Die Bundesstraße 27 ist noch nicht einmal auf vier Spuren ausgebaut, da fordern die Grünen schon Tempo 100. Das Landratsamt, das mit der Großen Kreisstadt Donaueschingen verantwortlich ist, macht klar: Die Entscheidung wird getroffen, wenn der Ausbau fertig ist. Foto: Wetzel

Ortsgruppe schreibt an die Ministerien. Landratsamt: Entscheidung erfolgt erst nach Ausbau.

Donaueschingen/Hüfingen - Donaueschingen hat seine Einbahnstraße und das Verkehrskonzept, Hüfingen die Schaffhauser Straße und die dazugehörende Bürgerinitiative, und in Blumberg kämpft man immer noch für die Umfahrungen für Randen und Zollhaus.

Verkehr bewegt die Region und betrifft so ziemlich jeden. Bislang war es allerdings um den Ausbau der Bundesstraße 27 ziemlich ruhig. Die Brücke am Allmendshofener Zubringer war willkommen, schließlich minimierte sich nicht nur die Wartezeiten erheblich, sondern entschärfte auch eine der größten Unfallschwerpunkte der Baar. Und auch der vierspurige Ausbau sorgte lediglich bei einigen Eigentümern, deren Grund für die Realisierung des Straßenbauprojektes benötigt wird, für weniger Begeisterung.

Nun haben die Grünen der Südbaar das Thema für sich entdeckt: "Wir Grünen in der Südbaar fordern nach dem Abschluss des Ausbaus der B 27 zwischen Donaueschingen und Hüfingen eine Geschwindigkeitsbegrenzung", heißt es in einem Schreiben. Dieser Beschluss wurde bei der jüngsten Vorstandssitzung formuliert. Es sei das Ergebnis der letzten Ortsmitgliederversammlung.

Vorstoß von Sigmund Vögtle: Neu ist das Thema nicht, denn schon vor einem Jahr hatte der Hüfinger SPD-Stadtrat Sigmund Vögtle, bekannt für seine Leidenschaft fürs Fahrradfahren und seine Abneigung gegenüber dem motorisierten Verkehr, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Höhe des Hüfinger Wohngebietes "Auf Hohen" ins Gespräch gebracht. Damals hatte Vögtle bei der Debatte um den geplanten Lärmschutzwall, der die Bewohner vor der Belastung schützen soll, ein Tempolimit ins Spiel gebracht. Seine emotionale Rede hatte allerdings nichts genutzt, denn er blieb mit seinem Vorschlag ziemlich allein: "Die Stadtverwaltung wird beauftragt bei den entsprechenden Behörden vorstellig zu werden und Tempo 100 tagsüber zwischen Wassertrum und Zubringer zu beantragen", lautete der Antrag damals. Mit fünf Ja- und 13-Nein-Stimmen wurde er abgelehnt. Bürgermeister Michael Kollmeier führte damals an, dass die Entscheidung, welche Verkehrsregelungen auf dem ausgebauten Straßenstück gelten werden, erst gefällt würde, wenn der Ausbau abgeschlossen ist.

Erklärung des Landratsamtes: Eine ähnliche Antwort gibt es aus dem Landratsamt: Für die Verkehrsregelungen auf der Strecke zwischen Donaueschingen und Hüfingen sind entsprechend dem Verlauf beider Gemarkungen sowohl die Große Kreisstadt Donaueschingen als auch unser Straßenverkehrsamt zuständig. "Um festzulegen, welche Höchstgeschwindigkeit zulässig ist, werden verschiedene Kriterien betrachtet, wie zum Beispiel das Gefährdungspotenzial, die zulässigen Verkehrsarten und die Lärmbeeinträchtigung der angrenzenden Bebauung", teilte Pressesprecherin Heike Frank mit. Eine Entscheidung darüber, welche Höchstgeschwindigkeit im Verlauf der dann vierstreifig ausgebauten Strecke der B 27 zwischen Donaueschingen und Hüfingen zulässig ist, werde durch beide Verkehrsbehörden in Abstimmung mit dem Polizeipräsidium Tuttlingen und dem Regierungspräsidium Freiburg nach Abschluss der Ausbauarbeiten an der B 27 erfolgen.

Forderung nach Tempo 100: Nun nehmen sich die Grünen des Themas ein. Nach Aussage des Regierungspräsidiums während einer Infoveranstaltung in Hüfingen sei nach bisherigem Stand keine Geschwindigkeitsbegrenzung vorgesehen. Die Südbaar-Grünen sind sich einig darin, dass vor allem aufgrund der flächigen Lärmausbreitung durch die Baar-Hochmulde die Anwohner in Donaueschingen und Hüfingen schon jetzt stark vom Verkehrslärm betroffen seien.

Schreiben an Verkehrsminister: "Um die verkehrsbedingten Immissionen und insbesondere die Lärmbelastung für die Anwohnerinnen und Anwohner zu senken und um die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu erhöhen, fordern wir eine Geschwindigkeitsreduzierung zwischen der Anschlussstelle Donaueschingen Mitte (Donauzusammenfluss) und der Verzweigung B 27/31 südlich von Hüfingen auf 100 Stundenkilometer", so die Grünen in ihrem Schreiben, das sie am Dienstag an die Verkehrsministerien in Bund und Land, an die zuständigen Fachbehörden sowie an sämtliche Abgeordneten versandt haben.

Zur Begründung führen die Grünen weiterhin an, dass südlich von Hüfingen mit der Bundesstraße 31 bereits ein stark befahrener Straßenabschnitt besteht, der die Anwohner in den angrenzenden Wohngebieten erheblich belaste. Die Dauerbelastungen durch Verkehrslärm seien nachweislich gesundheitsschädlich. Umso wichtiger sei vor diesem Hintergrund die Begrenzung der Emissionen und der Unfallgefahren auf dem zukünftig ausgebauten Abschnitt der B 27.

Positivbeispiele: Die Südbaar-Grünen verweisen außerdem auf "Positivbeispiele" in der Region, die "Hoffnung für eine menschen- und umweltgerechte Lösung entlang der neuen B 27" machen würden. So hat die vierspurige B 27 entlang von Bad Dürrheim seit Langem eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Und noch ein anderes Beispiel führen sie an: So hätten die vom Lärm der A 81 betroffenen Anwohner aus Geisingen nach langjährigen Bemühungen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn erreicht.

Beispiel Geisingen: Ganz so begeistert ist man in Geisingen über das von den Grünen genannte "Positivbeispiel" allerdings nicht. Seit über 30 Jahren kämpft man dort für einen verbesserten Lärmschutz, da die Autobahn die Stadt teilt. Das nun geltende Tempo 130 wurde eingeführt, um illegale Autorennen zu verhindern und nicht, weil die Geisinger das gefordert hatten. Deren Wunsch war nämlich ein ganz anderer: Der Gemeinderat hatte in einer Resolution auf dem Autobahnabschnitt bei Geisingen Tempo 100 gefordert.