Von Markus Brauer

Von Markus Brauer

Was für eine unwürdige Gestalt ist dieser Ratko Mladic. Im Bosnienkrieg als General der bosnischen Serben mimte er den starken Mann, war Herr über Leben und Tod. Die Bilder von damals zeigen den heute 69-Jährigen als arrogant-autoritären Kriegsherrn. Aus den Bildern spricht die ungemeine Begeisterung Mladics für seinen "Beruf" – für das Aufspüren und Vernichten des vermeintlichen Feindes.

Zu Beginn des Völkermord- Prozesses vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal gab Mladic noch zu Protokoll, er sei zu krank für ein Gerichtsverfahren. Der gestrige Auftritt beweist das Gegenteil. Hier steht nicht ein debiler Greis vor dem UN-Gericht, sondern dieselbe eiskalte Killermaschine, die 1995 rund 8000 bosnische Muslime gnadenlos ermorden ließ.

Der Mörder klagt die Ermordeten an. Eine Pervertierung jeder Moral. Das Böse kann – wie die Philosophin Hannah Arendt sagte – banal sein. So banal wie Ratko Mladic: ein jähzorniger, brutaler Machtmensch, der nie begreifen wird, für welches Leid er verantwortlich ist.

Mit seiner Ignoranz reiht sich der "Schlächter vom Balkan" ein in die Reihe der beiden Mordbrenner Slobodan Milosevic und Radovan Karadzic. Bis zu seinem Tod in U-Haft 2006 sah sich Serbiens Ex-Präsident Milosevic als unschuldig Verfolgter. Karadzic, einst politischer Führer der bosnischen Serben, hält bis heute die Fahne der unschuldig Angeklagten hoch. Im Gefängnis sind er und Mladic sich nah – das Duo infernale.