Das erste sichtbare Zeichen: Mit den Abrissarbeiten hat vor gut einem Jahr die Gestaltung des neuen Stadtviertels begonnen Fotos: Sigwart/Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Konversionsareal: "Am Buchberg" bietet künftig Wohnraum für rund 1000 Menschen / Immobilienmarkt ist mehr als angespannt

Wer sich in Donaueschingen auf Wohnungs- oder Haussuche begibt, der merkt es schnell: Der Immobilienmarkt ist mehr als angespannt. Lange Suchen und Frustration sind da an der Tagesordnung. Um so mehr Hoffnung setzen alle, die sich verändern wollen, auf das neue Stadtviertel "Am Buchberg".

Donaueschingen (jak). Die 350 Wohneinheiten, die dort entstehen sollen, werden dringend benötigt, um die Situation entspannen zu können.

Was viele aus ihren eigenen Erfahrungen kennen, hat auch eine entsprechende Wohnungsmarktanalyse, die 2015 zu Beginn des Konversionprozesses aufgestellt worden ist, bestätigt: Was offiziell angeboten wird, hat entweder sehr wenig oder sehr viel Quadratmeter. Im mittleren Segment gibt es kaum etwas. Die Analyse nannte damals die Förderung spezieller Wohnformen für die älter werdende Bevölkerung und die Ausweitung des Angebotes an Mietwohnungen, insbesondere für junge Ein- und Zweipersonen-Haushalte.

Reichlich Spielraum bietet da das Konversionsareal mit seiner 14 Hektar großen Fläche. Zurückblickend hat sich aus dem Schock, dass die französischen Soldaten die Stadt verlassen, eine wahre Chance entwickelt. Denn dadurch wurde eine Fläche frei, die direkt an die Innenstadt angrenzt und die nun zu einem neuen Wohnviertel, das den Namen "Am Buchberg" trägt, entwickelt wird. Es ist eine Chance, die sich Kommunen nur ganz, ganz selten bietet.

Hoffnungen und Erwartungen sind groß

Entsprechend groß sind die Hoffnungen und die Erwartungen, die in das neue Stadtviertel gesetzt werden. Schließlich können hier rund 1000 Menschen eine neue Heimat finden. Für die Stadt ein nicht ganz zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, schließlich wohnen diese Bürger dann nicht nur hier, sondern sie zahlen auch Steuern, nutzen die Infrastruktur und geben Geld aus. Und deshalb ist man im Donaueschinger Rathaus vollkommen entspannt, wenn es um den Kaufpreis geht. Denn schließlich musste und muss die Stadt das Gelände in drei Abschnitten von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kaufen. "Wenn am Ende eine schwarze Null steht, dann hat es sich für die Stadt allemal gelohnt", sagt Bürgermeister Bernhard Kaiser. Denn der ganze Konversionsprozess dürfe nicht in Euro und Cent berechnet werden.

Die Idee, dass die Stadt das Gelände selbst kauft, ist übrigens im Kaiserschen Garten entstanden. "Als ich den Gemüsegarten umgegraben habe, kam mir die Idee, wie wir mit dem ehemaligen Kasernenareal nach dem Abzug der Franzosen verfahren sollten", erinnerte sich Kaiser, der damals der erste Mann im Rathaus war. Thorsten Frei war schon weg, und Erik Pauly noch nicht mal in Sicht. So oblag es Kaiser nicht nur, am 31. Oktober 2013 die Hiobsbotschaft vom Abzug der französischen Soldaten zu verkünden, sondern die Weichen frühestmöglich zu stellen.

Verwaltung nimmt alles selbst in die Hand

Anders als Villingen-Schwenningen wollte Kaiser verfahren. Das Gelände kaufen, eine Gesellschaft gründen und den ganzen Prozess mit eigenem Personal abwickeln. Seine Vision: "Wir entwickeln da ein schickes, modernes Wohnquartier." Schon am Dienstag nach der Gartenarbeit ging er mit dieser Idee in den Gemeinderat. "Konsequent hat der Gemeinderat jeden Schritt möglich gemacht", sagt der Donaueschinger Bürgermeister. "Jede Stadt sucht für ihren Konversionsprozess eine eigene Lösung. Doch Donaueschingen hat den Besten gewählt", sagt Markus Kästel von der Bima. Denn eine Konversionsgemeinde könne nur dann wirklich entscheiden, was auf der Fläche entstehe, wenn sie auch in deren Besitz ist. Planungsrecht allein reiche da bei Weitem nicht mehr aus. In den vergangenen Jahren hätte sich immer mehr gezeigt, dass Kommunen sonst mit Investoren weltweit verhandeln müssten. Wer einen Konversionsprozess nur über den reinen Markt abwickeln wolle, könne dann die Entwicklung nicht mehr wirklich steuern. Und so ist sich Kästel sicher, dass alle Kommunen künftig den gleichen Weg wie Donaueschingen gehen.

Ganz oben im nördlichen Bereich des neuen Stadtviertels auf dem ehemaligen Areal des französischen Militärs werden 14 Bauplätze entstehen, auf denen Einfamilienhäuser geplant sind.

Platz wurde geschaffen, in dem die ehemalige Bebauung im vergangenen Jahr abgerissen wurde. Allerdings wurden die Abbrucharbeiten auf diese Gebäude beschränkt, deren Substanz sich nicht mehr für eine Sanierung geeignet hat. Aktuell laufen in diesem Gebiet die Erschließungsarbeiten. Zwei neue Straßen sollen das Neubaugebiet zugänglich machen.

Vermarktung soll bereits im Frühjahr beginnen

Mit den Kanälen für die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung finden auch gleichzeitig die Vorbereitungen statt, damit das Gebiet an das Breitband-Netz angeschlossen werden kann. Mit der Vermarktung der Bauplätze soll bereits im Frühjahr begonnen werden. Allerdings wird es wohl etliche enttäuschte Gesichter geben. Denn für die 14 Bauplätze haben sich bereits 60 Interessenten vormerken lassen. Sollte die Nachfrage weiterhin das Angebot übersteigen, werden die Grundstücke letztendlich im Losverfahren unter den möglichen Bauherren verteilt.

Als Adresse mit viel historischem Glanz gilt das Offizierskasino. Was der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben lange nicht gelungen ist, hat die Entwicklungs- und Konversionsgesellschaft nun geschafft. Das Gebäude ist verkauft. Interessenten gab es in den vergangenen Jahre einige, doch für diese Gebäude braucht es nicht nur ein ansprechendes Konzept, sondern auch das nötige Kleingeld und jede Menge Erfahrung mit dem Denkmalschutz. "Wir haben einen Investor gefunden, der auf die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden spezialisiert ist", sagt Tobias Butsch, der gemeinsam mit der Stadtplanerin Lara Schneider die Geschäftsführung der zuständigen Konversions- und Entwicklungsgesellschaft innehat. Der Investor, der aus Baden-Württemberg stammt, hat laut Schnieder gute Referenzen. Links und rechts des großen Ballsaals – in den beiden charakteristischen Flügeln des 1938 im militärischen Stil errichteten Vorzeigebaus – sollen Wohnungen entstehen. Der Ballsaal selbst soll in seiner jetzigen Form erhalten bleiben.

Das parkartige Grundstück soll ebenfalls bestehen bleiben und sich dann in die "Grüne Achse" die das komplette Stadtviertel von Norden nach Süden durchlaufen wird, übergehen.