Bernhard Kraft wurde mit 27 Jahren erstmals in den Rat gewählt. Foto: Gegenheimer

Zu guter Letzt war das jahrzehntelange Mitglied im Dobler Gremium deutlich isoliert.

Bernhard Kraft hat am Dienstagabend sein Amt als Gemeinderat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Dies teilte er am Ende der öffentlichen Gemeinderatssitzung mit. Nach Paragraf 16 der Gemeindeordnung kann er dies sowohl der langjährigen Zugehörigkeit als auch seines Alters wegen tun. Der Verwaltung wird er seinen Entschluss noch schriftlich zukommen lassen.

Längere Vorgeschichte

Was zwar plötzlich und überraschend kam, hatte doch eine längere Vorgeschichte: Seit der Wiederwahl von Bürgermeister Christoph Schaack im September 2022 hatte Kraft sich schrittweise verabschiedet. Weil er dem Rathauschef „mangelnde Kooperation und fehlende Information gegenüber dem beziehungsweise den Stellvertretern“ vorwarf, hatte er im September vergangenen Jahres sein Amt als Erster Bürgermeisterstellvertreter zum Ende Oktober 2022 zur Disposition gestellt. In der Sitzung Ende Oktober teilte Kraft dann mit, er trete mit sofortiger Wirkung aus der Pro Dobel-Fraktion aus und werde als fraktionsloser Gemeinderat seinen Wählerauftrag weiterführen. Im November wurden auf Antrag aus dem Gemeinderatsgremium die Mitglieder des Verwaltungs- und Fremdenverkehrs- und des Technischen Ausschusses neu gewählt: Kraft war nicht mehr Mitglied. Im März 2023 schließlich wurde er auch aus dem Gemeinsamen Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Bad Herrenalb/Dobel „herausgewählt“. Damit war der langjährige Gemeinderat deutlich isoliert.

Seit 1975 dabei

Im Jahr 1975 wurde Kraft mit 27 Jahren erstmals in den Gemeinderat gewählt. Vor ziemlich genau 48 Jahren. Fast ein halbes Jahrhundert lang schenkten Doblerinnen und Dobler ihm durchgängig ihr Vertrauen und ihre Stimme. Seit 2014 war der gebürtige Dobler Erster Bürgermeisterstellvertreter, langjährig auch in den Ausschüssen vertreten. Als Verwaltungsfachmann – er absolvierte seine Ausbildung beim jüngst verstorbenen Altbürgermeister Gerhard Westenberger – brachte er sein profundes Fachwissen in den Gemeinderat ein. Themen wie die Natur oder die Heimatgeschichte waren ihm immer ein besonderes Anliegen – so sei nur beispielhaft an seinen Einsatz gegen den Straubenhardter Windpark, aber auch sein großer Beitrag zum Ortshistorischen Weg oder sein stetes Ringen um eine gute Unterbringung des Dobler Archivs gedacht.

Stets streitbar

Der langjährige Pro Dobel-Gemeinderat war stets streitbar und hatte seinen eigenen Standpunkt. Schlagabtausch nie ausgeschlossen. Manchmal stur und unnachgiebig, ließ er sich auch nicht beirren, wenn er alleine stand mit seiner Auffassung. Die Belebung des Tourismus in der Höhengemeinde war ihm ein wichtiges Anliegen im Rat. Er wehrte sich standhaft gegen eine Wohnbebauung auf dem Filetstück Funk-Areal. Er wurde nie müde, einen guten Zustand der Wanderwege anzumahnen oder den der Loipenrouten, für deren Präparierung im Winter er ehrenamtlich selbst verantwortlich zeichnet. Dobel, seine Heimat, war und ist Kraft wichtig. Für Erhalt, Pflege und Dokumentation von Gebäuden, Grenzsteinen und Brunnen setzte sich der Heimatgeschichtskenner auch als Gemeinderat immer ein.

Letzter Ausschlag

Bezeichnend vielleicht, dass es gerade ein altes Baudenkmal ist, ihm seit Jahren großes Anliegen, um dessen bestmöglichen Bestand er fürchtet, welches jetzt der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte: Das alte Doppel-Revierförsterhaus an der Oberen Bergstraße. Die Entscheidung des Gemeinderatsgremiums, ganz der Abwägung des Investors zu folgen und den Einwendungen von Denkmalamt und Eigentümer nicht mehr Raum zu geben, hat nach Krafts eigener Aussage den letzten Ausschlag zum Rücktritt gegeben.