Deutschland gegen Serbien - das ist auch Sami Khedira gegen Zdravko Kuzmanovic.

Johannesburg - Wenn sich am heutigen Freitag die deutsche Nationalmannschaft und die Auswahl Serbiens gegenüberstehen, ist das Spiel auch ein Duell zweier VfB-Profis: Sami Khedira kämft gegen Zdravko Kuzmanovic.

Die herbstliche Sonne wärmt zwischen den bitterkalten Abenden die Anlage des Sunnyside Park Hotels in dem Johannesburger Vorort Parktown. Rot-blau-weiße Fahnen verraten, wer hier während der Fußball-WM zu Hause ist: Serbien. Wie lange noch? Heimreise schon nach dem nächsten Mittwoch? Die Stimmung wirkt gedrückt nach der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Ghana. Der Optimismus klingt sehr verhalten vor dem zweiten Spiel der Gruppe D in Port Elizabeth gegen Deutschland heute um 13.30 Uhr (ZDF live).

Sie kennen den Gegner und dessen Mentalität

"Eigens für die deutschen Journalisten", flunkert Aleksander Boskovic, "präsentieren wir die drei Spieler aus der Bundesliga." Also flankieren den Team- und Medien-Manager Zdravko Kuzmanovic vom VfB Stuttgart) Zoran Tosic (nicht mehr 1. FC Köln, sondern künftig ZSKA Moskau) und Gojko Kacar (Hertha BSC Berlin), alle drei Mittelfeldspieler Jahrgang 1987. Der Respekt vor der deutschen Mannschaft nach deren 4:0 gegen Australien steht in ihren Gesichtern und kommt in jedem Satz zum Ausdruck.

Sie kennen den Gegner und dessen Mentalität aus der Bundesliga. Es steht sogar von jedem ein Vereinskamerad - Khedira, Podolski und Friedrich - auf der anderen Seite. Die üblichen Plattitüden als Ausdruck von Zweckoptimismus sind so gut wie nicht zu hören. Zu tief sitzen der Eindruck von den Deutschen und die Enttäuschung über die eigene Leistung. "Wenn wir so spielen wie gegen Ghana, verlieren wir", sagt Kuzmanovic. "Dann sind wir weg."

"Uns kann kein Deutscher überraschen"

Er ist ein Kind aus der Schweizer Talentschmiede, ehe er mit 19 Jahren für drei Millionen Euro nach Florenz in die Serie A wechselte und sich auf Drängen des serbischen Verbandes entschloss, künftig für das Land seiner Eltern zu spielen.

Es wird serbisch geantwortet wegen der Live-Übertragung im Belgrader Fernsehen. Bojana Zec, eine Blonde mit Nickelbrille, übersetzt simultan ins Englische. Boskovic hat dem halben Dutzend deutscher Medienleute zugesagt, dass die Spieler später für Einzelgespräche zur Verfügung stünden. "Fünf Minuten." Es werden 15.

"Uns kann kein Deutscher überraschen"

Interessantester Gesprächspartner ist natürlich Zdravko Kuzmanovic, gleich aus drei Gründen: Erstens spricht der in Thun geborene Serbe fließend Deutsch. Zweitens wird sein VfB-Kollege Khedira nun wahrscheinlich sein direkter Gegenspieler im Mittelfeld sein. Und drittens führte sein reflexartiges Handspiel zum Elfmeter und zur 0:1-Niederlage gegen Ghana.

Wie hat er dieses Missgeschick verkraftet? "Die ersten zwei Tage waren sehr schwer. Natürlich musste ich das so schnell wie möglich vergessen. Es war keine Absicht. Der Ball flog an meine Hand", sagt er und zuckt hilflos mit den Schultern. Beim Training hätten serbische Fans wohlwollend seinen Namen gerufen. Das ging runter wie Öl. "Wir haben viel gutzumachen. Gegen Ghana haben wir nicht so gespielt wie in der Qualifikation." Serbien wurde vor Frankreich Gruppensieger.

Nicht mit, sondern direkt gegen Khedira zu spielen gibt dem Spiel zusätzliche Brisanz. Kuzmanovic stellt sich darauf ein. "Wenn ich spiele, wird das sicherlich ein gutes, interessantes Duell", sagt er. "Sami hat gegen Australien ein gutes Spiel gemacht. Aber gegen uns wird es auch für ihn schwerer. Denn zumindest uns Bundesligaspieler kann kein Deutscher überraschen." Schon gar keiner, der im selben Verein spielt.