Beim Kammermusikkurs des Deutschen Musikrats sind die Instrumentalisten höchstens 21 Jahre alt und müssen ohne Dirigenten auskommen – hier sieben Musiker nach einem zweisätzigen Harfenkonzert von Maurice Ravel. Foto: Faigle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Abschlusskonzert des Deutschen Kammermusikkurses / Zuschauer begeistert vom Spiel der jungen Musiker

Donaueschingen. Sie alle sind jung und hochbegabt: die Teilnehmer am Kammermusikkurs des Deutschen Musikrates für Preisträger des Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert". Seit zehn Tagen hatten sie an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen geübt und am Freitag bei einem Konzert im Strawinsky-Saal hören lassen, was für außergewöhnliche technische und gestalterische Fähigkeiten in ihnen stecken.

Das Konzertprogramm umfasste Kompositionen von der Romantik bis zum beginnenden 21. Jahrhundert. Und da das Potenzial von Instrumentalisten, die erst zwischen 14 und 21 Jahren alt sind, naturgemäß noch begrenzt ist, waren nur drei Kompositionen in ihrer ganzen Länge zu hören, bei sechs weiteren dagegen lediglich Auszüge.

Beeindruckend reif erklingen zwei der Werke: das 1905 komponierte kleine Harfenkonzert mit der Bezeichnung "Introduction et Allegro" für Harfe mit Begleitung durch ein Streichquartett, Flöte und Klarinette von Maurice Ravel sowie das Streichsextett "Verklärte Nacht" von Arnold Schönberg aus dem Jahr 1899. Es sind zwei Stücke, bei denen die Anforderungen an Kammermusiker exemplarisch deutlich werden: Jeder Spieler ist für seine Stimme ohne weiteren Partner allein zuständig und niemand dirigiert und führt das Ensemble, sodass die Spieler intonatorisch oder rhythmisch selbst zusammenfinden und auch zusammenbleiben müssen. Bei Ravel zeigt die 18-jährige Harfenistin Johanna Dorothea Görißen ihr schon ausgefeiltes Können, wenn sie als Solistin lange Glissandi leicht und gleichmäßig bis ins Harfenknie dahingleiten lässt oder einzelne Klänge mit der flachen Hand sensibel abdämpft. Ihre Mitspieler beweisen dazu, wie viel Sinn sie für Ravels raffinierte Klangfarben besitzen. Bei Schönbergs technisch schwierigem und intonatorisch heiklen Stück zeigen sechs andere junge Musiker, wie gut sie mit einer großen Spannweite an starken Gefühlen musikalisch umgehen können. 80 Zuhörer sind von ihrem Spiel begeistert.

Von Schweden in die USA

Das übrige Programm hält Auszüge von Werken von Louis Spohr über Olivier Messiaen bis György Kurtág bereit. Eine beispielhaft interessante Wirkung bekommen drei ganz kurze Stücke aus "Apartment House 1776" von John Cage: Harfe, Klarinette, Cello und Klavier fordern fantasiebegabtes aufmerksames Hören eines Brückenschlags von schwedischen Kirchenmelodien der Barockzeit herüber in die Musikwelt der USA der 1970er Jahre.