Schräubchen drehen: Das Team Napo aus Villingen trifft letzte Vorbereitungen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Boxenluder inklusive: Das Gaudi-Wochenende mit dem 21-Stunden-Rennen des MSF hat gestern begonnen

Von Steffen Maier

Donaueschingen-Pfohren. Das mit ziemlicher Sicherheit verrückteste, in jedem Fall lustigste Rennen des Jahres hat gestern in Pfohren Fahrt aufgenommen. 30 Mannschaften aus der Region mit jeweils vier Fahrern und zwei Mechanikern lassen ihre Mofas auf einer Wiese hinter dem Mall-Firmengelände von heute Nachmittag an knattern.

Von 15 Uhr an stehen die Mofa-Motoren 21 Stunden lang nicht mehr still. Nach dem sogenannten Le-Mans-Start brettern die Fahrer durch Maisfelder, über Äcker und Feldwege, müssen über kleine Schanzen und durch Gräben hindurch. Eine Runde ist rund zwei Kilometer lang, wer am Sonntag, wenn das Rennen um 12 Uhr beendet wird, die meisten gedreht hat, der hat gewonnen. Die Fahrer sind, ehe die Zielflagge geschwenkt wird, rund 800 Kilometer unterwegs, das entspricht ungefähr der Strecke nach Hamburg. Aber eben nicht bequem mit dem Auto, sondern mit dem Mofa.

Die Idee eines solchen Rennens hatten die Pfohrener Motorsportfreunde schon länger, vor fünf Jahren schon einmal war es vage in der Planung, jetzt, im 30. Jahr ihres Bestehens, klappt’s. Möglich wurde es, wie der MSF-Vorsitzende Roland Fehrenbacher sagt, in erster Linie durch das Drängen und das Engagement der jungen Motorsportler-Generation: Rund 30 Mitglieder kamen in den vergangenen beiden Jahren zum Verein dazu, und diese Gruppe drängte darauf, zum runden Geburtstag nicht einfach nur ein Rennen, sondern eben eine Riesen-Gaudi auf die Beine zu stellen, Zielgruppe: Jugend.

Wie für jedes, so braucht’s auch für dieses Rennen gewisse Regeln, und die haben die Motorsportfreunde Pfohren penibel aufgestellt: Helmpflicht, die Mofas dürfen maximal 50 Kilometer in der Stunde schnell sein, nach Abnahme der Fahrzeuge sind keine Änderungen mehr möglich, und noch vieles weitere mehr. Dass es trotzdem eine Gaudi werden soll, auch das ist anhand einzelner Vorschriften erkennbar: Fliegende Mofas haben keine Chance, sie werden beschlagnahmt. Fahrer müssen fahrtüchtig sein. Und, ganz wichtig, Zitat: "Die Zulassung der Boxenluder wird von der Rennleitung durch optisches Begutachten erfolgen". Ah ja.

Die Älteren, nicht im MSF, aber in der Ortspolitik, hatten mit diesem Vorhaben zunächst so ihre Schwierigkeiten. Der Ortschaftsrat Pfohren wollte das Rennen nach ersten Beratungen und laut erstem Beschluss unterbrochen haben zwischen Mitternacht und sechs Uhr am Morgen, aus Rücksicht auf die Anwohner, ununterbrochenen Motorenlärm sollte es nicht geben. Nach Lärmpegelmessungen und einer Unterschriftensammlung willigte der Ortschaftsrat dann doch in ein Non-Stop-Rennen ein – und machte so den Weg endgültig frei für die größte Veranstaltung, die der MSF in seiner Geschichte gestemmt hat.

Mehr als 100 Helfer sind engagiert, die Kosten liegen im fünfstelligen Bereich. 4000 Besucher erwartet der MSF, und die sollen natürlich nicht alle nur an der Rennstrecke stehen, sondern sich wie gestern Abend schon und heute wieder die ganze Nacht im Riesenfestzelt nahe der Rennstrecke vergnügen. Der Eintrittspreis für das Wochenende ist mehr als moderat: Mit zwei Euro ist man dabei, wer nur am Sonntag kommt, zahlt einen Euro.

Wer gewinnen wird? Schwer zu sagen. Vielleicht die Mannschaft "Warmduscher" aus Erdmannsweiler, vielleicht das "Team Rüssel" aus Löffingen, möglicherweise "Die Prima 6" aus Donaueschingen oder die "Hobby Heizer" aus Brigachtal. Klar, gewinnen ist immer schön, aber allein an den Mannschafts-Namen kann man ablesen: Viel wichtiger in Pfohren als der Sieg ist der olympische Gedanke. Dabeisein ist alles bei dieser Riesen-Gaudi.

Weitere Informationen: Programm – Samstag: 10 bis 11 Uhr Streckenbegehung, 11 bis 12 Uhr Fahrzeugabnahme, 13 bis 14 Uhr Qualifikation, 15 Uhr Rennstart, 20 Uhr Party im Zelt mit DJ Jimmy. Sonntag: 12 Uhr Zieleinlauf, 12 bis 14 Uhr Fahrzeugüberprüfung, ab 15 Uhr: Siegerehrung.