Heftige Diskussionen gab es im Ortschaftsrat zur Bedarfsplanung des Kindergartenjahres 2022/2023. Steht – nachdem der Kindergarten St. Josef saniert und erweitert wird, ein neuer Betriebskindergarten in Waldmössingen im richtigen Stadtteil?, wurde gefragt. Denn im Gegensatz zu anderen Stadtteilen gibt es genügend Betreuungsplätze. Foto: Herzog

Braucht es in Waldmössingen einen Betriebskindergarten, wenn durch die Erweiterung der bestehenden Einrichtung genügend Betreuungsplätze im Ort entstehen? Darüber ist sich der Ortschaftsrat in seiner Sitzung am Montag nicht einig gewesen.

Schramberg-Waldmössingen - Kerstin Flaig, bei der Stadt zuständig für Schulen und Kindergärten, stellte die Bedarfsplanung für die Kindertagesstätten 2022/23 vor. Es stünden 808 genehmigte Betreuungsplätze im Ü3-Bereich (über drei Jahre) und 100 Plätze in Krippengruppen zur Verfügung. Die Kinderzahlen seien nur leicht rückläufig. In Heiligenbronn und Waldmössingen seien es im Schnitt 22 Kinder pro Jahrgang, so Flaig.

Der Betrieb in der Pandemie habe zu erhöhten Belastungen geführt. Jetzt komme noch die Herausforderung durch den Ukraine-Krieg. Da bleibe kaum Zeit zum Luftholen. Auf das Personalmanagement müsse verstärkt geschaut werden, urteilte sie.

Gesamtstädtischer Anspruch

Ortsvorsteher Rainer Ullrich folgerte, dass die Betreuungsplätze in der Talstadt zwar nicht ausreichten, gesamtstädtisch der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz aber erfüllt werden könne. Er wollte wissen, ob in der Bedarfsplanung Kinder aus der Ukraine berücksichtigt worden seien. Dies verneinte Flaig. Im Moment besuchten erst wenige Kinder aus der Ukraine die Einrichtungen – zehn an der Zahl, wie sie auf Nachhaken von Roland Weißer erklärte. Die weitere Entwicklung sei unsicher. Bei Anfragen kämen sie auf Wartelisten und genössen keine Bevorzugung.

Stadt zahlt bis zu 180.000 Euro jährlich

Weißer ließ sich von Ullrich nochmals erklären, worüber genau abgestimmt werde und war sich im Klaren: "Also auch über den 120 000 Euro bis 180 000 Euro hohen jährlichen Eigenanteil der Stadt am Betriebskindergarten, wenn er gebaut wird". Weißer vertrat die Ansicht, dass wenn der kirchliche Kindergarten nach der Erweiterung zusätzlich 35 Plätze anbiete, es keinen Betriebskindergarten brauche. "Da wird gelöscht, wo gar kein Feuer ist", zielte Weißer auf fehlende Plätze in der Talstadt und in Sulgen ab.

Annette Jauch sah es auch so: "Wir sind froh, dass der Kindergarten in Waldmössingen saniert und erweitert wird. Wenn aber jetzt noch ein zweiter im Ort gebaut wird, habe ich die Befürchtung, dass wir bei anderen Projekten zurückstehen müssen." Laut Ullrich ist die Stadt nicht verpflichtet, einen Betriebskindergarten zu realisieren. "Für mich liegt der Sinn darin, dass die Stadt Geld investieren will, um den Wirtschaftsstandort Waldmössingen noch attraktiver zu machen", bekräftigte er.

Betreuung vor Ort

German Notheis war sich sicher: "Wenn der Betriebskindergarten kommt, dann werden Kinder aus der Talstadt und aus Sulgen diese Einrichtung besuchen, wenn ihre Eltern in Waldmössingen arbeiten. Das entlastet dann die Kindergärten dort."

Jürgen Kaupp erinnerte daran, dass Gemeinde- und Ortschaftsrat beschlossen hatten, beim nächsten Plan einen Betriebskindergarten zu berücksichtigen. "Es kommt mir komisch vor, dass man das jetzt anders will", konnte er die Diskussion nicht nachvollziehen. Es habe auch die Möglichkeit gegeben, die kirchliche Einrichtung nicht zu erweitern und nur den Betriebskindergarten zu bauen. Irritiert sei er auch, dass Eltern im Ort beklagten, für ihr Kind keinen Kindergartenplatz zu erhalten. Auf der anderen Seite weise der Plan einen Puffer von drei Plätzen aus. Das, verteidigte Flaig, sei beim Erstellen der Beschlussvorlage so gewesen. Inzwischen könne sich das geändert haben.

Mit sechs Ja- und zwei Nein-Stimmen befürwortete der Rat die Bedarfsplanung als Empfehlungsbeschluss an den Verwaltungsausschuss, der am Donnerstag tagt.