Nach und nach füllen sich die Produktionsflächen im neuen Werk in Villingen-Schwenningen. Ende des Jahres arbeiten dort 250 Menschen. Foto: IMS-Gear

Automotive-Markt kühlt sich weltweit ab. Bezug des neuen Werkes in VS läuft planmäßig.

Donaueschingen - Mit gebremsten Wachstumserwartungen startet der größte Donaueschinger Arbeitgeber IMS Gear ins Jahr 2019.

Schon das zweite Halbjahr 2018 verlief schlechter als die im Mai vergangenen Jahres aufgestellte Prognose. Die Abkühlung im Automotive-Markt 2018 habe sich auch bei IMS Gear mit rückläufigen Umsätzen in allen Regionen, über alle Produkte und Kunden bemerkbar gemacht, sagt Vorstand Wolfgang Weber, der im dreiköpfigen Gremium die Bereiche Produktion und Personalwesen verantwortet. Insbesondere gelte das für das dritte und vierte Quartal.

Auch wenn die Geschäftszahlen für 2018 noch nicht vorliegen, werde ein Wachstum in der ursprünglich angepeilten Größenordnung nicht erreicht. "Insofern ist die Bezeichnung "Wachstumsdelle" durchaus zutreffend", so Weber. Für das laufende Jahr plane man ein moderates Umsatzwachstum im niedrigen Prozentbereich. Für das Jahr 2017 bedeutete ein Umsatz von 515 Millionen Euro eine Steigerung um sieben Prozent, für das vergangene Jahr war eine Prognose von plus neun Prozent auf 562 Millionen Euro ausgegeben worden.

Auch die Jobmaschine IMS Gear läuft langsamer als erhofft. 2018 sollten von dem Stand von 3400 Mitarbeitern aus, 140 zusätzliche Mitarbeiter in Deutschland und 370 in China, Mexiko und USA eingestellt werden. Stattdessen ist die Mitarbeiter-Gesamtzahl bis Jahresende 2018 auf 3700 geschrieben.

Es sei keineswegs neu, dass Wachstumspläne der konjunkturellen Entwicklung angepasst werden müssen. Da bilde IMS Gear keine Ausnahme. Auch wenn die vergangenen Jahre durch erhebliches Wachstum geprägt gewesen seien, habe man in der Vergangenheit – zuletzt 2008/2009 in einer ausgewachsenen Krise – Erfahrungen mit Wachstumsdellen gesammelt und "wisse, damit umzugehen", betont Weber.

Aktuell habe man auf die veränderten Rahmenbedingungen kostenseitig reagiert. Im Personalbereich habe man die Leiharbeit zurückgefahren, sagt Weber. Gegebenenfalls werde man die Schichtmodelle variabel an geänderte Abrufvolumina, also die von Geschäftspartnern bestellten Stückzahlen, anpassen.

Gleichzeitig laufe der Bezug des neuen Werkes in Villingen-Schwenningen planmäßig, wie IMS Gear-Pressesprecher Thomas Schröter versichert. Im Gewerbegebiet Salzgrube, zwischen den Stadtbezirken gelegen, entsteht eine Produktionshalle mit 12 000 Quadratmeter Nutzfläche, Sozialräumen und Logistikflächen. Seit August vergangenen Jahres werden die Produktionsflächen sukzessive mit Maschinen und Anlagen bestückt. Wenn der Einzug der aus Donaueschingen und Trossingen abgezogenen Produktionsbereiche Ende 2019 abgeschlossen sein wird, sind dort zwei Einheiten mit insgesamt 250 Mitarbeitern zugeordnet.

Die Umzugspläne erlauben neue Zuordnungen in Donaueschingen, dem mit 1450 Mitarbeitern größten Standort. So können Kapazitäten in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Anlage-, Werkzeug- und Formenbau (Industrial Engineering) erweitert und im Technologiezentrum Donaueschingen konzentriert werden.

Das Unternehmen weiß, dass in der gegenwärtigen Situation Gerüchte einer schweren Krise die Runde durch die Stadt machen. Weber beschönigt das nicht. Das beste Gegenmittel sei es, die eigenen Mitarbeiter zeitnah und umfassend über die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen zu informieren. Dabei seien es keineswegs die Probleme, die gegenwärtig Dieselaggregate beim Kunden haben, oder die anstehende Antriebsrevolution in Richtung Elektro, die IMS Gear angeblich das Leben schwer machten: Was die Produktpalette anlange, sei IMS Gear ganz unabhängig davon, ob ein Fahrzeug von Verbrennungsmotoren, per Hybrid-Technik oder rein elektrisch angetrieben wird, sagt Weber: "Als Wachstumsbremse wirkt die generelle Abkühlung im Automotive-Markt", unterstreicht der Unternehmensvorstand.

Statt weiterer Steuerimpulse setzt IMS Gear darauf, dass der weltweite Automobilmarkt mittel- und langfristig weiter wachsen und der weltweite Fahrzeugbestand moderat zunehmen wird. Diese Perspektive biete dem Unternehmen grundsätzlich auch künftig Wachstumschancen.

Info: Firmendaten

Umsatz: Bei der Bilanzpressekonferenz im Mai 2018 legte IMS Gear mit 515 Millionen Euro die jüngsten Umsatzzahlen vor. Sie bezogen sich auf das Jahr 2017. 162 Millionen Euro steuerten die beiden US-Werke und der Standort in Mexiko bei, 40 Millionen Euro das China-Geschäft. Anteilig, so hieß es im Vorjahr, würden die China-Aktivitäten am stärksten wachsen. 90 Prozent des Umsatzes erzielt IMS Gear im Bereich Automotive. Zehn Prozent verteilen sich auf Nischenbereiche wie Planetengetriebe oder Kunststoffzahnräder.

Mitarbeiter: Gegenwärtig hat IMS Gear weltweit 3700 Mitarbeiter. In Deutschland sind das am Standort Donaueschingen 1450 Menschen, in Eisenbach 560, in Trossingen 170 und in Villingen-Schwenningen 120. In den USA werden 600 Mitarbeiter beschäftigt, in Mexiko 250 und in China 570.