Willy Schoch freut sich, dass die Nische im Bildstöckle bald wieder ein Keramikbild von Luitgard von Wittichen beheimatet. Foto: Sum

Ein "großer Wunsch" erfüllt sich in diesen Tagen für Willy Schoch: Das Bildstöckle an der Schenkenburg beheimatet wieder ein Keramikbild der "Seligen Luitgard von Wittichen".

Schenkenzell - Seit 40 Jahren engagiert sich der frühere langjährige Hauptamtsleiter der Gemeinde in Sachen Heimatgeschichte. Besonders am Herzen liegen Schoch Kleindenkmale wie eben jenes Bildstöckle auf dem Rücken des Schlossbergs, kurz unterhalb der Ruine. Es steht dort seit 1788 und erinnert, so weiß Schoch, an zwei Personen: den Flößer Mathias Bühler aus dem Kaibach, der 1788 unterhalb des Schlossbergs bei der Arbeit tödlich verunglückte und an Luitgard von Wittichen, die 1325 zur Schenkenburg gekommen und den geroldseckischen Burgvogt um Hilfe bei ihrem Vorhaben bat, ein Kloster zu errichten.

Keramikbild zur 700-Jahr-Feier des Orts

Während der Sandsteinsockel dem Flößer Mathias Bühler gewidmet ist, erinnerte ein Keramikbild in der Nische des Bildstöckles an Luitgard von Wittichen. "Das wunderschöne modellierte Keramikbild mit einem Relief der seligen Luitgard", berichtet Schoch, sei anlässlich der 700-Jahr-Feier der Gemeinde Schenkenzell 1955 dort platziert worden. Darauf zu sehen: Luitgard als Nonne, im Hintergrund die Schenkenburg, das Siegel der Pfarrgemeinde sowie den Schriftzug: "Die Selige Luitgard 1325 auf der Schenkenburg".

Bild beschädigt

Doch davon zeugten lange Zeit nur noch Fotos. Denn irgendwann wurde das Bildstöckle "widerrechtlich beschädigt, das Keramikbild herausgemeißelt", bedauert Schoch. Bei einer großen Restaurierungsaktion 1986 wurden sechs Bildstöckle im Ort auf Vordermann gebracht – auch jenes am Schlossberg. Dabei wurden die Überbleibsel des Keramikbilds entfernt, seither fehlt es. "Das hat mich schon seit Jahren gestört", bekennt Schoch. So sehr, dass er sich um einen Ersatz bemüht hat. Doch sein Bestreben wurde zunächst ausgebremst: Mehrere Töpfereien habe er angefragt, alle hätten ihm mitgeteilt, ein solches Keramikbild nicht modellieren zu können. Dafür seien zwei Brände und Temperaturen von 950 Grad erforderlich. Der entscheidende Tipp kam schließlich von Schochs Frau: Sie hatte in einer Zeitschrift von Georg Klampfleuthner gelesen, der im bayerischen Frauenchiemsee eine Töpferei mit jahrhundertelanger Familientradition betreibt. "Ich habe ihn angerufen und von meinem Ansinnen berichtet. Er war mir gleich sympathisch und hat signalisiert: ›Ich helfe Ihnen‹", schildert Schoch.

Fotos dienen zur Vorlage

Mehrere Fotos des verschwundenen Keramikbild-Originals schickte Schoch an Klampfleuthner – und hörte dann monatelang erst einmal nichts mehr. Doch dann die erfreulichen Nachrichten: Vor wenigen Tagen konnte Schoch das gute Stück in Frauenchiemsee abholen. "Der Versand per Post war mir zu riskant", sagt Schoch und lacht. Außerdem hätten sich er und Klampfleuthner gleichermaßen gefreut, sich persönlich zu treffen.

Letzte Handgriffe vom Steinmetz

Jetzt fehlt nicht mehr viel. Ein Steinmetz muss das Keramikbild noch in das Bildstöckle einpassen und befestigen. "Das sollte bis Ende der Woche erledigt sein", freut sich Schoch, dass das Projekt, das ihn eine lange Zeit begleitet hat, jetzt abgeschlossen wird.

Finanziert durch Spenden

Finanziert wurde das Keramikbild über Spenden. Bei seinem Vortrag beim Schenkenzeller Seniorenwerk Ende April hatte der Heimarforscher ein Spendenkässle für das Bild herumgehen lassen – "dabei kam genug zusammen", ist er dankbar.