Ute Scholz (von links), Gerhard Mengesdorf und Renate Bökenkamp gehören zur lokalen Projektgruppe. Sie laden zum ersten Treffen im Theater im Deutschen Haus ein. Foto: Moser

Wie war die Zeit des Nationalsozialismus (NS) hier vor Ort? Dieser Frage gehen Kommunen im Zuge des bundesweiten Projekts "Das Dritte Reich und Wir" nach. St. Georgen ist eine davon. Und jetzt sind alle gefragt.

St. Georgen - Spuren der Zeit des Nationalsozialismus (NS) vor der eigenen Haustür suchen, erforschen, diskutieren und sichtbar machen – das ist das Ziel des bundesweiten Projekts "Das Dritte Reich und Wir", das sich an Städte und Gemeinden richtet. 14 Kommunen beteiligen sich aktuell – und auch St. Georgen ist mit von der Partie.

Universität Gießen begleitet das Projekt

Wieso aber ist gerade die Bergstadt eine der wenigen Projektkommunen? Der Kontakt, erklärt Gerhard Mengesdorf, einer der Projektkoordinatoren in St. Georgen, kam über einen ehemaligen Bergstädter, der mittlerweile in Berlin lebt und als Grafiker ins das Projekt eingebunden war, zustande. Er wandte sich an Mengesdorf, dem die Idee zusagte. "Ich dachte sofort: Ich glaube die Zeit ist reif, um über das Thema zu diskutieren." Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit – gerade auf lokaler Ebene – ist aus seiner Sicht "unbedingt nötig".

Zusammen mit Ute Scholz und Renate Bökenkamp ist Mengesdorf Teil der etwa sechsköpfigen lokalen Projektgruppe in St. Georgen, welche die Umsetzung gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität in Gießen koordiniert. Damit es am Ende des Projektzeitraums allerdings etwas zu präsentieren gibt, sind sie auf die Mithilfe der St. Georgener Bevölkerung angewiesen. "Wir wollen die Menschen unmittelbar erreichen", erklärt Mengesdorf – und zwar nicht nur jene, die sich ohnehin für Geschichte interessieren.

Bruchstücke sollen Gesamtbild ergeben

Das Projekt teilt sich in fünf Stufen, an deren Ende eine öffentliche Präsentation sowie eine Dokumentation der Ergebnisse steht. In welcher Form diese stattfindet, bleibt vorerst noch offen. Grundidee sei es zunächst einmal, erklärt Scholz, diverse Gegenstände, Fotos, Erinnerungen und Berichte aus der NS-Zeit, die derzeit über die gesamte Bergstadt verstreut sind, zu finden und zusammenzutragen. Am Ende sollen sich die einzelnen Bruchstücke zu einem Gesamtbild zusammenfügen, "um die schwarzen Löcher in den Archiven zu stopfen", wie Bökenkamp es formuliert. Dieses Gesamtbild soll dann für künftige Generationen erhalten bleiben.

"Ich habe den Eindruck, dass das Interesse in St. Georgen da ist", ist Bökenkamp optimistisch. Und auch Mengesdorf berichtet aus Gesprächen, welche die Projektgruppe bereits mit Zeitzeugen geführt hat, von einer Offenheit. Die Initiatoren hoffen daher auf eine rege Beteiligung der St. Georgener, um möglichst viele Bruchstücke aus der NS-Zeit zu finden.

Info: Erstes Treffen und Ansprechpartner

Das erste offizielle Treffen des Projekts "Das Dritte Reich und Wir" findet am Mittwoch, 29. Juni, ab 17 Uhr im Theater im Deutschen Haus statt. Wer noch von Erinnerungen oder Geschichten aus der NS-Zeit berichten kann oder alte Fotos oder Gegenstände hat, sollte diese am 29. Juni mitbringen. Zudem werden bei dem Treffen weitere Recherchewege festgelegt.

Wer sich vorab schon einmal über das Projekt informieren will, kann dies am kommenden Samstag, 4. Juni, tun. Von 10 bis 12 Uhr wird die Projektgruppe an diesem Tag mit einem Informationsstand beim Parkplatzeingang zum Edeka vertreten sein.

Für weitere Fragen oder das persönliche Gespräch stehen zudem Gerhard Mengesdorf unter Telefon 07724/75 29 oder E-Mail mengesdorf@t-online.de sowie Ute Scholz unter Telefon 07724/91 92 04 oder E-Mail ute.scholz@gmx.net zur Verfügung.