besonders gern spielt. "Diese ändern sich relativ häufig – je nachdem, was ich gerade so Neues kennenlerne. Was ich sehr mag, ist zum Beispiel die Klaviersonate Nummer zwei von Skrjabin", sagt sie. Und fügt mit einem Schmunzeln an: "Aber ich habe nicht den einen Lieblingskomponisten, weil es zu viele tolle gibt." Ein Musiker entwickle sich ja auch immer weiter, lerne neue Stücke kennen und begegne bekannten Stücken mit einem anderen Blick.

Das kurzfristige Ziel der jungen Musikerin lautet in Corona-Zeiten zunächst einmal: "Ich wünsche mir, dass man bald wieder ohne Einschränkungen zusammen musizieren und so auch anderen eine Freude bereiten kann." Habe man die Pandemie hinter sich gelassen, fände sie es toll, bei interkulturellen Projekten mitzuarbeiten, die verschiedene Länder und Kulturen durch die Musik zusammenbringen.

Durst nach Erfahrungen

Wo der Weg für sie in Zukunft hingeht, da möchte sich die 21-Jährige noch nicht festlegen. Fest stehe jedenfalls, dass sie den Master in einer anderen Stadt machen möchte. "Das hat nichts mit Karlsruhe zu tun, aber für Musiker ist es immer wichtig, sich und seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Dabei hilft es, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln." Später könne sie sich aber sehr gut vorstellen, in die Region rund um Karlsruhe zurückzukommen. Dort gebe es durch die Nähe zu Baden-Baden, Stuttgart und Frankfurt viel Kultur. Dennoch sei bis dato noch nichts in Stein gemeißelt, da könne sie noch nichts Konkretes sagen. "Vielleicht folgt – sofern es die Situation zulässt – auch noch mal ein Aufenthalt im Ausland, wer weiß."

Zeichnen ist ein Hobby

Und wenn die Donaueschingerin mal nicht mit Musik zu tun hat? Selbst dann kommt ihre kreative und künstlerische Ader zum Vorschein. "Ich reise sehr gern, lerne gern andere Kulturen und andere Menschen kennen. Und neue Sprachen", sagt Silja Hofmann.

Darüber hinaus mag sie es, in der Natur zu sein, zum Beispiel zum Wandern oder zum Fotografieren. Und apropos künstlerisch: Zeichnen zählt sie ebenfalls zu ihren Hobbys abseits der Musik.

Der Kulturpreis Schwarzwald-Baar wurde für das Jahr 2020 in der Kategorie "Musik und Gesang" an drei Preisträger verliehen. Den ersten Preis, der mit 2000 Euro dotiert wurde, erhielt die Pianistin Silja Hofmann aus Donaueschingen. Bewerbung und Ablauf: "Ich bin über eine Ausschreibung in der Zeitung darauf aufmerksam geworden", erzählt die 21-Jährige. Normalerweise findet der Wettbewerb in Präsenz statt, doch Corona erforderte ein Umdenken. Die Vorgabe war, ein rund fünfminütiges Video mit Hörbeispielen einzureichen. Danach machte sich eine Fachjury ein Bild von den Kandidaten; 62 Bewerbungen waren eingegangen. "Ich habe extra Videos dafür aufgenommen, weil ich keine parat hatte", sagt Silja Hofmann. So habe sie sich direkt noch ein bisschen mit Videoschnitttechnik auseinandergesetzt. Gedreht wurde ihr zufolge vergangenen Sommer im heimischen Wohnzimmer. Gewinn: Im November habe sie zunächst erfahren, "dass ich zu den ersten drei Preisträgern gehöre". Im Anschluss war eine Pressekonferenz vorgesehen, die nicht stattfinden konnte. Pünktlich zum Weihnachtsfest dann die schöne Überraschung: "An Heiligabend habe ich per Post meine Urkunde bekommen und gesehen, dass ich den ersten Preis habe – ein schönes Geschenk." Gerade in der jetzigen Zeit, in der das kulturelle Leben nahezu stillsteht, nimmt der Erfolg einen hohen Stellenwert für Hofmann ein, wie sie sagt. "Für Musiker gibt es momentan wenig Auftrittsmöglichkeiten. Durch diesen Wettbewerb konnte ich eine neue Herausforderung angehen." Den ersten Preis zu gewinnen, das motiviere, sich in diesen Zeiten neue Ziele zu setzen.