Viele Opfer von Missbrauch oder sexualisierter Gewalt schweigen über ihr Erlebtes.Foto: © angiolina – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Ansprechpartner durch Kirche und "Grauzone"-Verein

Donaueschingen (wur). Der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen ist in den Kirchen seit Jahren ein bedeutsames Thema. Inwieweit Aufarbeitung und Entschädigung der Opfer vorankommen, entscheidet sich im Dialog von Experten und Interessengruppen.

Um Missbrauch oder sexualisierte Gewalt erkennbar zu machen, zu verhindern oder zu beenden, hat die katholische Kirche in den Pfarreien eine Sensorik eingerichtet.

Die Seelsorgeeinheit Donaueschingen hat dabei die Schutzkonzeption der Erzdiözese Freiburg übernommen, die ein vierstufiges System kircheninterner Ansprechpartner vorsieht. Darüber hinaus werden zwei externe Präventionsbeauftragte eingebunden. Diese Funktion üben die Kinderärztin Waltraud Litz-Walter und der Allgemeinmediziner Karl Baur aus.

Die ehrenamtlichen Ansprechpersonen können je nach ihren zeitlichen Ressourcen und Möglichkeiten in die Präventionsarbeit eingebunden werden und werden geschult, betont Michael Kasiske von der Stabsstelle Kommunikation und Medien des Erzbistums Freiburg. Sie seien gehalten, beim Einverständnis der Betroffenen, jegliche Meldung an die diözesanen Missbrauchsbeauftragten weiterzuleiten.

Das Angebot nutzen

Dabei sei Donaueschingen mit seinem Konzept schon weiter als andere Pfarrgemeinden. Das ändert aber nicht das Grundproblem:

"Bisher sind wir noch nie um Hilfe gebeten worden", sagt Karl Baur und räumt ein, dass wohl nicht allzu viele Menschen um dieses Angebot wissen: auch wenn an Hilfsbereitschaft und Funktion der beiden Ärzte immer wieder in Sitzungen des Pfarrgemeinderats erinnert wird. Bekannt sei das Angebot insbesondere denjenigen, die sich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Vertiefend habe es anfangs Infoabende gegeben.

Seither steht dieses Angebot für den kirchlichen Bereich, das um entsprechendes Infomaterial für die Verantwortlichen und Leiter der kirchlichen Jugendarbeit ergänzt wurde. Für Baur ist dies im Moment ausreichend. Wichtig sei es, dass ein Bewusstsein erlangt und das Thema immer mal wieder angesprochen werde. "Sollte im Bereich der Jugendarbeit etwas vorkommen, wären wir da als Ansprechpartner", ergänzt er. Von aktuellen Vorkommnissen wisse er nichts.

Das bedeute aber nicht, dass man nicht die Augen offen halten sollte, sagt der Allgemeinmediziner im Ruhestand, der 26 Jahre in Wolterdingen praktizierte.

Die Grundlagen der Schutzbemühungen stammen aus einer 2020 aktualisierten Rahmenordnung der Deutschen Bischofskonferenz zur Prävention sexualisierter Gewalt. Beginnend seit 2016 unterstützen in der Erzdiözese Freiburg in Teilzeit eingestellte Präventionsfachkräfte die Kirchengemeinden bei der Umsetzung der Schutzkonzepte.

Dabei sind die Kirchengemeinden aufgefordert, mindestens eine hauptberufliche Person (aus dem Seelsorgeteam) und ein bis zwei "externe" Personen als Ansprechpartner zu benennen und zu veröffentlichen.