Schulleiterin Gabriele Lindemann Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Erich-Kästner-Schule: Eltern: Bedeutet zu großen Aufwand / Grundschule soll am Standort gestärkt werden

Das neue Stadtviertel "Am Buchberg" soll viele Probleme lösen: Neue Bauplätze für Familien, Wohnraum für Senioren und auch die Realschule soll dort einen neuen Platz finden. Für die Erich-Kästner-Schule sieht der Elternbeirat dort allerdings keine weitere Außenstelle.

Donaueschingen (jak). Es sind 14 Hektar, die eine städtebauliche Spielwiese bieten und stets bei allen Planungen im Fokus liegen. Da lag für die Stadtverwaltung der Schluss nahe: Wir haben zwei Schulprobleme, die könnten auf einen Streich gelöst werden.

Unumstritten ist seit Jahren der Handlungsbedarf an der Realschule. Unumstritten, wenn auch noch nicht seit langer Zeit, jedoch mit zunehmender Dringlichkeit, ist der Handlungsbedarf an der Erich-Kästner-Schule. Denn das Ganztagesangebot wird mittlerweile so gut angenommen, dass die Schule an ihre räumlichen Kapazitäten stößt.

Oft werden Zimmer gar drei- oder vierfach genutzt und auch im Keller wird jeder Quadratmeter ausgeschöpft. Und wenn man schon einen Realschul-Neubau plant, dann könnte man mit einer Außenstelle oder gar einer neuen Grundschule doch auch gleich das Platzproblem an der Erich-Kästner-Schule lösen.

Die Verwaltung macht Synergieeffekte im Bereich Mensa, Turnhalle, Verkehrsanbindung, zentrale und attraktive Bildungs- und Betreuungsangebote aus. So müssten etwa die Grundschüler, die in der Äußeren Röte oder Am Buchberg wohnen, nicht eine der viel befahrenen Verkehrsachsen queren, um zur Erich-Kästner-Schule zu gelangen.

Eine Auslagerung von nur einem Zug wird jedoch aus pädagogischer und organisatorischer Schicht von der Schulleitung und dem Staatlichen Schulamt als problematisch angesehen. Die Idee: Zwei Züge sollen auf dem Konversionsgelände unterrichtet werden, an der Stammschule bleibt noch ein Zweig. So könnte der dadurch gewonnene Raum für die Ganztagesbetreuung genutzt werden. Doch während sich die Gesamtlehrerkonferenz mit 15 Ja-, fünf Gegen- und zwei Enthaltungen mehrheitlich für die Planungen ausgesprochen haben, sehen das die Eltern anders. So wertet der Elternbeirat mit sieben Gegenstimmen und neun Enthaltungen das Ganze eher skeptisch. Befürworter gibt es keine.  Der Elternbeirat: Was bewegt die Eltern zu einem solchen Abstimmungsergebnis? Die Antwort gibt Carlos Vieira, Vorsitzender des Elternbeirats: "Die Eltern befürchten, dass die Außenstelle zum Prestigeobjekt wird und dass die Erich-Kästner-Schule in Vergessenheit gerät und so zu kurz kommt", erklärt Vieira. Organisatorisch bedeute eine weitere Außenstelle – die Erich-Kästner-Schule hat mit Grüningen und Allmendshofen bereits zwei – wesentlich größeren Aufwand. "Wir wollen eigentlich die Erich-Kästner-Schule lieber als eine starke Grundschule, anstatt mit drei kleinen Schulen."

