Mit Baden-Württemberg-Karte drauf: Christoph Dinges bemalt seinen Glas-Prototypen (großes Bild). Handarbeit: In der Dorotheenhütte werden die Gläser gefertigt – der Glasboden ist bei unserem Bild ganz frisch, er glüht noch (unten links). Das Bild unten rechts zeigt (von links) den Chef der Dorotheenhütte, Lars Müller, Brauerei-Geschäftsführer Georg Schwende sowie die Künstler des Glas-Projekts Jennifer Bertsche, Sarah Schweizer, Christoph Dinges, Sylvia von Bukow, Nona Shgenti, Ute Palmer und Raimund Tscheuschner. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Fast zu schön zum auffüllen: Acht Künstler blasen, feilen und malen für die Fürstenberg-Brauerei besondere Werke

Von Steffen Maier

Donaueschingen. Zum Glück ist dieser Juli so kalt, wie er ist, ansonsten nämlich wäre es in der Fertigungshalle der Dorotheenhütte in Wolfach kaum auszuhalten. Zwei große Blasöfen bullern hier in der Glasmanufaktur um die Wette, im Innern brennt eine 1180 Grad warme Glut hochwertigen Sand aus der Oberpfalz zu zähen Klumpen, aus denen die Glasbläser dann Gläser fertigen. Nicht irgendwelche Gläser, nein: Dem bis ins Vorjahr hinein geltenden Werbe-Anspruch der Donaueschinger Fürstenberg-Brauerei gemäß soll hier eines der schönsten Biergläser der Welt entstehen.

Im Mai hatte die Brauerei baden-württembergweit Künstler zu dem Glaskunst-Projekt aufgerufen. Glasform, Gravur, Bemalung – die Bewerber haben fast freie Hand. Einzige Vorgabe: Der Name der Brauerei sollte irgendwie, irgendwo auftauchen. Sieben Entwürfe von acht Künstlern haben den Vorentscheid geschafft, ihre Ideen werden bei einem zweitägigen Workshop in Wolfach zu Glas. Sie blasen, feilen, schneiden, malen. Das ist komplizierter, als man gemeinhin annehmen könnte.

Für einen umgedrehten Kronenkorken, auf dem der Glasstiel sitzt, wie er dem Künstler Christoph Dinges aus Rheinstetten vorschwebt, gibt es beispielsweise trotz jahrhundertelanger Erfahrung in der Dorotheenhütte noch keine Passform. Und, klar, in jeder Kneipe steht an der Theke irgendwo ein Bier-Stiefel herum – aber aus einem hochhackigen gläsernen Damen-Stiefel, wie ihn Sylvia von Bukow, Lehrbeauftragte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe aufs Papier gemalt hat, hat wohl noch niemand getrunken. Viel leichter lassen sich die von Bukows gewünschten Glasnoppen verwirklichen – die gab es im Schwarzwald schließlich vor hunderten Jahren schon, mit durchaus praktischem Nutzen: Sie sollten verhindern, dass das Glas zwischen den vom Essen fettigen Fingern wegrutscht.

Darüber, welches der sieben Gläser das schönste ist, entscheidet im September eine Jury. Der Künstler, der es gestaltet hat, erhält 1283 Euro (richtig: 1283 – in diesem Jahr erhielten die Fürstenberger das Braurecht). Das Siegerglas wird in einer streng limitierten und durchnummerierten Auflage in den Handel gehen.

Warum das ganze eigentlich? Brauerei-Chef Georg Schwende verweist bei einem Besuch in der Dorotheenhütte gestern auf die enge, quasi natürliche Verbindung zwischen Glas und Getränk. Fürstenberg-Glas-Editionen gab es in früheren Zeiten auch schon, zuletzt entstand in den 80er-Jahren eine sehr majestätische Serie, mit dominantem fürstlichem Wappen drauf und Goldrand. Die neuen besonderen Gläser, die erstmals in diesem und folgend in den nächsten Jahren entstehen, sollen das weitreichende Engagement der Brauerei deutlich machen nicht nur für Vereine, Sport und Kulturveranstaltungen, sondern eben auch für Kunst. Und sie sollen "Leichtigkeit, Lebensfreude und Genuss" ausstrahlen. Kurz gesagt: Ein leckeres Bier soll in einem schönen Glas noch leckerer schmecken.

Allerdings eignen sich die aufwendig gestalteten und Stück für Stück nach gutem altem Handwerk gefertigten Exemplare wohl nur wenig für den schnöden Biergenuss. Noch nicht einmal in die Spülmaschine dürfe man sie stecken, warnt Dorotheenhütte-Geschäftsführer Ralf Müller. "Sie sind eigentlich zu schön, um sie aufzufüllen."