E-Bikes sind vielen Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis mittlerweile ebenso lieb wie das „heilige Blechle“ – und auch fast genauso teuer. Das wiederum ruft Langfinger auf den Plan. Immer häufiger vergreifen sie sich in der Region an den Fahrzeugen.
Wer eines hat, muss gut darauf aufpassen – und sollte es im Falle eines Diebstahls vor allem eines haben: gut gesichert.
Doch trotzdem passiert es immer häufiger: E-Bikes im Schwarzwald-Baar-Kreis werden gestohlen. Das ist auch für die Polizei im zuständigen Polizeipräsidium Konstanz ein Phänomen dieser Zeit.
Auf den ersten Blick tauchen die Taten im Polizeibericht nicht als solche auf. Fahrraddiebstahl ist Fahrraddiebstahl, so zumindest sieht es auf dem Papier aus. „Leider können wir anhand der Statistik nicht zwischen der Art des entwendeten Rades – Fahrrad, Pedelec oder E-Bike - unterscheiden“, erläutert hierzu Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage unserer Zeitung. „Allerdings lässt die steigende Schadenshöhe in Bezug auf die Anzahl der Diebstähle vermuten, dass in letzter Zeit vermehrt hochwertigere Fahrräder, vermutlich Pedelecs/E-Bikes gestohlen werden“, fügt er hinzu.
Ein solcher Fall passierte beispielsweise auch in Villingen – eine 16-jährige stellte ihr 600 Euro teures Fahrrad am Villinger Kneippbad ab, sicherte es sogar mit einem Kettenschloss an einem Brückengeländer. Doch nach dem Schwimmbadbesuch war der Frust riesig: „Das Fahrrad war samt Kettenschloss verschwunden.“ Die 16-Jährige erstattete deshalb Anzeige beim Polizeirevier Villingen – bislang erfolglos.
So wie dem Mädchen ergeht es derzeit zahlreichen Menschen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das Geschäft mit den teuren E-Bikes brummt offenbar – die Tatsache, dass die Lieferanten solcher Fahrzeuge die Nachfrage kaum mehr zeitnah bewältigen können und es oft lange Lieferzeiten gibt, kurbelt den „Gebrauchtwaren-Markt“ in diesem Bereich zusätzlich an. Beste Bedingungen für Diebe also.
Täter im Landkreis
Die Statistik des Polizeipräsidiums über Fahrraddiebstähle im Schwarzwald-Baar-Kreis ist eindrücklich. Hier wird zwischen einfachen Diebstählen, also ohne Sicherung des Fahrrades gegen Wegnahme, und besonders schweren Fällen des Diebstahls (BSD) unterschieden – bei letzteren ist eine Sicherung, zum Beispiel durch ein Fahrradschloss oder sonstige Sicherung vom Täter zum Zwecke des Diebstahls überwunden worden.
Die einfachen Fahrraddiebstähle bewegen sich dabei seit 2018 auf einem recht konstanten Niveau – 72 waren es 2018 im gesamten Landkreis, 2019 50, 2022 76. Viel häufiger jedoch greifen die Täter zu teuren Geräten, welche von den Besitzern wohl weislich entsprechend gesichert worden sind: 2018 schlugen die Fahrraddiebe 153 Mal im Landkreis zu – 144 496 Euro Schaden verursachten sie dabei. 2022 waren es 133 solcher Diebstähle, die Schadenssumme aber liegt trotzdem sogar höher als 2018, nämlich bei dann 166 290 Euro.
Aufklärung ist schwierig
Eine Zahl in der Statistik jedoch erhöht den Frustfaktor maßgeblich: In beiden beispielhaft genannten Jahren konnten lediglich acht dieser Diebstähle in besonders schweren Fällen aufgeklärt werden, die Aufklärungsquote liegt damit bei nur 5,2 Prozent in 2018 und sechs Prozent in 2022.
Dieter Popp erklärt, warum. Natürlich gebe es auch Diebe, die auf ihren Wohnort begrenzt zuschlagen und Einzeltaten verüben. Aber: Oft seien derzeit auch richtige Banden aktiv, die überregional zuschlagen, ihre teure Beute dann ins Ausland schaffen und dort verkaufen. Aufklären ließen sich Fälle vor allem dann, wenn ein Lager mit geklauten Fahrrädern entdeckt wird – doch das passiert eher selten.
Die Tipps der Polizei
Damit ihre Pedelecs und Co. gar nicht erst auf dem großen Haufen des Diebesguts landen, legt die Polizei Fahrradfahrern einige Verhaltensweisen ans Herz, allem voran: den richtigen Diebstahlschutz und zwar längst nicht nur beim Ausflug in die Stadt oder dem Weg zur Arbeit, sondern auch im heimischen Keller oder der Garage – immer öfter dringen Täter nämlich in Mehrfamilienhäuser ein und bedienen sich dort an nachlässig gesicherten Fahrzeugen.
Verwenden sollten die E-Bike-Besitzer massive Stahlketten-, Bügel- oder Panzerkabelschlösser mit „geprüfter Qualität“ aus hochwertigem Material, etwa durchgehärtetem Spezialstahl. Außerdem ist auf ein ausreichend langes Schloss zu achten, so dass das Fahrrad samt Rahmen, Vorder- und Hinterrad irgendwo angeschlossen werden kann. Gleiches gilt für das Abstellen in Kellern, Garagen und Fluren. Abnehmbare Akkus sollten lieber mitgenommen werden.
Das kann Opfern helfen
Und noch etwas kann der rechtmäßige Fahrradbesitzer tun: Einen polizeilichen Fahrradpass ausfüllen. Das kann der Polizei helfen, gestohlene Räder zweifelsfrei zu identifizieren. Im Pass sind neben Rahmennummer und Codierung auch Name und Anschrift des Radbesitzers notiert. Darüber hinaus gehört ein Foto des Fahrrads dazu. Der vollständig ausgefüllte Pass sollte sicher aufbewahrt werden. Den Fahrradpass gibt es übrigens beim Polizeirevier oder unter www.polizei-beratung.de.
Die moderne Technik macht das Wiederauffinden nach dem Klau möglich: Man kann einen Mini-GPS-Tracker am Rad befestigen, um das Bike über das Handy orten zu können.