Der Skulpteur Axel Anklam (links) und Christian Malycha, Leiter des Kunstvereins Reutlingen, führen im Museum Art-Plus über aktuell ausgestellte Werke des Berliner Künstlers ein aufschlussreiches Publikumsgespräch. Foto: Faigle Foto: Schwarzwälder Bote

Museum: Öffentlicher Dialog im Art-Plus

Donaueschingen. Der Berliner Künstler Axel Anklam ist ein Skulpteur, dessen Arbeiten Christian Malycha, der Leiter des Kunstvereins Reutlingen, mit zwei starken Qualitäten charakterisiert: mit einer Einheitlichkeit, die vielgestaltig ist, und einer Stille, die klingt. Dass sich diese Aussage nicht nur poetisch anhört, sondern auch einen konkreten Bezug zur Wirklichkeit hat, wurde in einem öffentlichen Dialog zwischen Anklam und Malycha deutlich, an dem im Museum Art-Plus gut 30 Kunstinteressierte teilgenommen haben.

Anklam hat eine interessante Biografie. Erst nachdem er als Kunstschmiedemeister sowie als Restaurator und im Denkmalschutz gearbeitet hatte, wandte er sich einem Studium der Bildhauerei zu und widmet sich seither der Lösung elementarer Fragen, die weit über das Handwerk hinausgehen: Was für ein Innenleben hat schweres Material, wie ist dem beizukommen und welcher künstlerische Ausdruck kann dafür gefunden werden? Die Suche nach "Transluzenz" – nach der Durchlässigkeit von Helle im Material – ist eine der beständigen Triebkräfte von Anklam.

Der Betrachter seiner Kunst soll einen Begriff davon bekommen, dass schwere Materialien wie Edelstahl auch Transparenz, Leichtigkeit, Bewegtheit und Offenheit ausstrahlen können. Anklams Anspruch an sich selbst ist hoch, er erfüllt ihn aber auf faszinierende Weise. Malycha benennt als Grund für das Gelingen die grundsätzliche "Skepsis gegenüber dem Geniekult" von Anklam, was nichts anderes heißt, als dass er nicht auf vereinzelte geniale Einfälle baut, sondern auf eine kontinuierliche Entwicklung seiner Vorstellungen.

Eine Überzeugung des antiken Architekten Vitruv ist für Anklam von besonderer Bedeutung: dass die Beachtung physikalisch messbarer Elemente der musikalischen Harmonik auch bei dreidimensionalen Gebilden wie Skulpturen zu einem harmonischen Eindruck führen. Ein Kunstwerk braucht Proportionen, sagt Anklam, es muss aber immer auch mehrere Sinne ansprechen. Das kundige Fragen des Kunsthistorikers Malycha und das durchdachte Antworten des Künstlers Anklam bekommen viel Beifall.