Das Ende einer Bausünde? Die Hermann-Pläne für das gelbe Rathaus werden konkreter. Für 6,9 Millionen könnte der 1970er-Jahre-Anbau zurückgebaut werden und ein neuer – städtebaulich passender – Anbau realisiert werden. Foto: Stadt

Hermann-Planungen kosten 6,9 Millionen Euro. Verwaltung muss Nutzungskonzept vorlegen.

Donaueschingen - Wenn's richtig teuer wird, dann tagt meist der Technische Ausschuss. Straßensanierungen, Bauprojekte und Schulbauten – hier wird das Geld ausgegeben.

Daher musste OB Erik Pauly nun eine ganz neue Erfahrung machen: "Ich bin positiv begeistert, dass nun auch die Finanzen in den Fokus des Technischen Ausschusses rücken." Wenn's dann nur nicht um das gelbe Rathaus gehen würde.

Unumstritten ist, dass dort dringend Handlungsbedarf besteht: mangelnder Brandschutz, eindringendes Wasser und energetische Probleme – die Liste der Mängel ist lang. Und schon einige Male wurde die Sanierung verschoben. Denn wenn gespart werden muss, dann wird gern bei Maßnahmen gespart, die die Verwaltung betreffen. Marode Schulen, Kindergärten und Straßen – das ist es was den Bürger interessiert und wo er die Mängel behoben hat. Doch wenn es die Verwaltung betrifft, dann scheint der Handlungsbedarf nicht ganz so groß. "Wir haben 500 000 Mark in das Gebäude investiert, als wir es gekauft haben. Seither ist nicht mehr viel passiert", erklärt Bürgermeister Bernhard Kaiser. Doch nun ist es mit einer halben Million Euro nicht mehr getan. Denn schon die kleine Variante ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. 2,4 Millionen Euro kostet die einfache Fassadensanierung.

Aber damit sind zwei weitere Problem nicht gelöst: Die beengte Situation im gelben Rathaus. Es bleibt bei 39 Arbeitsplätzen, teils auf sehr beengten Verhältnissen: "Wir haben Büros, da arbeiten vier Leute drin und haben sogar Publikumsverkehr", erklärt Stadtbaumeister Heinz Bunse. Und es ist völlig unumstritten, dass der 1970er-Jahre-Anbau das Verwaltungsgebäude wenig schmückt und eher in die Kategorie "städtebauliche Sünden" einzuordnen ist. Die Lösung wären die Hermann-Pläne, die seit dem Jahr 2003 in der Schublade ruhen. Mittlerweile hat Günter Hermann seine Planungen gemeinsam mit seinem Kollegen Ulrich Mergenthaler überarbeitet. "Entwurflich haben wir nicht viel geändert", so der Architekt.

Weiterhin soll der Fokus auf historischem Jugendstil-Bau liegen, der Anbau weitgehend zurückgebaut und dafür ein Neubau, der sich an der Bebauung der Käferstraße orientiert, errichtet werden. Beide Gebäude sollen durch einen Glas-Gelenkbau verbunden werden. Doch seit der Entwurf entstanden ist, haben sich etliche gesetzliche Vorgaben geändert. Diesen Ansprüchen wurden die Planungen angepasst. Außerdem wurden die Kosten konkretisiert, sodass nun feststeht: 6,9 Millionen Euro würde die große Lösung kosten.

Neben dem städtebaulichen Aspekt würde die Hermann-Variante auch das Raumproblem der Verwaltung lösen: 79 Arbeitsplätze wären es auf jeden Fall. Zusätzlich könnte auch noch das oberste Stockwerk ausgebaut werden und so 21 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch braucht die Verwaltung diesen Platz wirklich? Eine Frage, die noch nicht konkret beantwortet werden konnte, obwohl sie quer über alle Fraktionen hinweg gestellt wurde. Ein konkretes Raumkonzept fordern die Stadträte. Welche Ämter könnten umgesiedelt werden? Von wem würden die zusätzlichen Arbeitsplätze genutzt? Könnte durch die Realisierung der Hermann-Pläne auf weitere Standorte außerhalb des blauen und des gelben Rathauses verzichtet werden? Könnte dadurch gar auf Immobilien verzichtet und durch deren Verkauf Geld eingenommen werden kann? Es gibt noch etliche Fragen, die beantwortet werden müssen.

