Eine Installation des Künstlers Petrit Halilaj finden befindet sich im oberen Geschoss der Zeitgenössischen Sammlung. Er hat auch auf der Biennale ausgestellt und wird in Donaueschingen mit weiteren Arbeiten vertreten sein. Foto: Fürstenberg Zeitgenössisch Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Kabinette kehren an den Karlsplatz zurück / Werke von Petrit Halilaj und eines Künstlerduos werden zu sehen sein

In dieser Woche öffnet das Fürstlich Fürstenbergische Museum Am Karlsplatz in Donaueschingen nach der Winterpause wieder seine Türen.

Donaueschingen. Aktuell ist die permanente Ausstellung von Fürstenberg Zeitgenössisch um Werke von Petrit Halilaj und dem Künstlerduo João Maria Gusmão & Pedro Paiva ergänzt.

Petrit Halilaj, João Maria Gusmão und Pedro Paiva waren 2012 Stipendiaten von Fürstenberg Zeitgenössisch. Neben einer finanziellen Förderung erhielten die Künstler Wohn- und Arbeitsräume auf Schloss Heiligenberg am Bodensee und hatten so die Möglichkeit, in diesem landschaftlich wie auch geschichtlich außergewöhnlichen Kontext, neue Anregungen für ihre künstlerische Arbeit zu finden.

Im Rahmen ihres Aufenthalts entstanden bemerkenswerte Werke, die zum Teil auch auf Biennalen in Venedig zu sehen waren. Damit bestätigt sich, dass für das Stipendiatenprogramm Künstler ausgewählt werden, die trotz ihres jungen Alters bereits eine eigene herausragende künstlerische Sprache entwickelt haben und damit das Potential besitzen, zu einem nachhaltig wirkenden Bestandteil der internationalen Kunstszene zu werden.

Die unter dem Titel "Do you realise there is a rainbow even if it's night!?" auf der 57. Biennale präsentierten Skulpturen von Petrit Halilaj wurden von der internationalen Jury ausgezeichnet. Es handelt sich um überdimensionale Motten, die der Künstler aus traditionellen kosovarischen Stoffen zusammengenäht hat. Eine dieser Motten ist nun nach Donaueschingen zurückgekehrt. Sie klebt an einer Wand des Museums und ergänzen das bereits bestehende, vom Künstler gestaltete Kabinett.

João Maria Gusmão und Pedro Paiva haben in Donaueschingen ein ganz neues Kabinett gestaltet. Es zeigt Situationen, in denen das Erklärbare und rational Fassbare auf das Undeutbare trifft: Die Installationen von João Maria Gusmão und Pedro Paiva bewegen sich im Bereich zwischen Mythos und Wissenschaft und erzählen von den Mysterien und der Magie der Natur.

Die besondere Wirkung der Werke brachte dem Duo schon früh eine größere Aufmerksamkeit ein, so dass die beiden Portugiesen bereits auf eine beachtliche Ausstellungshistorie zurückblicken können. Bereits zweimal waren sie auf der Biennale in Venedig vertreten – und nun auch mit einem permanenten Kabinett in Donaueschingen.

Petrit Halilaj wurde 1986 in Kosterrc, Kosovo, geboren, studierte an der Akademie der Bildenden Künste Brera in Mailand, lebt und arbeitet heute in Berlin, Mantua und Priština. Halilaj wurde insbesondere mit großformatigen Installationen, Zeichnungen und Videos bekannt. Die Basis des künstlerischen Schaffens von Petrit Halilaj bildet dessen noch junge Lebensgeschichte, die maßgeblich von den Geschehnissen und Folgen des Kosovokrieges 1998 bis 1999 geprägt wurde. In Installationen, Zeichnungen und Filmen setzt er sich mit den in dieser Zeit gesammelten Erfahrungen auseinander und untersucht mit großem Einfühlungsvermögen Themenkomplexe wie Heimat, Erinnerung und Identität.

Dabei verbindet sich mit den Arbeiten Halilajs, die wie die Materialisierung der Welt der Geschichtenerzähler erscheinen, immer etwas Allgemeingültiges, so dass sie den Betrachter – unabhängig von dessen Bezug zur Geschichte Südosteuropas – ansprechen und nachhaltig berühren.

João Maria Gusmão & Pedro Paiva wurden 1979 und 1977 in Lissabon geboren und sind ein portugiesisches Künstlerduo. Sie leben und arbeiten noch heute in der Hauptstadt des südeuropäischen Landes. Die Männer fertigen Filme, Fotografien, Skulpturen und Installationen.

2009 repräsentierten Gusmão & Paiva Portugal auf der Biennale von Venedig und erhielten für ihren Beitrag international Beachtung. Situationen, in denen das Erklärliche und rational Fassbare auf das Undeutbare trifft, repräsentieren einen der zentralen Interessensbereiche des Künstlerduos João Maria Gusmão und Pedro Paiva.

Die Arbeiten der Portugiesen zeigen sowohl physikalische Experimente, Abläufe der Natur, Episoden des Alltags oder der Geschichte, als auch übersinnliche Phänomene oder Momente der Magie. Dabei wird eigentlich Erklärliches nicht selten zu Unerklärlichem und normalerweise Undeutbares zu Deutbarem. Die Filme, Fotografien, Skulpturen und Installationen gebärden sich wie Annäherungen und Untersuchungen unserer Welt, wobei Altbekanntes nicht selten in einem gänzlich anderen Licht erscheint und sich so unzählige Fragen und Rätsel auftun.

Fürstenberg Zeitgenössisch wurde 2011 von Erbprinz Christian und Erbprinzessin Dr. Jeannette zu Fürstenberg gegründet. Das eigenständige Projekt besteht aus einem Stipendiatenprogramm, der Ausrichtung von Wechselausstellungen und dem Aufbau einer kleinen Sammlung. Das Projekt Fürstenberg Zeitgenössisch soll primär junge Künstler fördern und begleiten, die sich durch neue Formensprachen und Konzepte hervorgetan haben und in diesem Zusammenhang in den internationalen Diskurs gerückt sind. Kuratorisch betreut wird das Programm von Moritz Wesseler.