Ausländisch klingende Namen schrecken offenbar immer noch Personaler ab. Foto: dpa

­Bewerber für Lehrstellen werden in Deutschland weniger nach Eignung eingeladen als danach, wie deutsch ihr ­Familienname klingt. Doch Bewerbungen zu anonymisieren, ist der falsche Weg, meint Christoph Reisinger.

Stuttgart - Der Befund ist niederschmetternd: Bewerber für Lehrstellen werden in Deutschland weniger nach Eignung eingeladen als danach, wie deutsch ihr Familienname klingt. Niederschmetternd ist diese durch eine seriöse Studie nachgewiesene Tatsache in doppelter Hinsicht: Jugendlichen bleiben Chancen verwehrt, die sie sich verdient haben; die deutsche Wirtschaft wiederum verzichtet auf Talente, die sie braucht.

Allerdings: Der Stand der Dinge in Städten wie Stuttgart oder Sindelfingen, in denen knapp die Hälfte der Bewohner familiäre Wurzeln außerhalb Deutschlands hat, bietet Trost. Dort spiegelt sich dieser Anteil auch in Werkstätten, Büros und Berufsschulen wider. Daraus lässt sich ableiten: Der Weg von Bewerbern aus zugewanderten Familien zu einer Lehrstelle mag unverdientermaßen länger sein – aber er bleibt keineswegs verschlossen.

Ein Ruhekissen ist das nicht. Deshalb kann man Unternehmen, Wirtschaftsverbände, Handwerks-, Industrie- und Handelskammern nicht genug loben und bestärken, die gegen eine solche Ungleichbehandlung von Bewerbern vorgehen. Indem sie ein waches Bewusstsein dafür schaffen, wie schädlich die Zurücksetzung ist, und entsprechend handeln.

In die falsche Richtung weisen allerdings alle Vorschläge, Namen und Fotos aus Bewerbungsunterlagen zu tilgen. Man muss schon sehr weit von den Erfordernissen ausbildender Betriebe weg sein, um das zu verlangen. Schließlich suchen Arbeitgeber Persönlichkeiten, die zu ihnen passen, denen sie ihr Wissen, ihre Betriebsmittel, ihre Kunden anvertrauen mögen. Sehr viel weniger suchen sie anonyme, in Zeugnisse gegossene Qualifikationen. Das darf mit Fug und Recht so bleiben – aber nur frei von Vorurteilen.

c.reisinger@stn.zgs.de