Foto: Winnie Gegenheimer

Zum sechsten Mal trafen sich Ritter, Gaukler, Händler und Lagerleute rund um den Dobler Wasserturm.

Dobel - Mittelalter zum Miterleben gab es bereits zum sechsten Mal am Wochenende am Wasserturm. Das galt für rekordverdächtige 36 Lagergruppen (Ritter-, Edelleute- oder Barbaren), für Musikanten und Gaukler sowie für 45 Marktstände.

Darunter waren "Braterey"- und "Sauferey"-Betreiber ebenso wie Handwerker vom Scharfrichter über den Schmied bis zum Trinkhorn- und Lederwarenverkäufer. Freilich für alle Gäste – begonnen bei den Jüngsten aus Dobel beim Kinderspektakel am Donnerstagnachmittag bis zu den Besuchern des dreitägigen Markttreibens, die weit aus der Region gekommen waren zum Schaukampf der Schlegler und Plattenwaldbarbaren bis zur abendlichen Feuershow.

Eröffnet wurde das bunte Treiben jeweils von Joseph van Vlodrop, seines Zeichens Herold und Vorsitzender der Bruchsaler Ritterschaft, welche in Zusammenarbeit mit der Touristik Dobel das Spektakel wieder organisiert hatten. Allen voran Ritterschafts-Cheforganisator Markus Böhmer. "Volk, jubelt!", forderte der Herold beim langen Festzug der Gruppen zu Marktbeginn, "mehr Handgeklapper!".

Heiratsantrag gemacht

Der "Vojvode von Temeswar der Ritterlichen Gesellschaft des Drachen" wurde am Samstag stellvertretend für das gesamte Heerlager begrüßt, die "Sauferey" und die Käsespätzle am Marktplatz von einem ausgedeuteten Vorkoster in der "Giftprobe" getestet und für gut befunden. Begleitet von der Musik von "Okzitanis" – und einem ganz besonderen Ereignis: Wulfen von Lochenstein, Hauptmann der "Leitwölfe" aus Hirrlingen, machte vor versammeltem Lager- und Besuchervolk seiner Arya einen Heiratsantrag – und der gilt auch in echt!

Bernd Bohleber von der "Lederkrämerey" aus Nagold berichtete von der Sturm- und Regennacht auf Samstag: "Das gehört in Dobel schon dazu. Da heißt es: alle Heringe für das Zelt mitnehmen und fest abspannen! Denn ich übernachte wie viele im Zelt. Essen gab’s zuvor in einem befreundeten Lager. Wir sind da eine große, gute Gemeinschaft."

Vom Wetter gar nichts mitbekommen hatte der fünfjährige Connor, Mitglied der Bickesheimer Spiegelfechter. Vom "Steinchenspiel" aufstehend, zeigte er stolz und gut gelaunt Feuerstelle und Zelte seiner Gruppe. Nicht einmal die feuchte Wäsche am Morgen hatte ihn gestört.

Pferde mitgebracht

Beim Weiterflanieren traf man auf Shaya, zierliche Hündin der Gruppe "Anno 1154" aus Kornwestheim, die mit ihrer Filzkrause farblich perfekt zum Frauchen passte. Oder auf Familie Jung aus Gaggenau, die sich bei "Memento Mori" Wissenswertes über die Rüstungen der Ritter zeigen ließen. Oder Familie Füg aus Malsch, samt den beiden kleinen Söhnen perfekt in Mittelalter-Gewandung.

Die Gruppe "Draconarii" und die Durlacher Ritterschaft hatten erstmals Pferde mitgebracht, wobei die bulligen Irish Tinker besonders ins Auge stachen. Dann begegnete man "Schnapsdrossel" Heike Merz mit ihrem Bauchladen voller selbst gemachter Liköre und feinster Schwarzwaldbrände. Oder man hielt an, um den Badischen Schwertspielern bei ihrem rustikalen wie humorvoll kommentierten Schaukampf zuzusehen.

Ein Höhepunkt des diesjährigen Spectaculums war sicher die erstmals vertretene Jagdfalknerei der Grafen von Strzemieczny, vertreten durch Thomas von Strzemieczny alias "Friedrich Emich Reichsgraf von Leiningen" und sein Team. Ob Ronja, der sibirische Uhu, oder Drago, der mongolische Raubadler – sie waren echte Publikumsmagneten.