Rainer Württenberger und Roman Bihler (von links) wären beim Bunten Abend in Irslingen zum 20. Mal im Folge aufgetreten – vorausgesetzt, er hätte stattgefunden.Archivfoto: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Erinnerungen an den Bunten Abend in Irslingen

"Jetzt würden wir noch einmal proben und dann gingen wir in die Halle", erzählt Roman Bihler wehmütig. Zusammen mit Rainer Württenberger hat er schon 19 Mal den Irslinger Dorfklatsch beim Bunten Abend, dem Höhepunkt der Irslinger Saalfasnet, närrisch aufbereitet.

Dietingen-Irslingen (kw). Beide sind seit fast zwei Jahrzehnten Garanten für humorvolle Auftritte und gehören zum Bunten Abend in Irslingen fast so wie der Narrenmarsch zur Fasnet. Kaum ein Missgeschick während des Jahres entgeht ihnen im Ort. Mit fein geschliffenen Texten, aber auch mit spitzer Zunge, gehen sie ans Werk. Schon manches Malheur kam durch sie ans Tageslicht und sorgte für Gelächter. Das Duo trat schon als VfB-Fußballfans auf die Bühne, sie grüßten als Urlauber auf Mallorca, steckten in den Figuren des Narrenbrunnens oder standen als Jumper auf dem Rottweiler Thyssenturm. An Ideen mangelte es bisher nicht.

"Die Narrenstückle so zu bringen, dass niemand beleidigt ist, das ist die Kunst", meinen die beiden Fasnachtsakteure. In der Regel gelinge ihnen das, sind sie überzeugt. Auch vor ihren eigenen Missgeschicken machen die zwei nicht halt und nehmen sich auch mal selbst auf die Schippe. Dieses Jahr wollten sie zum 20. Mal auftreten – vielleicht wäre es das letzte Mal als "Dorfklatsch-Duo" gewesen. Doch dann kam alles anders.

Frühzeitig war klar, dass es keinen Bunten Abend geben wird. Die Ohren haben die beiden dennoch stets gespitzt. So haben sie erfahren, dass sich ein Fuchs in der Garage eines bekannten Autofreaks im Weiher unbemerkt eingenistet hatte. Als plötzlich mitten in der Nacht lautstarke Musik aus dessen Werkstatt ertönte und die umliegenden Häuser beschallte – der Fuchs war auf das Radio gesprungen und hatte es in Gang gesetzt –, glaubte besagter Automechaniker zuerst an einen Spuk. Am nächsten Tag entdeckte er reichlich zerfressene Kabel. Nach intensiver Nachforschung konnte das Geheimnis gelüftet werden.

Auch in einem Haus eines eingebürgerten Rotenzimmeners sorgte ein Vorfall für Rätsel. Die Vorbereitungen für das Silvester-Fondue liefen auf Hochtouren. Neben feinem Fleisch sollten auch wohlschmeckende Shrimps im Fonduetopf garen. Das Fleisch und das leckere Meeresgetier brachte man in den kühlen Keller. Die Hauskatze wurde vorsichtshalber aus dem Haus verbannt. Das Feinschmeckertier suchte sich aber schnurstracks den Weg über die Kelleraußentür, die versehentlich offenstand, in die Kellerräume. Das Ende vom Lied: Keine einzige Garnele, nicht einmal ein Schwanz, war noch vorhanden, als die Hausherrin das Fonduegut holen wollte.

Beim Bunten Abend in Irslingen tritt immer eine Garde oder ein Ballett auf. Diesmal hätten die Tanzmädchen in Anlehnung an die intensive und unendliche Schuldiskussion für ihren Auftritt sicherlich den Rocksong von Alice Cooper, "School’s out for summer, school’s out forever", als Musik ausgesucht.

Was wäre von den "nicht alternden SVI-Männer um 40" – auch ein fester Programmpunkt – zu erwarten gewesen? Vielleicht eine Szene aus dem Ortschaftsrat? Eventuell eine Beratung über eine Anfrage aus der Bürgerschaft, die prachtvolle Albstraße im Ortseingangsbereich nun endlich in "Seeburger Allee" umzubenennen.

Und was hätten die närrischen Feuerwehrleute gewusst? Sie hätten vielleicht gefragt, ob sich die Unmengen von Spritzwasser bei der Sanierung des SVI-Sportplatzes – die aufgrund der Corona-Situation vorgezogen wurde – wohl gelohnt haben und der ganze Aufwand nun endlich auch in Punkten gemessen werden könne.