Einer der sich um Amphibien, Insekten und kleine Reptilien kümmert: Stefan Hafner aus Löffingen, ehrenamtlicher Naturschutzwart beim Regierungspräsidium Freiburg, erläutert das Umfeld der gerade mal fingergroßen Kreuzkröten. Foto: Schwarzwälder Bote

Baarverein: Eine Exkursion zu den Riedsee-Biotopen / Kleine Amphibien haben besondere Bedürfnisse

Die Biotope an den Riedseen sind wertvolle und schützenswerte Rückzugsgebiete für viele Arten: Singvögel, Wasservögel, Amphibien wie Erd- oder Kreuzkröten und zahlreiche Arten von Libellen.

Donaueschingen. Daneben wird der See für den Kiesabbau genutzt, Badegäste, Segler oder Taucher lieben ihn ebenfalls. Das alles unter einen Hut zu bringen, scheint eher schwierig. Der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar (Baarverein) hat das Gebiet seit Jahren im Blick und engagiert sich für eine gute Entwicklung der Seenlandschaft zwischen Pfohren, Donaueschingen und Hüfingen.

Die Naturschutzexperten Hildegard und Otto Körner und Stefan Hafner, ehrenamtlicher Naturschutzwart beim Regierungspräsidium Freiburg aus Löffingen, führten nun eine Gruppe mit 25 Personen auf einer Exkursion durch die Riedsee-Biotope. Das Hauptinteresse galt der Kreuzkröte. Die gerade einmal vier bis acht Zentimeter großen Amphibien brauchen ganz besondere Habitate und Lebensbedingungen. Stefan Hafner, Fachmann für Amphibien und Insekten, erläutert am Hüfinger Teil des Riedsees gegenüber dem Segelhafen, im "Bereich 4", die anstehenden Bauarbeiten, mit denen das Umfeld für die Kreuzkröten geschaffen wurde: Mit dem Bagger wurden offene Bereiche ausgehoben, flache Tümpel und Pfützen, in denen die Tiere laichen können. Ein besonderes Drama spielte sich bekanntlich vergangenes Jahr ab, als der von einem Unternehmer zur Verfügung gestellte Bagger Opfer von Brandstiftern wurde: Angeblich waren die Täter davon überzeugt, etwas gegen Naturfrevel und Biotop-Zerstörung zu unternehmen. Dabei sollte der Baggereinsatz dazu dienen, genau diese Biotope zu schaffen, die der Kreuzkröte beim Laichen helfen.

Hildegard und Otto Körner wollen mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit darüber informieren, welch wertvolle Lebensbereiche sich am Riedsee entwickelt haben. Dies sei umso wichtiger, weil eben manche Kleinlebewesen auf solch "unfertige" und zerfurcht aussehende Biotope angewiesen sind: "Die Kreuzkröte ist eine Pionierart", unterstreicht Stefan Hafner, "sie braucht Habitate, die im Umbruch sind. Deswegen werden solche Räume von uns gezielt angelegt." Der Fachmann nennt das "temporäre Gewässer" und "dynamische Lebensräume." Und weil immer mehr solche Lebensbereiche verschwinden, gehört die Kreuzkröte zur bedrohten Art. "Wächst das Biotop zu, sind die Kröten in zwei Jahren wieder weg", sagt Hafner und wirbt um Verständnis, dass das Seeufer auch deswegen nicht eben nett aussieht. Die Exkursion zeigt an den verschiedenen Stationen eine gute Entwicklung auf. Wo früher das Absetzbecken des Kieswerks war, ist mit den Jahren ein wertvoller Mix aus Schilf, Gestrüpp und Sträuchern gewachsen. Er bietet ideale Lebensbedingungen für viele Vogelarten wie Beutelmeisen, Pirole, Nachreiher oder Teichrohrsänger.

Kreuzkröten lieben Biotope ohne Vegetation und ohne Schatten. Am liebsten haben sie flache Pfützen und Fahrspuren im Boden, deren Wasser sich schnell erwärmt. Dort legen sie bis zu zwei Meter lange Laichschnüre direkt auf den Sandboden ab. Die Kreuzkröte ist die kleinste Krötenart in Mitteleuropa, sie wird fingergroß, etwa vier bis acht Zentimeter lang. Über ihr Kreuz am Rücken zieht sich in der Regel eine gelbe schmale Längslinie. Kreuzkröten hüpfen nicht, sondern bewegen sich krabbelnd vorwärts, fast so wie Mäuse. Sie lieben frische Abgrabungen an Bach-Auen und Seen sowie flache und sandige Tümpel, wie sie in Kieswerken entstehen. Sie mögen keine Verbuschung und Beschattung, die Biotope müssen offen gehalten werden. Sobald der Lebensraum zuwächst, verlassen sie das Gebiet wieder oder sterben aus.