Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani hilft der Deutschen Bank Foto: dpa

Der Einstieg des Scheichs aus Katar macht das Leben für die Deutsche Bank leichter. Großinvestitionen in Deutschland aus dem arabischen Raum sind zwar spektakulär. Das mit Abstand meiste Geld kommt jedoch aus europäischen Ländern.

Der Einstieg des Scheichs aus Katar macht das Leben für die Deutsche Bank leichter. Großinvestitionen in Deutschland aus dem arabischen Raum sind zwar spektakulär. Das mit Abstand meiste Geld kommt jedoch aus europäischen Ländern.

Frankfurt/Stuttgart - Zuletzt gab es immer wieder Zweifel an der Kapitalstärke der Deutschen Bank. Die dürften jetzt zumindest vorübergehend ausgeräumt sein, nachdem sich das Finanzinstitut eine Geldspritze von acht Milliarden Euro organisiert hat. Allein 1,75 Milliarden Euro steuert dabei die private Investmentfirma von Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus Katar bei.

Mit einem Anteil von 5,6 Prozent würde der Mann vom Persischen Golf damit größter Aktionär von Deutschlands führendem Geldhaus. Der Rest kommt von breit gestreuten Anlegern. „Wir schaffen einen Puffer gegen weitere Gegenwinde, die man nicht wirklich vorhersagen kann“, sagte Co-Chef Anshu Jain am Montag bei einer Telefonkonferenz in Frankfurt. Das Geld soll unter anderem helfen, in den USA zu expandieren – auf dem größten Kapitalmarkt der Welt geben bisher Branchengrößen wie JP Morgan oder Goldman Sachs den Ton an.

Einstiege von arabischen Großinvestoren haben in den vergangenen Jahren regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt – ob bei der Deutschen Bank, jüngst bei Air Berlin oder vor Jahren bei Porsche oder Daimler. Allerdings machen sie nur einen geringen Anteil aller Direktinvestitionen in Deutschland aus. Nach aktuellen Zahlen der Bundesbank vom April dieses Jahres flossen 2013 insgesamt rund 20 Milliarden Euro nach Deutschland. 1

2,7 Milliarden davon kamen aus Ländern der Europäischen Union, fast fünf Milliarden aus der Schweiz, der Rest verteilt sich auf Amerika und Asien, wozu neben China auch die arabischen Golfstaaten zählen. Zu den Direktinvestitionen zählen Firmenübernahmen, Neugründungen oder Beteiligungen an bereits bestehenden Unternehmen. Ziel ist dabei meist „Kontrolle über oder maßgeblichen Einfluss auf die Führung des Investitionsobjekts ausüben zu können“, wie es in dem Bericht der Bundesbank heißt.

Die Höhe der Investitionen von ausländischen Unternehmen schwankt stark. So waren es 2012 nur rund zehn Milliarden Euro, in den beiden Jahren zuvor aber weit über 40 Milliarden Euro. Grund dafür ist zum einen die anhaltende Finanzschwäche in vielen europäischen Staaten, hier floss deutlich weniger Geld nach Deutschland. Aber auch Sondereffekte spielen eine Rolle.

So hätten 2012 mehrere ausländische Tochterunternehmen in Deutschland ihren Muttergesellschaften Gelder zurückgezahlt, was die Bilanz unter dem Strich verschlechtert habe. In Baden-Württemberg verzeichnete das Wirtschaftsministerium 2013 mit 350 einen Höchststand an Investitionsvorhaben aus dem Ausland. Die meisten kommen dabei aus der Schweiz, gefolgt von den USA und Frankreich.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wollte sich zum Engagement des Scheichs aus Katar am Montag nicht äußern. In einem zuvor veröffentlichten Papier begrüßt der mächtige Verband aber grundsätzlich ausländische Investitionen in Deutschland. „Sie sind der Treibstoff für Wachstum, Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand“, heißt es in der Studie „Globalisierung, Märkte und Handel“ aus dem Jahr 2013. So hingen in Deutschland rund 2,6 Millionen Jobs von ausländischen Direktinvestitionen ab.

Entscheidend sei die generelle Akzeptanz der Bevölkerung. „Deshalb muss die Bedeutung ausländischer Investitionen gegenüber der Öffentlichkeit klar artikuliert werden“, heißt es. Nur für den Fall Katar und Deutsche Bank gilt dies offenbar nicht.