Heribert Suppanz steht an dem Paketkasten von DHL, der ihm so viel Ärger macht. Er lässt sich nicht mehr öffnen. Foto: Niederberger

Modernes Gerät lässt sich nicht mehr öffnen. Kunden fühlen sich als Versuchskaninchen missbraucht.

Donaueschingen-Wolterdingen - In der Theorie ist alles ganz einfach. Zunächst sucht sich der Postkunde einen Brief- und Paketkasten passend zu seinem Haus aus und bestellt ihn.

Und zwar direkt über die DHL-Homepage. Sobald dieser geliefert ist, muss er aufgestellt werden. "Ob freistehend oder an der Wand, legen Sie selbst fest", lässt DHL die freie Wahl. Dann muss nur noch im Adressfeld die eigene Hausadresse angegeben werden. Der Zusteller lege Pakete dann zukünftig direkt im Paketkasten ab, verspricht das Tochterunternehmen der Deutschen Post. Und dann kann der Paketkasten sogar noch dazu eingesetzt werden, Pakete zu verschicken. Wow, ist das praktisch, denkt der viel beschäftigte Postkunde, dem so lange Wege zum nächsten Postamt erspart bleiben.

Hightech-Box schluckt Geschäftsbriefe und bleibt seit vier Wochen zu

Einer dieser Postkunden ist das Ehepaar Suppanz. Heribert Suppanz hat eine Praxis für Osteopathie und Yoga in Hüfingen, Christina Suppanz arbeitet derzeit noch in Donaueschingen als Physiotherapeutin und wird mit Beginn des nächsten Jahres zusammen mit ihrem Mann an der Wohnadresse in Wolterdingen eine Praxis für Osteopathie und Eutonie eröffnen. Die beiden sind beruflich stark eingespannt, und da lag es nahe, nachdem der alte Briefkasten seine besten Jahre hinter sich hatte, auf ein neues modernes Exemplar mit Chiptechnik zu setzen. Hätten die beiden geahnt, was da auf sie zukommt, sie hätten die Finger von der vermeintlichen Hightech-Box gelassen.

Mitte September wurde der rund 175 Euro teure Brief- und Paketkasten geliefert, und die ersten paar Tage funktionierte er auch problemlos. Doch dann ließ er sich plötzlich nicht mehr öffnen. Die freundliche Stimme der DHL-Service-Hotline riet dazu, die Batterien zu wechseln. Was das Ehepaar Suppanz auch tat, und wieder versah der Brief- und Paketkasten seinen Dienst wie gewünscht. Doch wie aus heiterem Himmel ließ er sich kurz darauf nicht mehr schließen. Es folgten weitere Anrufe bei der Hotline, und die Standardantwort "Ich geb's weiter" ist im Hause Suppanz zu einem geflügelten Wort geworden.

Das Ehepaar wandte sich auch per Telefon und E-Mail an DHL, an die Post-Zentrale in Köln und an den Hersteller, lange Zeit vergebens. "Zunächst dachte ich, dass die Schwierigkeiten vielleicht auf Nässe zurückzuführen sind. Aber das kann bei einem Brief- und Paketkasten, der außen am Haus zu montieren ist, doch nicht sein", sagt Heribert Suppanz.

Mittlerweile sei auch ein innen im Brief- und Paketkasten anzubringendes Trennregal geliefert worden. Allerdings habe es eine falsche Größe und könne deshalb nicht eingesetzt werden.

Das Ehepaar Suppanz besprach die Problematik auch mit dem für sie zuständigen Zustellpersonal. Das kündigten an, die zuständigen Stellen zu informieren. "Unsere Postboten spare ich ausdrücklich von unserer Kritik aus. Die haben sich bemüht und sind genauso verzweifelt wie wir, dass nichts passiert ist." Seit rund vier Wochen schon lässt sich der Brief- und Paketkasten nicht mehr öffnen.

Das Eheparr verlangte eine Notöffnung, weil sich Geschäftsbriefe in dem weißen Kasten befänden. Bisher vergebens. Sie haben schließlich einen anderen Platz für Post und Zeitung an ihrem Haus gefunden, doch der lässt sich nicht verschließen und ist auch nicht regensicher – was ungünstig bei dem aktuellen Wetter ist.

Anfang dieser Woche ging ein Brief in dem Wolterdinger Haushalt ein, mit der Bitte, die Bankverbindung zu nennen – damit der Kaufpreis des Brief- und Paketkastens zurückerstattet werden kann. Ein erster Lichtblick, zumindest auf keinem finanziellen Schaden sitzen zu bleiben. Doch das Ehepaar hat den Eindruck gewonnen, von DHL als Versuchskaninchen für ein nicht ausgereiftes Produkt missbraucht worden zu sein. Christina Suppanz schimpft auf die "Servicewüste Deutschland".

Und Fragen bleiben: Muss das Ehepaar das Objekt seines Ärgers selbst entsorgen oder wird es abgeholt? Darüber schweigt sich der Brief aus. Hugo Gimber, Pressesprecher der Deutschen Post DHL Group, spricht von einem "Einzelfall" und dass man sich darum bemühe, das aufgetretene Problem mit dem Paketkasten gemeinsam mit Herrn Suppanz zu lösen.

Und wie reagiert DHL auf seiner Homepage auf die Schwierigkeiten? "Eine Bestellung des DHL-Paketkastens ist vorübergehend aufgrund von technischen Weiterentwicklungen nicht möglich. Sobald Paketkästen wieder erhältlich sind, informieren wir Sie an dieser Stelle darüber." Reagiert ein Unternehmen so auf einen "Einzelfall"? Wohl kaum.