Es wird gebaut, umgebaut, modernisiert – zwangsläufig voran geht es aber nicht.Foto: Hahnel Foto: Schwarzwälder-Bote

Manchmal können 100 Euro Miete mehr pro Monat von den Betroffenen nicht mehr bewältigt werden

Von Florian Hahnel

Donaueschingen. Das Stundenbrutto bei acht oder weniger Euro, Rente auf Hartz-IV-Niveau: In der Donaueschinger Kernstadt kommen Mieter im Zuge von Modernisierungen in die Bredouille. Künftig 100 Euro mehr pro Monat können in manchen Fällen nicht mehr gestemmt werden.

Je nach Sichtweise stellen 100 Euro einen noch überschaubaren Betrag dar; für drei Donaueschingerinnen ist das Ende der Fahnenstange aber erreicht. Unter anderem sollen ihre Wohnungen umfänglich modernisiert werden, die Warmmiete künftig auf mehr als 500 Euro steigen.

"Es ist einfach zu viel, es geht dann nicht mehr", sagt eine der Betroffenen. Glück im Unglück für zumindest diese Dame, sie hat bereits eine neue Bleibe in der Donaustadt gefunden und überweist in der Folge etwas über 400 Euro an Warmmiete. Das ist ein Betrag, der bislang immer anfiel und mit dem sie "gerade noch" klar kommt.

Wenn 100 Euro definitiv zum Zünglein an der Waage werden, ist das aussagekräftig. Die Donaustadt ist bezüglich Gesellschaftsstruktur und Einkommensgefüge zwar noch durchschnittlich platziert, doch auch im Baar-Zentrum sind Facetten der "neuen Bundesrepublik" erkennbar. Vor Ort scheitern die einen an 100 Euro Mieterhöhung, andere kaufen sich halbe Straßenzüge oder nahe "Bergspitzen".

Mit den Baugebieten "Schützenberg/Bühlstraße" und "ehemalige Lehrerakademie" kommt der besser gestellte Mittelstand zum Zuge, vor allem der Schützenberg erweist sich als Goldgrube (wir berichteten) für die Kommune. Trautes Heim, "heile Welt" – für die genannten Damen ist der Schützenberg zwar relativ nahe, gleichsam jedoch unerreichbar.

Als sich eine der Frauen früher übrigens erkundigte, wie denn parallel gewohnt und modernisiert werden soll und dabei vor allem die Toilette im Sinn hatte, wurde ihr gesagt: "Unten steht doch ein Dixie-Klo."

Soziale Verwerfungen gibt es auch andernorts in der Donaustadt. Ein im Gewerbegebiet Breitelen Strangen niedergelassener Arbeitgeber zahlte einem Teil seiner Leute vier Euro brutto die Stunde. Die Männer und Frauen waren täglich drei oder sechs Stunden beschäftigt und hörten von der Arbeitsagentur: "Wenn Sie diese Arbeit nicht machen, gibt es kein Hartz IV. Damit kann Ihnen die Obdachlosenunterkunft drohen."