Kirche: Gemeindepfarrer Ludwig Thon geht in Ruhestand / Abschiedsgottesdienst am 6. Januar

Fast 1000 Gottesdienste hat Ludwig Thon in Dobel gehalten. Hinzu kommen etwa ebenso viele Andachten in der Waldklinik.

Dobel. Nach 19 Jahren als Gemeindepfarrer verabschiedet sich der 65-Jährige in den Ruhestand. Seine Geschichte mit dem Höhenort ist sogar noch ein bisschen länger: Im Dezember 1997 begann Thon mit einem 50-prozentigen Auftrag zur Dienstaushilfe bei Pfarrer Eberhard Nothacker. In einer Übergangszeit war der Familienvater als Pfarrer sowie als Bauingenieur tätig. Resultierend aus seinem Erststudium, dem er jenes in Theologie unmittelbar anschloss, weil er feststellte: "Ich möchte intensiver mit Gott leben." Im April 2001 fand die Investitur des gewählten Gemeindepfarrers Thon statt. "Dobel war dazu in ein weißes Brautkleid gehüllt", beschreibt der gebürtige Stuttgarter, der gerne mit Worten malt, den frühzeitigen Kontakt mit dem Dobler Wetter.

Energetische Maßnahmen

Nicht nur in große Fußstapfen sei er getreten, es habe auch von Beginn an Herausforderungen gegeben. Der Nachbarschaftshilfe wurde eine neue Struktur gegeben. Hoch her sei es gegangen bei der Abgabe der Trägerschaft für den Kindergarten 2002/03 an die bürgerliche Gemeinde: "Die Kirchengemeinde konnte den Neubau nicht stemmen."

Ein Lächeln hat Thon im Gesicht, wenn er an den Neubau des Gemeindehauses von 2007 bis 2009 denkt. "Die Planungen begannen schon Jahre früher", erzählt er, "die Finanzierung verlief überraschend gut. Der Kirchengemeinderat war stets eine starke Stütze."

So konnte Thon zukunftstaugliche energetische Maßnahmen einbringen zu einer Zeit, als das Thema noch weit weniger brisant war als heute – dank seines früheren "Zweitberufes". Stolz präsentiert er das vielfältig nutzbare Gebäude samt Backhaus bis heute. Ein "Stich ins Herz" ist ihm manchmal, dass die Dinge im Ort nicht so geschätzt werden: "Mit den Möglichkeiten, die mir gegeben sind, habe ich mich eingebracht, der Gemeinde zu geben, was sie braucht. Nicht immer kam da etwas zurück."

Kraft und Zuversicht entstanden aus den erfolgreichen diakonischen Initiativen wie dem Hand-in-Hand-Laden, dem Kirchencafé, den Backnachmittagen oder dem im Gemeindehaus beheimateten Mittagstisch. Die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat sei stets konstruktiv-engagiert gewesen. Auch jene mit der Seniorenresidenz, wo Thon gern gesehener Gast war, die mit der Waldklinik und die in der Ökumene. "Nicht nur mit der katholischen Kirche, als wir einander wechselweise Asyl wegen der Umbaumaßnahmen gewährten, sondern auch im evangelischen Bereich selbst mit dem EC-Zentrum oder Haus Birkengrund", erklärt er. Dies habe ihm auch Kraft gegeben in der persönlich schwierigen Zeit, als sich 2012 seine Ehefrau von ihm trennte, die Kinder zum Studium auszogen. Eigentlich habe er sich da wegbewerben wollen, irgendwo komplett neu beginnen, aber Gott wollte es anders: Thon blieb in Dobel.

Mit Unterstützung des Kirchengemeinderates machte er sich an das Großprojekt "Kirchenumbau". Umgestaltung Altarraum, Neugestaltung der Fenster, Boden, Bänke – immer wieder gab es Schwierigkeiten und Verzögerungen. Aber heute ist Thon stolz auf das Erreichte. Er plant, im Eingangsbereich des Gotteshauses Fotos jener alten Malereien aufzuhängen, die an der Kirchendecke durch die eingezogene, abgehängte Decke nicht sichtbar sind. Er schwärmt von den Fenstern. Des bevorstehenden Abschieds ist sich der Gemeindepfarrer aber bewusst: "Ab 1. Januar hat Pfarrer Matthias Ahrens den Dienstauftrag. Er hat beste Kompetenzen. Die Einsicht der Gemeinde ins Zusammenwachsen mit Neusatz-Rotensol ist groß." Persönlich heißt der Jahreswechsel für Thon Abschied nehmen von einem Haus, in dem 20 Jahre Familien- und Berufsgeschichte stecken. "Ich habe schon eine intensive Bindung. Ein großer Schritt steht an, der sich erst in Konturen abzeichnet." Als Ruhestandspfarrer möchte er sich eine kleine Wohnung in der Pfalz suchen, in der Nähe seiner Lebensgefährtin. Um dies zu bewerkstelligen, hat er sich noch etwas Zeit erbeten.

Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Ludwig Thon findet am Montag, 6. Januar, ab 16 Uhr in der evangelischen Kirche in Dobel statt.