Jede Menge Arbeit wartet auf Tatortreiniger Schotty (Oliver Gabbert), gilt es doch zuverlässig die Spuren der Verbrechen zu beseitigen, zum Beispiel bei Frau Hellenkamp (Jutta Schrüder). Foto: Günther

Mit drei eigens für die Bühne inszenierten Folgen der erfolgreichen TV-Serie "Der Tatortreiniger" gastierte das Berliner Kriminaltheater im Theater im Kurhaus Freudenstadt.

Mit drei eigens für die Bühne inszenierten Folgen der erfolgreichen TV-Serie "Der Tatortreiniger" gastierte das Berliner Kriminaltheater im Theater im Kurhaus Freudenstadt.

Freudenstadt. Geschrieben wurden die Stücke von Ingrid Lausund, einer mit Grimme- und Schauspielpreisen ausgezeichneten Drehbuchautorin und Regisseurin, die unter ihrem Pseudonym Mizzi Meyer die Fernseh- und Bühnenepisoden der Kultserie "Der Tatortreiniger" verfasst.

Allen Episoden gemeinsam ist, dass Protagonist Schotty nach eigenem Bekunden als Spurenbeseitiger dann zum Einsatz kommt, wenn andere sich vor Entsetzen übergeben. Wenn es einen Tatort zu säubern gibt, ist Schotty zur Stelle: Blut wegwischen, Überreste entfernen – alles kein Problem für den kauzigen Tatortreiniger, der dabei häufig auf skurrile Typen trifft.

Im weißen Overall

Schotty (Oliver Gabbert) im weißen Arbeitsoverall ist in der ersten Episode mit dem Titel "Ganz normale Jobs" gerade eifrig dabei, das blutverschmierte Badezimmer einer Wohnung zu säubern, als es an der Tür klingelt. Es ist nicht etwa der Mörder, der zum Tatort zurückkehrt, sondern die Prostituierte Maja (Kristin Schulze), die wie verabredet ihren Kunden aufsuchen will. Als sie vom Mord erfährt, will sie zunächst davonrennen, lässt sich aber von Schotty zum Bleiben überreden. Die beiden finden Gefallen aneinander, kommen ins Gespräch und informieren sich gegenseitig über ihre jeweiligen spezifischen Arbeitsbedingungen.

Da überzeugt Schottys Definition einer dreckigen Wohnung als Materie, die lediglich auf dem falschen Platz liegt, und da sorgt Maja mit ihrer Ansage "250 Euro, nur mit Gummi, die meisten stehen auf Domina" von vornherein für klare Verhältnisse. Gemeinsam Sekt trinkend und Laugenstangen essend, tauschen sich die beiden über ihre alltäglichen Belastungen aus.

Mit Axt erschlagen

In der zweiten Episode "Über den Wolken" wurde eine Frau von ihrem Ehemann mit einer Axt erschlagen. In der verwüsteten ehelichen Wohnung kämpft Schotty nicht nur gegen viele Blutspuren, sondern auch mit seinem Nikotinentzug. Doch damit nicht genug der Widrigkeiten; der Mörder (Kai-Peter Gläser) kommt zurück und offenbart sich Schotty als ein an seiner Ehe jahrzehntelang leidender Ehemann, der treffenderweise zur Melodie von "Über den Wolken" befriedigt feststellt: "Sie ist tot, aber ich fühle mich zum ersten Mal lebendig. Vielleicht ist sie ja jetzt an einem besseren Ort". Worauf Schotty pragmatisch klarstellt: "Ja, in der Pathologie". Seine zu erwartende Strafe versucht der mordende Ehemann mit dem Argument "Ich habe ja vorher schon gebüßt" abzumildern.

Die reiche Witwe

"Nicht über mein Sofa" ist die dritte und vergnüglichste Episode des Abends. Dabei wird Schotty in die Villa zur reichen Witwe Hellenkamp gerufen, weil dort ein Einbrecher bei seiner Flucht eine Treppe hinabstürzte und starb. Das behauptet zumindest die alte Lady (Jutta Schröder). Während Schotty seiner Arbeit nachgeht, ergeben sich herrliche Dialoge über wertvolle Vasen, die nicht bei Ebay sondern bei Sotheby‘s ersteigert wurden, oder über das zerstörte Sofa, auf dem schon Karajan gesessen hat.

Schweigegeld abgelehnt

Dabei findet Schotty Beweise dafür, dass Lady Hellenkamp den Einbrecher kaltblütig mit einem Golfschläger erschlagen hat. Als Schotty ankündigt, die Polizei zu rufen, versucht die alte Frau sein Schweigen zu erkaufen. Ihre Schweigegeldangebote wehrt er standhaft ab. Als sie jedoch ihre Bestechungssumme – verschleiert unter dem Motto "Ich möchte sie unterstützen" – um einen Masserati erhöht, knickt Schotty ein. Sein Gewissen beruhigt er mit der nicht zu verleugnenden Tatsache "Tot ist der ja sowieso".

Artiger Applaus

Ob der Spielfreude und der Schauspielkunst der Akteure applaudierte das nicht sehr zahlreiche Publikum zwar artig, richtige Begeisterung kam dabei aber nicht zum Ausdruck. Möglicherweise zeigte sich das Publikum auch angesichts der Vorgaben zur Maskenpflicht irritiert. Zwar verwiesen am Eingang Plakate darauf, dass auch während der Vorstellung durchgehend Maskenpflicht besteht, davon waren im Publikum allerdings fast keine zu sehen.