Rund 50 Bürger fanden sich am Dienstagnachmittag zu einer spontanen Mahnwache gegen Rechts auf dem Rathausplatz zusammen. Später zog die Gruppe durch die Stadt. Foto: Bombardi

Mit Fackeln und weißen Masken durch die Innenstadt gezogen. Mahnwache als Reaktion.

Donaueschingen - Nun haben die Neonazis auch Donaueschingen entdeckt. In der Nacht zum ersten Mai zogen sie mit Masken und Fackeln durch die Innenstadt und grölten fremdenfeindliche Parolen. Am Dienstag kamen Bürger spontan zu einer Mahnwache gegen Rechts zusammen.

Die junge Frau lebt mit ihren Eltern in der Karlstraße. Der Lärm von Feuerwerk und grölenden Menschen machte sie aufmerksam. Es war gegen Mitternacht und die kleine Gruppe am Fenster glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Draußen zogen bis zu 50 Personen hinter weißen Masken versteckt mit Fackeln und Bannern über die Karlstraße. "Damit die Nachwelt nicht vergisst, dass Du ein Deutscher gewesen bist", grölte die Gruppe und hatte diesen Spruch auch auf ihrem Banner verewigt.

Der unheimliche Umzug lief weiter, am Rathaus vorbei und beobachtet wurde, wie einzelne Mitglieder ihre Fackeln und Feuerwerkskörper gegen die Hauswand des King Kebab gegenüber der Realschule warfen, ohne dabei jedoch ernsthaften Schaden anzurichten. Hausbewohner löschten die Fackeln.

Die Polizei wurde kurz nach Mitternacht von den Vorgängen unterrichtet, bestätigte der kommissarische Revierleiter Ulf Feichtinger. Als die Polizei eintraf, warfen Gruppenmitglieder ihre Fackeln und Masken weg und flüchteten. Die Beamten konnten dennoch einige Personen aufgreifen und stellte deren Daten fest. Es handelte sich um Personen aus Nordbaden und aus der Schweiz. Die ganze Geschichte sei recht mysteriös, sagte Feichtinger im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Anzeigen lagen bis gestern nicht vor.

Als spontane Reaktion auf den rechtsextremistischen Umzug fanden sich gestern Nachmittag rund 50 Bürger aus der Region Südbaar zu einer Mahnwache auf dem Rathausplatz zusammen, Schilder mit klaren Aussagen gegen Rechts tragend. Die Gruppe zog anschließend durch die Innenstadt zum Max Rieple Platz und stieß bei den zahlreichen Passanten auf großes Verständnis. Gleichzeitig wurde dafür geworben, dass im Mehrgenerationenhaus eine Integrationsgruppe für Deutsche und Ausländer zum kulturellen Austausch entstehen soll, die Amelie Maier leiten wird.

Die Polizei bittet Zeugen der nächtlichen Vorgänge, sich mit der Kriminalpolizei in Villingen-Schwenningen in Verbindung zu setzen, Telefon 07721 / 601_0, oder mit dem Polizeirevier Donaueschingen, Telefon 0771 / 837 830.

"Sie kommen Nachts mit Masken und Fackeln. Wie bei einem Flashmob organisieren sich Rechtsextreme spontan übers Netz und verbreiten Angst und Schrecken. Eine neue Aktionsform mit altem Gedankengut." Das schreibt die ZDF-Videothek über die Gruppe, die sich "Die Unsterblichen" nennen, offenbar abgeleitet von einer militärische Eliteeinheit des antiken Perserreiches.

"Sie ziehen mit Fackeln durch Kleinstädte, machen davon professionelle Videos und stoßen auf großen Zuspruch. Die Unsterblichen sind der jüngste Versuch von Neonazis, moderne, jugendaffine Aktionsformen zu testen", schreibt die Welt über das seit geraumer Zeit bundesweit auftretende Phänomen.

Das Konzept, ihr rechtsradikales Gedankengut auch über neue Medien zu verbreiten, entwickelte 2009 eine Brandenburger Gruppierung namens "Spreelichter". "Sie besteht aus jungen Rechtsextremisten, die zum Teil in der NPD-Jugendorganisation JN aktiv waren. 'Demokraten bringen uns den Volkstod', lautet ihre Parole", schreibt die Welt.