Eine Meinung, mit denen die Eltern nicht allein sind, denn auch die Stadträte halten von einer weiteren Außenstelle wenig – und das über alle Fraktionen hinweg. Die geforderte Richtungsweisung, um die Planungen für die Realschule weiterzuführen, bekam die Verwaltung auch. Bloß nicht wie gewünscht: Denn die Stadträte waren sich einig: Der Fokus sollte lieber auf der jeweiligen Schule liegen, als solch eine Kompromisslösung zu realisieren.  Konrad Hall (CDU): "Wir sollten die Erich-Kästner-Schule dort stärken, wo sie jetzt ist", erteilt der CDU-Fraktionssprecher den Depandance-Plänen eine Abfuhr. Eine starke Dreizügigkeit sei besser, als zwei Züge auszulagern, und drei Außenstellen würden nicht funktionieren. "Die Synergieeffekte kann ich nicht sehen", sagt Hall. Zudem würden diese schon am aktuellen Standort mit dem benachbarten Fürstenberg-Gymnasium bestehen.  Gottfried Vetter (SPD): "Die oberste Priorität ist die pädagogische Betreuung der Kinder", betont der SPD-Fraktionssprecher, der das pädagogische Konzept, das die Schule ausgearbeitet hat, für "durchdacht und zukunftsfähig" erachtet. Es sei schwer vorzustellen, wie eine Schule funktionieren könne, wenn sie auf vier Standorte verteilt ist. Wichtig sei, anhand des pädagogischen Konzeptes zu prüfen, ob der Raumbedarf mit einer Sanierung realisierbar sei oder ob ein Anbau nötig werde. "Wir sollten die Erich-Kästner-Schule als große Grundschule am aktuellen Standort erhalten."  Claudia Weishaar (GUB): Eine "totale Absage" erteilt die ehemalige Grundschulleiterin der Außenstelle. "Das wäre nur eine Notlösung. Grundsätzlich gehört eine Schulleitung an jede Schule, denn sie ist das Herz der Schule und das Bindglied zwischen Schülern, Eltern und Lehrern." Die GUB-Stadträtin schlägt vor, einen grundsätzlichen Blick auf die Grundschul-Landschaft von Donaueschingen zu werfen. Denn durch das Ganztagesangebot würden viele Kinder die Schule besuchen, die eigentlich auch Ortsteil-Grundschulen, aber nicht das entsprechende Angebot haben, direkt vor der Haustüre haben. "Es gibt viele Alternativen. Wir tun uns schwer mit einer Entscheidung, wenn wir nicht alle Fakten auf dem Tisch haben." Der Hauptausschuss solle sich einmal eingehend in der Sondersitzung mit den Grundschulen beschäftigen.  Michael Blaurock (Grüne): Eine neue Idee bringt der Grünen-Fraktionssprecher ins Spiel. Wenn die Realschule gebaut ist, hätte die Stadt zentrumsnah ein Grundstück, auf dem man eine neue Erich-Kästner-Schule bauen könne. "Das Fürstenberg-Gymnasium war mir eine große Lehre", sagt Blaurock. Dort hätte man auch mit 1,3 Millionen Euro angefangen, letztendlich waren es zehn Millionen Euro und der Grünen-Stadtrat hat sich nach eigenen Angaben in der einen oder anderen schlaflosen Nacht gewünscht, dass man doch lieber neu gebaut hätte, anstatt zu sanieren.  Bertolt Wagner (FDP): Aktuell nutzen 75 Prozent der Kinder das Ganztagesangebot: "Der Bedarf wird noch mehr zunehmen, aber am kleineren Standort können wir die Ganztagesbetreuung nicht aufrecht erhalten", sagt der FDP-Fraktionssprecher. Deshalb sollten die Pläne nicht weiter verfolgt werden. "Wir sollten nicht noch eine weitere kleine Schule schaffen."

270 Kinder besuchen aktuell die Erich-Kästner-Schule. 75 Prozent davon nutzen das Ganztagesangebot. Dadurch ist der Platz eng geworden. Zwar hat jede Klasse ein Klassenzimmer, doch die anderen Räume sind mehrfach belegt.

Die Schulbibliothek wird gleich vierfach genutzt. Denn zwischen den Büchern findet auch die Schulsozialarbeiterin ihren Platz. Außerdem finden dort Elterngespräche und die Nachmittagsgruppe "Lesehund" statt. Die Küche ist nicht nur zum Kochen da. Denn dort kommt auch die Vespergruppe zusammen und es findet die Sprachförderung statt.

Der Musikraum ist gleichzeitig auch der Medienraum und der Sprachförderraum. Keinen Raum haben die beiden Vorbereitungsklassen. Oft sitzen die Kinder mit den Lehrkräften in der Aula und arbeiten dort. Im Keller wird der PC-Raum, der außerdem zu wenig Arbeitsplätze hat, gleich vierfach genutzt. Hier findet auch der Türkisch-Unterricht statt und die Experimenten- und Percussiongruppen treffen sich hier.

Die Wunschliste ist nicht überzogen, sondern führt auf, was andere Schulen meist haben. So soll beispielsweise jede Jahrgangsstufe einen Gruppenraum bekommen, damit niveaudifferenziertes Lernen in Kleingruppen möglich ist. Für die beiden Vorbereitungsklassen jeweils ein Zimmer und für den Ganztagesbereich zwei Ruheräume, in die sich die Grundschüler auch einmal zurückziehen können. Auch eine Schülerbücherei mit einer Sitzecke und Regalen, die auf die Größe der Kinder angepasst sind, stehen auf der Wunschliste. Für die Lehrer einen Arbeitsraum, in dem sie in Ruhe arbeiten können und ein Elternsprechzimmer, in dem ungestört Gespräche geführt werden können. Hinzu kommt ein Raum für die Schulsozialarbeit und ein Sozialraum für die Jugendbegleiter.