Zwar äußerte OB Pauly wenig Hoffnung, dass man durch das 6,9-Millionen-Euro-Projekt ein anderes Gebäude aufgeben könne, man werde sich das aber "im Detail" anschauen. "Zwar ist die Hermann-Variante dreimal so teuer, aber wir würden dadurch auch doppelt so viele Arbeitsplätze erhalten. Aus unserer Sicht sollten wir diese Planungen verfolgen", so das Stadtoberhaupt. Der Raumbedarf könnte dadurch gedeckt werden. Und wie der Arbeitsplatz gestaltet ist, sei auch ein Argument, wenn man sich für eine Stelle entscheidet. "Wir würden also auch in diesem Bereich vorankommen."

Doch was ist eigentlich mit dem Konversionsgelände? Könnte man nicht auch einen Teil der Verwaltung in eines der denkmalgeschützten Gebäude verlegt werden? Schließlich ist aktuell die zukünftige Nutzung der Sandsteingebäude am Hindenburgring noch offen. Eine Idee, die Bürgermeister Bernhard Kaiser komplett ablehnt. "Wir sind im historischen Kern gut erreichbar." Mit der Hermann-Variante könnte man "etwas Angemessenes" weiterentwickeln. Und auch Stadtbaumeister Heinz Bunse betonte die Bedeutung des Innenstadt-Standortes. "Wir sind heilfroh, dass die Sparkasse eine große Summe investiert hat, die Polizei nachgezogen hat und nun auch das Amtsgericht saniert ist. Es wäre eine Schande, wenn wir uns von diesem Standort zurückziehen würde", so Bunse. Schließlich bedeutet das auch, dass dann zwei weitere Innenstadt-Gebäude erst einmal leer stehen würden und eine neue Nutzung gesucht werden müsste. "Das ist Ihr Beitrag für den Einzelhandel", richtete sich Bunse an die Stadträte.

Nun soll erst einmal mit der großen Variante weitergeplant werden. Doch nicht nur die Fragen zur genauen Nutzung müssen noch beantwortet werden. Auch über die Finanzierung wird wohl noch ausführlich diskutiert werden. Denn die Sanierung und die Erweiterung des gelben Rathaus müssten zeitgleich mit dem größten Projekt, das die Stadt für die kommenden Jahre geplant hat, finanziert werden: dem Neubau der Realschule.

Einst gingen hier die Gäste ein und aus: Denn in dem Jugendstilgebäude befand sich das "Hotel Adler". Die französische Besatzungsmacht beschlagnahmte den Adler 1945 und gab ihn 1948 wieder zur Nutzung frei. 1975 wurde er zur Volksbank umgebaut, der Anbau kam hinzu. Als die Volksbank ihr neues Domizil an der Käferstraße bezog, erwarb die Stadt das Anwesen. Schließlich war das blaue Rathaus bereits viel zu klein geworden. Es wurden 500 000 Mark in den Umbau des nun "gelben Rathauses" investiert – seither ist an dem Gebäude nicht mehr viel gemacht worden. Um die Jahrtausendwende wurde über einen großen Umbau nachgedacht. 2003 präsentieren die Architekten Günter Hermann und Veronika Rothweiler ihre Pläne, die den Abriss des städtebaulich nicht ganz so passenden Anbaus beinhaltet hatten. Statt dessen war ein Bau als Fortsetzung der Metzgerei Holwegler geplant, und zwischen dem ehemaligen Hotel Adler und dem Neubau sollte eine Glasverbindung entstehen. Doch Kosten von damals 3,4 Millionen Euro ließen die Pläne wieder in der Schublade verschwinden.