Unter dem Breg-Hochwasser zu leiden haben die Kleingärtner im Donaueschinger Haberfeld. Schuld daran soll aber ein defekter Schieber am Wuhrwehr der Breg bei Allmendshofen sein. Foto: Reichart/privat

Riskante Kletterei während Hochwasser sorgt für Einsatz. Bis zu tausend Schaulustige vor Ort.

Donaueschingen - Lediglich einige größere Pfützen und Strandgut auf den Wiesen weisen nur wenige Tage später darauf hin, dass die Baar den Atem angehalten hatte, als die große Schneeschmelze im Schwarzwald und heftige Regenfälle die Pegel von Bächen und Flüssen sprunghaft ansteigen ließen.

Alles noch einmal gut gegangen. Doch hinter dem Ereignis steckt weniger Dramatik als vermutet. Was sich am späten Donnerstag und Freitag ereignete, war exakt jenes Szenario, das die Planer für ein solches Wetterextrem nach dem verheerenden Jahrhunderthochwasser vom 14. und 15. Februar 1990 und dem Bau des Rückhaltebeckens in Wolterdingen und weiteren kleineren Schutzmaßnahmen vorgesehen hatten.

Ganz so schlimm wie damals wäre es, allein am Pegelstand gemessen, nicht gekommen. Der maximale Durchlauf betrug nach Behördenangaben vom Montag 150 Kubikmeter pro Sekunde. Beim Hochwasser 1990 waren es 176 Kubikmeter bei Wolterdingen. "Wir hatten aber immerhin ein 50-jährliches Hochwasser. Durch den Einsatz des Beckens konnte der Hochwasserscheitel um die Hälfte reduziert werden", sagt Oliver Stenzel vom Regierungspräsidium und einst Dammbau-Bauleiter. Damit mussten die Breg ab Wolterdingen und die Donau noch maximal 75 Kubikmeter pro Sekunde transportieren. Ein verkraftbarer Wert, den die natürlichen oder geschaffenen Retentionsflächen gut verkrafteten.

Gemessen am hundertjährlichen Hochwasser sorgt das Becken für deutliche Pegelreduzierungen: in Wolterdingen sind es bis zu 90 Zentimeter, in Bräunlingen und Hüfingen 80 Zentimeter, in Allmendshofen 60 sowie in Pfohren und Neudingen bis zu 35 Zentimeter. Die 80 Zentimeter etwa für Bräunlingen reichen, um die Altstadt trocken zu halten, unter anderem auch, weil man der Breg bei Bräunlingen durch größere Umbaumaßnahmen (Bregmulde) deutlich mehr Platz zur Ausbreitung geschaffen hat.

"Es ist optimal gelaufen und es hat sogar richtig Spaß gemacht, dass alles so läuft wie wir es geplant hatten", sagte Oliver Stenzel gestern Mittag. Parallel liefen die Säuberungsarbeiten auf der gesperrten und schlammbedeckten Landesstraße an. Heute Nachmittag wird sie von einem Geologen auf Unterspülungen untersucht. "Wir haben bei der Anhebung der Straße damals die Vorschüttungen aber so angelegt, dass wir nicht mit großen Schäden rechnen", sagt Stenzel. Der Betriebsbeauftragte Wolfgang Seifriz rechnet daher mit einer Öffnung der Straße im Laufe des Mittwochs, wenn der Geologe grünes Licht geben sollte.

Überraschend Probleme bereiteten die vielen Schaulustigen. Geschätzt täglich zwischen 500 und tausend Dammbesucher hätten sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen. "Wären alle auf dem Weg geblieben, wäre dies kein Problem gewesen, aber nicht wenige brachten sich mit Kletterpartien an Damm und Durchlass in große Gefahr", schüttelt Stenzel den Kopf: "Wer hätte einen ins Wasser Gestürzten retten sollen?", fragt er. Einen Sturz in den Durchlass, ist er sich sicher, würde wegen der Strudel und Wasserkräfte keiner überleben. "Wir mussten nicht wenige ermahnen und als dies nichts nützte, riefen wir die Polizei, die am Freitagmittag den Damm dann räumte", sagt Seifriz. Mit "wir" meinte er die stets drei Stauwärter und den Betriebsbeauftragten, die den Ablauf vor Ort seit dem Voralarm am Mittwoch ständig beobachteten. Diese hatten auch so ihre Probleme mit dem Parkverhalten der Besucher. "Wenn wir ein Feuerwehrauto auf dem Damm benötigt hätten, wäre es wegen der zugeparkten Zufahrtsstraße nicht durchgekommen. Da müssen wir uns für künftige Hochwasserlagen etwas überlegen", klagt Seifriz. Von der Umsicht der Einsatzkräfte profitierten auch zwei Lastwagenfahrer. Sie hatten am Donnerstagabend auf einem Parkplatz oberhalb des Damms geparkt und wurden bei der Patrouillenfahrt der Feuerwehr gewarnt.

Vielen Baaremern ist das Hochwasserereignis vom 14. und 15. Februar 1990 gut in Erinnerung. Langanhaltende Winterniederschläge mit anfänglichem Schneefall bis in tiefe Lagen und später einsetzende Regenfälle führten am Lauf von Brigach und vor allem Breg und Donau zu einem außergewöhnlichen Abflussereignis. In der am schwersten betroffenen Bräunlinger Altstadt stand das Wasser damals bis zu 1,5 Meter hoch. Allein in den Städten von Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen entstanden damals Schäden von über 15 Millionen Euro. Umgehend wurde über Schutzmaßnahmen gesprochen und auch das Rückhaltebecken vor Wolterdingen stand zur Diskussion. Diese wurde intensiviert, nachdem schon 1995 wieder ein extremes Ereignis auftrat. Dennoch dauerte es bis 2006, bis Planungen und Finanzierung standen und mit dem Bau begonnen werden konnte. 2012 wurde das 23-Millionen-Bauwerk in Betrieb genommen. Die damalige Probestauung verlief reibungslos.