Steht Donaueschingen eine hausärztliche Mangelversorgung bevor? Wer einen neuen Hausarzt sucht, hat es schwer.
Donaueschingen - Steht Donaueschingen eine hausärztliche Mangelversorgung bevor? Wer einen neuen Hausarzt sucht, hat es schwer – gerade jene, die neu in die Stadt gezogen sind.
Drei von vier Allgemeinmedizinern mit Einzelpraxen sind mindestens 65 Jahre alt und spielen heute schon mit dem Gedanken, sich in die Rente zu verabschieden. Alle drei Praxen versorgen viele Patienten, die dann darauf hoffen müssen, dass rasch ein Nachfolger gefunden wird. Auch die große Praxisgemeinschaft im Ärztehaus ist an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen und kann aktuell keine neuen Patienten annehmen.
Clemens Willmann, Hausarzt mit einer Praxis in der Karlstraße, ist 66 Jahre alt. Bereits seit zwei Jahren ist der Allgemeinmediziner auf der Suche nach einem Nachfolger, der seine gut florierende Praxis übernehmen will. "Doch es ist nicht einfach, jemanden für eine Kleinstadt zu begeistern", erklärt Willmann, der seit 36 Jahren in Donaueschingen praktiziert. Neue Patienten kann die Praxis Willmann keine mehr annehmen. Die Kapazitäten des Doktors sind erschöpft. "Ich habe ja bereits sehr viele Patienten. Noch mehr, das geht einfach mit meinem Alter nicht mehr", gibt der 66-Jährige zu Bedenken.
Der neuzugezogene Hans-Jörg Reuter hat am eigenen Leib erfahren müssen, wie schwer es in einer Notsituation ist, bei einem Arzt in Donaueschingen unterzukommen. Eine Verletzung an der Schulter hatte ihm zu schaffen gemacht. In den Herbstferien gestaltete sich durch einige Urlaube die Situation besonders schwierig, einen Arzt zu finden. Er habe etwa sieben Ärzte, darunter auch Orthopäden, angerufen und hatte erst beim letzten Anruf Erfolg. "Ich war schon entsetzt darüber, dass es so schwer war, einen Termin zu bekommen. Nun werde ich nicht bis zur nächsten Erkältung warten und will mich gleich um einen Hausarzt bemühen", sagt der 33-Jährige, der erst im Oktober nach Donaueschingen gezogen ist.
Der Hausarzt Günther Joos in der Eichendorffstraße rät deshalb jedem Neubürger, sich direkt mit dem Zuzug um einen Hausarzt zu bemühen. Die Kapazitätsgrenzen bei ihm sind ebenfalls erreicht, auch wenn er noch niemanden im Regen stehen lassen hat, wie der Mediziner selbst formuliert. Auch Joos hat das reguläre Rentenalter bereits erreicht und schaut sich nach einem geeigneten Nachfolger um. "Ich habe die Praxis seit 54 Jahren da oben. Es wäre mir lieb, wenn ich bald ein Nachfolger finde", so Joos über seine Zukunftspläne. Unter Zeitdruck ist der Arzt aber noch nicht. Was ihm jedoch Sorgen macht, ist die ärztliche Versorgung. "Man kann nur hoffen, dass jede Praxis einen Nachfolger findet. Schon wenn nur eine Praxis in der Stadt ganz zumachen müsste, könnte es schwer werden, die Patientenversorgung über die anderen Praxen aufzufangen."
Auch Karl Stuff gehört zu den Ärzten, die es sich verdient hätten, das Alter in aller Ruhe zu genießen. "Wir Hausärzte werden weniger. Es muss umgedacht werden", fordert Stuff. Er selbst will seine Praxis aber noch nicht aufgeben. Dafür mache ihm der Beruf zu viel Spaß – "auch wenn wir hier sehr viel ackern müssen", so Stuff.
Roland Baur, der die Praxisgemeinschaft im Ärztehaus initiiert hat, sieht als Grund für die schwierige Situation die demographische Entwicklung sowie den Nachwuchsmangel, insbesondere bei Landpraxen. "Für die Praxen Schmiebusch und Heinsius konnte keine Nachfolger gefunden werden. Sie mussten geschlossen werden. Deshalb müssen wir jetzt wesentlich mehr Patienten versorgen. Manche Patienten werden in Zukunft längere Fahrtwege in Kauf nehmen müssen, um einen Hausarzt zu finden", erklärt der Mediziner.
Info: Die Versorgung
Laut der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg droht Donaueschingen keine Unterversorgung. Die Tabelle zeigt auch, dass sich sechs weitere Hausärzte hier niederlassen könnten und der Versorgungsgrad bei 88,6 Prozent liegt. Im Planungsbereich Donaueschingen sind bei der Vereinigung 44 642 Menschen registriert.
