Innenstadt: Autofahrer sind auf Karlstraße ratlos / Verwarnung bei Missachtung der Einbahnstraßenregelung

In Woche sechs des neuen Verkehrskonzeptes für die Donaueschinger Innenstadt wackelt der Glaube von Anwohnern und Passanten an die Prognosen der Verkehrsplaner. Kritisiert werden Belastung, Verkehrsführung und Informationspolitik. Die Stadtverwaltung sieht die Entwicklung im Plan.

Donaueschingen (wur). Wie angekündigt, hat in der Werderstraße als Verbindung zwischen Karl- und Spitalstraße der Verkehr zugenommen, seit am 25. April die nächste Stufe des Verkehrskonzeptes in Kraft trat. Das bestätigt die Anwohnerin Susanne Lutz. Am schlimmsten sei es morgens vor der Schule oder der Arbeit. "Da fährt ein Auto am anderen." Wenn sie aus der Garage ausfährt, müsse sie regelrecht einfädeln. "Katastrophal" ergänzt Elfriede Löw, die ebenfalls in der Werderstraße wohnt. In ihr vernichtendes Statement sieht sie auch die Meinung der Nachbarschaft eingebunden. Der Lärm habe sich verstärkt und "die Autos pfeifen vorbei." Beobachtet habe sie auch, wie große Lastwagen nur mit Mühe in die "ja ohnehin verschmälerte" Spitalstraße einbiegen konnten. Immerhin, so beide Anwohnerinnen, habe sich der Verkehr in den Ferien reduziert. Aber ab Montag?     "Der Verkehr hat zugenommen", räumt Stadtbaumeister Heinz Bunse ein. Aber: "Es gab keine Unfälle, und das Chaos ist ausgeblieben." Nach den Ferien werde die Verkehrsbelastung in der Werderstraße abnehmen, bezieht sich Bunse auf eine Modellrechnung des Planungsbüros Karajan: Die Autofahrer aus Richtung Hüfingen und Allmendshofen, so seine Prognose, werden sich in Richtung Gewerbegebiet, Schul- und Sportzentrum eine zwar längere, aber zeitlich kürzere Fahrtstrecke suchen: nämlich über die Bundesstraße. "Wer ab der Bahnhofstraße streng das Tempolimit einhält, dürfte sich überlegen, ob er weiterhin durch die Werderstraße fährt", geht Bunse von einem Lerneffekt aus. Der dürfte sich auch auf Brummifahrer auswirken, die sich via Navi über die kürzeste Strecke lotsen lassen. Noch im Juni ist in der Werderstraße eine Verkehrszählung vorgesehen. Deren Rahmenbedingungen werden denen einer Verkehrsschau 2017 entsprechen, so Bunse. Die Daten schlüsseln auch Größe und Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf. Sie werden Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat sein. Immerhin, so hatte Oberbürgermeister Erik Pauly in der Vergangenheit betont, sei das Verkehrskonzept ja nicht in Stein gemeißelt.

Schulstraße: Seit an der Einmündung auf die Karlstraße rechts vor links gilt, sei die Ratlosigkeit der Verkehrsteilnehmer groß, so die Beobachtung von Susanne Lutz. Autofahrer auf der Karlstraße beharren auf ein nicht mehr gegebenes Vorfahrtsrecht; der aus der Schulstraße ausfahrende Verkehr traut sich nicht, in die Karlstraße einzubiegen. "Da kann es sich schon mal bis zur Bismarckstraße stauen." Vollends zum Schauspiel werde das Rangieren, wenn ein Bus in die Karlstraße einbiegen möchte und ein Auto schon zu weit vor gefahren ist. "Da müssen dann mitunter vier, fünf Fahrzeuge zurücksetzen", kennt Augenoptiker Claus Meyer die Situation aus nächster Nähe. Was Susanne Lutz besonders ärgert: Die neue Verkehrsregelung, rechts vor links eben, sei seitens der Stadt schlecht kommuniziert worden. Auch eine klare Beschilderung vermisse sie. "Wir hätten es gar nicht noch größer kommunizieren können", verwirft Bunse die Kritik und verweist auf eine Vielzahl von Infoveranstaltungen innerhalb der vergangenen zwei Jahre.

Einbahnstraßen: Seit Ende April darf von der Straße an der Kirche und von der Karlstraße aus nicht mehr in die Fürstenbergstraße abgebogen werden. Gleiches gilt zur Einfahrt von der Karl- in die Moltkestraße. Die neue Einbahnstraßenregelung werde häufig missachtet, gibt Susanne Lutz ihre Beobachtungen wieder. Als Hebamme sei sie häufig zu Fuß im Stadtgebiet unterwegs. Die Einhaltung der Verkehrsregeln obliegt der städtischen Verkehrsbehörde. Im Bereich der Fürstenberg- und der Moltkestraße führten Mitarbeiter der Verkehrsbehörde sowie Polizeibeamte im Auftrag der Stadt Stichprobenkontrollen durch. Dabei habe man es in den ersten Wochen mit Belehrungen belassen, sagte Andreas Dereck, Amtsleiter Öffentliche Ordnung, auf Anfrage. Dabei habe man durchaus den Eindruck gehabt, so mancher Autofahrer sei sich seines Fehlverhaltens durchaus bewusst gewesen. Seit etwa Mitte Mai werden Verwarnungen ausgesprochen. Eine Einbahnstraße entgegen der Fahrtrichtung zu fahren, kostet laut Bußgeldkatalog 25 Euro. Punkte werden nicht fällig. Nicht erschließen lässt sich die Zahl der verhängten Verwarnungen. Es sei diesbezüglich keine separate Aufzeichnung geführt worden, antwortete Rathaussprecherin Beatrix Grüninger.

Die Zielsetzung: Seit 2016 arbeiten Verwaltung und Gemeinderat gemeinsam mit dem Büro Karajan Ingenieure an einem Verkehrskonzept für die Donaueschinger Innenstadt. Ausgehend von einer Analyse der Verkehrsströme 2015 soll über eine Verkehrsleitbild und verschiedene Handlungsfelder in Richtung einer Verkehrsprognose 2030 gearbeitet werden. Ziel ist eine Umlenkung des Fahrzeugverkehrs. Profitieren sollen die Fußgänger. Steigern möchte man die Verweilqualität in der Karlstraße und im Residenzbereich. Die Umsetzung: Erste Bestandteile des Konzeptes sind seit Ende April in Kraft. Zuvor bereits wurden Radfahrerschutzstreifen und ein Parkverbot auf der Hermann-Fischer-Allee umgesetzt. In der Karl-, der Max-Egon-, der Zeppelin- und der Rosenstraße gilt einheitlich Tempo 20, im Rest der Innenstadt, Spielstraßen ausgenommen, Tempo 30. Einbahnregelungen gelten für die Fürstenberg- und die Molkestraße. Laut Planer soll mit diesen Maßnahmen der Verkehr auf der Karlstraße zurückgehen. Mehr Fahrzeuge sollen die Hermann-Fischer-Allee und der Hindenburgring aufnehmen.