Der Neubeginn in Pfohren hat sich gelohnt. Die beiden Chefs Gabriele Lehner und Daniel Matt stehen im Anfangsbereich der fast 60 Meter langen Produktionsstraße.Fotos: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Lehner Holzbau schafft in Pfohren Arbeitsplätze / Fertighäuser entstehen in 100-Meter-Halle

Der Werkstoff Holz liegt im Trend. Ein Material, das von hier kommt, sich angenehm anfühlt und ökologisch punktet, ist nachgefragt. Gerade im Bausektor. In diesen Boomsektor eine Mega-Investition zu setzen, bietet Chancen. Aber zuvor braucht es Mut. Den hat Gabriele Lehner erfolgreich eingesetzt.

Donaueschingen-Pfohren (wur). Vor anderthalb Jahren hat die Architektin ihre Fertighausfertigung aus dem Bonndorfer Ortsteil Wellendingen nach Pfohren verlegt. An der Hüfinger Straße entstand eine zweigeteilte Produktionshalle mit den Grundmaßen eines Fußballfeldes. Fast klein nehmen sich dagegen die auf der Rückseite angesiedelten Büroräume aus. Die Anstrengungen bei Umzug und Neuausrichtung der Produktionsprozesse hätten sich gelohnt. "Aber nochmals brauche ich das nicht", lacht die 49 Jahre alte Firmenchefin. Davon kann keine Rede sein. Denn der Neuanfang übertrifft alle Erwartungen.

Und der tut dem regionalen Arbeitsmarkt gut. Holzhandwerker sind gefragt. Rund die Hälfte der Bonndorfer Belegschaft ging den Weg mit nach Donaueschingen. "Und die anderen wollten den halbstündigen Arbeitsweg aus dem Hotzenwald nicht verdoppeln", hat auch Daniel Matt, stellvertretender Firmenchef, Verständnis für den Schritt. Der Ausgleich fehlender Kräfte – die meisten sind in der Montage beschäftigt – und ein Zuwachs von vier auf inzwischen 46 Beschäftigte wurde größtenteils aus dem erweiterten Umland geschafft. Mehr an den robusten Fachwerkgebäuden früherer Jahrhunderte denn am schlecht beleumundeten Fertighaus des alten Jahrtausends orientiert sich der Anspruch von Lehner Holzbau. Die Unikate – für eines gab es 2019 einen Architekturpreis – würden aber auf dem nur durch Mundpropaganda befeuerten regionalen Markt nicht derart gut ankommen, käme da nicht ein Trend ins Spiel.

Der Wunsch nach eigenem Wohnraum trifft bei den aus Fichten-, Tannen- und Weißtannenholz aus dem Schwarzwald erstellten Häusern auch auf ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein in der Bevölkerung, aber auch auf die Neigung von Kommunen, der Holzbauweise ausdrücklich Vorrang einzuräumen. Zudem befreite sich der Holzhausbau von Normen und falschen Vorstellungen. Beispiel Brandschutz. Schon ohne Behandlung sind Holzwände und -decken deutlich weniger entflammbar, als von Skeptikern vermutet. In der Bauverordnung wurden beim Schall- und Brandschutz Normen vereinfacht. Im Geschossbau sind die Brandkapselungen – feuerresistente Abdichtungen aus Stein oder Beton – verzichtbar, was die Erstellung mehrgeschossiger Gebäude wirtschaftlicher macht.

Etwa 15 Monate vergehen gegenwärtig zwischen Vertragsabschluss und Einzug. Zur Kundschaft gehört immer mehr die Generation 50 Plus, bei denen die Kinder aus dem Haus sind, aber auch Häuslebauer, die einen Millionenbetrag einbringen.

Auf der Fertigungsstraße in der 32 mal 100 Meter großen Halle soll künftig im Schnitt ein Haus pro Woche aufbaufertig vorbereitet werden: Fast 60 Meter liegen zwischen der Abbundanlage, in der die benötigten Kanthölzer auf Länge gesägt werden, und den Lastwagen, in die die fertigen Fertighaus-Bestandteile verladen werden. Dazwischen werden die bis zu 14 Meter lange Wände aufgerichtet, mit Dämmung gefüllt und über miteinander verbundene Tische dem nächsten Arbeitsgang zugeführt. In dieser Halle findet nur in die reine Wandproduktion statt, erklärt Matt. In der Vorratshalle nebenan wird gerade ein Dach aufgebaut. 100 Quadratmeter Oberflächenmaße, vor Abbau und Transport flach ausgebreitet.

Gabriele Lehner, die selbst im Baugebiet Sennhof in Donaueschingen gebaut hat, fühlt sich aufgenommen auf der Baar. Auf den Neubau auf dem Areal der früheren Baufirma Fischbach ist sie aus ganz praktischen Erwägungen stolz. "Zieht man in eine bestehende Halle, muss man Kompromisse eingehen", meint sie. Bei einem kompletten Neuanfang lassen sich Prozesse optimieren. Statt früher in drei Wochen entsteht ein Fertighaus heute in der halben Zeit. Optimierung bedeutet aber nicht nur die wirtschaftlichste Aneinanderreihung der einzelnen Produktionsprozessen, sondern auch den Umgang mit einem Übermaß an Platz.

Etwa dann wenn ein Haus fast fertig ist, aber die letzte Komponente über Wochen fehlen wird. Früher wurde es aus Platzgründen abgebaut und zwischengelagert, "heute können wir es einfach stehen lassen", freut sich Matt.

Wo sich die Firma für den jüngsten Architekturpreis feiern lässt – das prämierte Haus steht in der Schweiz – bleiben die Verbesserungen in der Fertighausproduktion daheim an der Hüfinger Straße. An einem Branchenpreis sei man gar nicht interessiert sind sich Lehner und Matt einig. Das würde via Jury viel neugierige Konkurrenz in die riesigen Holzwerkstatt locken.

Die Bauweise, Häuser aus vorgefertigten Elementen zu erstellen, war schon den alten Ägyptern bekannt und findet sich auch im europäischen Mittelalter. Der moderne Fachwerkbau nimmt Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang, als in Amerika im Zuge des Goldrauschs schnell gefertigte Häuser nötig wurden. In Deutschland folgte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Boom mit preiswerten, oft minderwertigen und gleichförmigen Fertighäusern. Dieses Image ist überwunden. Die Häuser, die auf dem Baustoff Holz basieren, punkten heute mit guter Haustechnik und Energiesparsamkeit.