Thomas Gähme vom Roten Kreuz (von links) mit dem Ehrenamtsteam: Medi Zimmermann, Ursula Peter, Renate Droste, Friedhilde Merkle und Helmine Blassmann. In einem Regal stehen Damenschuhe zum Aussuchen bereit. Fotos: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlingshilfe: Unverzichtbare Aufgabe in der Erstaufnahmestelle / Ehrenamtliche suchen noch zusätzliche Mitstreiter

Deutlich weniger Flüchtlinge als Ende 2015 sind in der Bedarfsorientierten Erstaufnahme (BEA) in Donaueschingen untergebracht. Die Kleiderkammer im Camp auf dem ehemaligen französischen Militärgelände wird aber immer noch gebraucht.

Donaueschingen. Die Einrichtung wurde vor drei Jahren von Ehrenamtlichen für Menschen eingerichtet, denen nur wenig geblieben ist.

2015, als zeitweilig 2500 Menschen auf dem ehemaligen Militärgelände untergebracht wurden, begriffen Viola Käsmacher aus Donaueschingen und Sigrid Hall aus Aasen mit einigen anderen Frauen schnell die Situation. Sie ergriffen die Initiative und entwickelten auf dem Camp die Kleiderkammer. Nach einem Presseaufruf räumten viele Bürger großzügig ihre Kleiderschränke aus und spendeten gute, gebrauchte Kleidung, Schuhe für Kinder und Erwachsene, Kinderwagen, Koffer und Taschen.

Dem Regierungspräsidium (RP) und dem Betreiber der BEA, die Firma Caring Hand, kam diese Ehrenamtsinitiative sehr entgegen. Hätte man doch mit dem eigenen vorhandenen Personal so ein Projekt kaum durchziehen können. Unterstützung war den engagierten Kleiderkammer-Frauen damit sicher. Zudem werden sie von Thomas Gähme vom Roten Kreuz unterstützt. Einwohner aus der Stadt und den Teilortschaften, die ihr Gebrauchtes ins Camp brachten, waren von dem, was sie in der Kleiderkammer erlebten, immer wieder beeindruckt. Flüchtlinge, Frauen, Kinder, Männer können sich aus der Menge gut sortierter Kleidungsstücke unter ehrenamtlicher Beratung aussuchen, was sie aktuell brauchen, Schuhe, Mäntel, Jacken, Kleider, Hosen, Anzüge, Unterwäsche – alles nach Größe und Jahreszeit geordnet. Darüber hinaus stellt das Regierungspräsidium Neuware wie Unterwäsche, Nachtwäsche oder Mützen zur Verfügung. Auch heute funktioniert die Donaueschinger Kleiderkammer ungefähr immer noch so, wie sie vor drei Jahren eingerichtet wurde. Auch wenn das ehrenamtliche Personal deutlich weniger geworden ist und nur noch etwa 500 Flüchtlinge auf dem Kasernengelände leben. Die Arbeit in der Kleiderkammer ist, auch durch den ständigen Wechsel der Bewohner im Camp durch Transfer und Neuzugänge, nicht wirklich weniger geworden.

Die Frauen der Kleiderkammer bitten darum dringend um Unterstützung durch weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Auch Männer oder Frauen, die nur einmal pro Woche dafür Zeit haben, sind herzlich willkommen.

Die Organisation der Donaueschinger Kleiderkammer ist längst und bei immer noch ehrenamtlichem Personal auf professionellem Niveau. Die Second-Hand-Ware wird der Jahreszeit entsprechend exakt sortiert angeboten. Das ist derzeit die Winterkleidung, während die leichteren Sachen bis zum kommenden Frühjahr in beschrifteten Kartons aufbewahrt werden.

Das Verfahren der Kleiderabgabe hat seine feste Ordnung. So gibt es nur eine bestimmte Anzahl von Kleidungsstücken pro Person. Und bei der Auswahl werden die Flüchtlinge ehrenamtlich unterstützt. Dabei und bei anfallenden Schneiderarbeiten engagieren sich Bewohner, für die dieser Einsatz eine geringe Entlohnung und eine feste Tagesstruktur bringt.

Trotz oft großem Andrang, freut sich Renate Droste, die seit Herbst 2015 zum Ehrenamtsteam der Kleiderkammer gehört, habe es noch nie bedrohliche Situationen gegeben. Und das obwohl die Besucher oft nur ihre Herkunftssprache sprechen und sich mit Händen und Füßen verständigen müssen. Gleichwohl sei es beruhigend, dass Security regelmäßig vor Ort ist.

Renate Droste ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie im Ruhestand. Die Gründe für ihr inzwischen dreijähriges ehrenamtliches Engagement beschreibt sie so: "Im Herbst 2015 hatte ich den Eindruck, dass die Gemeinde Donaueschingen in einer plötzlich sehr schwierigen Situation Unterstützung gebrauchen könnte und bin dann gewissermaßen zufällig an die Kleiderkammer in der BEA geraten. Schnell gefiel mir die engagierte, kompetente und lustige Truppe von Ehrenamtlichen so gut, dass ich hängengeblieben bin. Natürlich fand und finde ich es auch richtig, etwas für die Flüchtlinge zu tun. Und, nicht zuletzt, tue ich mit diesem Engagement auch etwas sehr Sinnvolles für mich selbst!"

Die Kleiderkammer im Donaueschinger Camp ist montags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von 9.30 bis 12 Uhr geöffnet. Kleiderspenden können jederzeit im Camp (Zugang über die Friedhofstraße) abgegeben werden. Weitere Infos, auch zum ehrenamtlichen Engagement gibt es bei Friedhilde Merkle, 0176/55 14 57 99 oder E-Mail: friedhilde@xmacs.de.