Der animierte Drache Lung aus dem Film "Drachenreiter". Der gebürtige Dörlinbacher Michael Herm hat daran mitgearbeitet, ihn auf der Leinwand zum Leben zu erwecken       Foto: Constantin Film

Kultur: Animator für den Film "Drachenreiter" über modellierte 3D-Figuren und den Corona-Lockdown

Michael Herm aus Dörlinbach lebt zwar schon seit 20 Jahren in der Hauptstadt Berlin, ist aber immer mal wieder sehr gerne zu Besuch bei seiner Familie im Schuttertal. Als sogenannter "Character Sculpting Lead" hatte er die Aufgabe, für den neuen Kinofilm "Drachenreiter" die digitalen 3D-Modelle der Hauptfiguren zu erzeugen.

Der Film läuft seit 15. Oktober deutschlandweit, zumindest noch bis zum Lockdown-Start am 2. November, in den Kinos. Ein Gespräch über den Spaß am digitalen Animieren, Kino im Corona-Lockdown und einen Umzug aus reinem Zufall.

Herr Herm, um was geht es eigentlich in dem Film Drachenreiter?

Der Film Drachenreiter erzählt die Geschichte des silbernen Drachen Lung, seiner Freundin, der Koboldin Schwefelfell, und des Menschenjungen Ben, die sich auf eine Reise begeben um das sagenumwobene Saum des Himmels zu finden, wo Drachen und Kobolde eine Zuflucht finden könnten, um sich vor den sich immer weiter ausbreitenden Menschen, die ihren Lebensraum in einem versteckten Wald bedrohen, in Sicherheit zu bringen.

Ab Montag sind auch die Kinos im Corona-Lockdown. Was passiert dann mit dem Film Drachenreiter? Wird er in den Kinos ab Dezember wieder laufen, falls dann wieder geöffnet werden kann?

Dazu habe ich leider bisher keine Informationen. Wir müssen mal abwarten. Ich denke wir werden dazu in den kommenden Tagen etwas von Constantin Film hören, aber ich denke schon dass der Film dann noch einige Zeit gezeigt werden könnte.

Welches sind die Hauptfiguren in dem Film und wer spricht diese?

Die Hauptfiguren sind der Drache Lung, gesprochen von Thomas Brodie-Sangster (englisch) und Julien Bam (deutsch), Die Koboldin Schwefelfell (Felicity Jones/Daggi B) und der Menschenjunge Ben (Freddie Highmore/Mike Singer).

Welches sind die wichtigsten Personen, die am Film mitgearbeitet haben?

Es gibt bei jedem Animationsfilm natürlich Hierarchien, wie beim Realfilm auch, angefangen von Regisseur und Produzenten, über Drehbuchautoren bis zu den einzelnen Abteilungsleitern. Jedoch basiert alles auf Teamarbeit, gerade beim Animationsfilm der eine sehr hohe Komplexität in der Fertigung aufweist. Da ist jeder noch so kleine Arbeitsschritt und jeder einzelne Mitarbeiter von großer Bedeutung.

Was war Ihre Aufgabe?

Meine Aufgabe an diesem Film war, die sogenannten ›digital maquettes‹, also die Vorstufe zu den animierbaren 3D-Modellen der Hauptfiguren zu erstellen. Diese Aufgabe bezeichnet man im Film als Character Sculpting Lead, und sie besteht darin, basierend auf den gezeichneten Charakterentwürfen, digitale 3D-Modelle der Hauptfiguren zu erzeugen, die als Basis für die später animierbaren Figuren im Film dienen.

Wie wird man eigentlich Animator?

Man kann Animation als Beruf, früher Diplom, heute Bachelor/Master, an diversen Hochschulen studieren. Ich habe von 2003 bis 2009 an der Filmuniversität Babelsberg in Potsdam studiert. Mittlerweile habe ich mich auf das Modellieren von 3D-Figuren spezialisiert. Dies ist ein Teilaspekt unserer Studienausbildung, die von den Grundlagen der Animationstechniken, der Umsetzung von Zeichnen und Modellieren, Drehbuchschreiben, Regie und der eigentlichen Animation der Figuren eine enorme Bandbreite vermittelt.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?

Am ehesten wohl die Abwechslung. Fast jedes Projekt ist einzigartig, sodass es immer wieder neue Herausforderungen gibt, denen man sich stellen muss. In meinem Beruf wird mir also nie langweilig.

Wurden bereits schon andere Kinofilme, bei denen Sie mitwirkten, gezeigt?

Ich hatte schon das Vergnügen, zuvor an zwei Kinofilmen mitzuarbeiten: ›Feuchtgebiete‹ (2013) und ›Er Ist Wieder da‹ (2015). Das waren jedoch keine reinen Animationsfilme und meine Aufgabe damals bestand darin, unter anderem die Titelsequenz und digitale Effekte zu animieren, welche in den Realfilm integriert wurden.

Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, vor 20 Jahren nach Berlin zu ziehen?

Das war interessanterweise reiner Zufall. Ich war Anfang 2000 auf der Suche nach einem Praktikum in der Computerspiele-Branche und eine Firma in der Nähe von Berlin war die einzige, von der ich eine Zusage erhalten habe. Die Firma hieß Terratools, und ich war dort nach meinem Praktikum auch noch zwei Jahre angestellt und habe an einigen Computerspielen mitgewirkt. Leider existiert die Firma seit 2003 nicht mehr.

In welchem Kino haben Sie die Premiere von "Drachenreiter" miterlebt?

Unsere Team-Premiere war am 14. Oktober in Berlin im Cinemaxx am Alexanderplatz.

Arbeiten Sie schon wieder an einem neuen Filmprojekt, falls ja, an welchem?

Es stehen demnächst wieder neue Filmprojekte an, aber leider darf ich im Vorfeld wie immer nichts zu Titel und Inhalt verraten.

Fragen von: Claudia Dach

Zur Person

Michael Herm aus Dörlinbach erzeugte beim Kinofilm "Drachenreiter", welcher auf dem gleichnamigen Fantasyroman von Cornelia Funke basiert, die digitalen 3D-Modelle der Hauptfiguren. Bereits im Jahr 2013 hatte er an dem Film "Feuchtgebiete" und 2015 beim Kinofilm "Er ist wieder da" mitgearbeitet.

Wer mehr über die Firma Lumatic erfahren möchte, bei welcher Michael Herm arbeitet und zudem auch noch einer der Geschäftsführer ist, kann sich im Internet auf www.lumatic.xyz informieren.