Christoph Heneka (von links) und Günther-Martin Pauli nehmen Stellung zu den Vorschlägen der "Denkfabrik". Diese kollidieren nicht mit den Bemühungen des Landkreises, müssen aber auch finanziert werden. Foto: Breisinger

Olaf Baldauf will "mehr Power auf die Schiene" geben. Nächste Themen sind S-Bahn und Stadtverkehr.

Balingen-Frommern - Die Verbesserung und Förderung des Infrastrukturausbaus hinsichtlich Breitbandausbau, Elektrifizierung der Zollernalb und Straßenausbau setzt sich die "Denkfabrik Zollernalb" als Ziele. Sie hatte jüngst die Idee "Großstadt im Zollernalbkreis" vorgestellt.

Mehrere Leuchtturmprojekte werden nun nach und nach vorgestellt. Die ersten drei widmen sich dem Bahnverkehr.

Los ging es am Freitagabend in den Geschäftsräumen der Firma Kern Frommern mit dem Thema Fernverkehr. Als Gast kam der langjährige Albstädter Gemeinderat Olaf Baldauf.

"Der Fernverkehr ist wichtig für die beruflich Reisenden, für Wochenend-Pendler, nach Hause reisende Studenten und Auszubildende, für Familien, Rentner und Gruppen und könnte auch dem Tourismus auf die Sprünge helfen", sagte Albert Sauter. Er ist einer der kreativen Köpfe der "Denkfabrik".

70 Prozent der Autofahren vermeiden

Selbstverständlich spielt die Bahn auch im Hinblick auf die ökologische Mobilität eine wichtige Rolle. Denn in den nächsten zehn Jahren wollen wir 40 Prozent CO 2 einsparen und bis 2040 schon 70 Prozent, was zwingende und gravierende Einschnitte in den Individualverkehr mit sich bringen wird. 70 Prozent unserer Autofahrten sollten wir mit der Bahn machen, so dass sich der Bahnverkehr verachtfachen wird", so Sauter weiter. Die Bahn biete große Vorteile, findet Baldauf: "Man kann entspannter ankommen oder die Fahrtzeit zum Arbeiten benutzen. Aber es muss mehr Power auf der Schiene sein, denn in diesem Zustand ist sie keine Alternative. Der ehemalige Kommunalpolitiker beklagt, dass der öffentliche Personennahverkehr an Einfluss verliere. Er werde erst wieder angenommen, wenn die Bahnhöfe attraktiver würden, "die Taktung angemessener und die Züge moderner".

"„Die geplante Regionalbahn ist alternativlos, aber der Regionalverkehr kann keinen Fernverkehr ersetzen", sagt Sauter. Balingen könne derzeit nur von Osten und Norden angefahren werden, wo die Verbindung mit dem Umweg über Reutlingen und das Neckartal nicht ideal sei.

"Wir möchten, dass Balingen nicht nur von der Bimmelbahn, sondern auch von Schnellzügen angefahren wird." Stuttgart sollte innerhalb von 40 Minuten, Zürich nach 68 Minuten und Mailand nach 3 Stunden und 28 Minuten erreicht werden, erörtert Sauter die Vision eines ICE Alb-Bodensee mit dem Halt Zollernstadt.

Mehr Lebensqualität durch Fernverkehrsanbindung

"Der Zollernalbkreis droht infrastruktrurell abgehängt zu werden, was die Gefahr birgt, nicht mehr wahrgenommen zu werden. Eine bessere Anbindung auch an den Fernverkehr würde für wesentlich mehr Lebensqualität sorgen", macht sich Baldauf für eine verbesserte Fernnetzanbindung stark.

"Die geplante Regionalbahn wird bereits eine Verbesserung sein. Ihre Vision steht nicht im Widerspruch zu unseren Bemühungen, aber es muss natürlich finanziert werden", bewertet der Finanzdezernatsleiter des Kreises, Christoph Heneka.

Auf den Aspekt Finanzierung wies auch Landrat Günther-Martin Pauli hin: "Die Trasse nach Süden ist schon seit 20 Jahren ein Thema. Aber solch ein Projekt wie der ICE Alb-Bodensee kann nicht einfach aus der Portokasse finanziert werden. Zudem haben wir das Problem, dass diese Strecke, die aus Kostengründen keine Alternative für den Transportverkehr darstellt, der Bundesbahn gehört."

In vier Wochen will die "Denkfabrik" ihre Ideen zum Regional- sowie S-Bahnverkehr und in acht Wochen zum Stadtverkehr, dem Binnenverkehr in der Zollernstadt, vorstellen.

Weitere Informationen unter www.zollernstadt.de und www.zukunft-zollernalb.de