Ab 2030 wird es in Schramberg mehr Bürger über 65 als 20- bis 25-Jährige geben. Foto: 48GradNord PhotoGraphics/Rainer Langenbacher 48GradNord

Der Zahl der Senioren in Schramberg steigt kontinuierlich. Die Stadt muss sich darauf vorbereiten.

Die Große Kreisstadt Schramberg wird älter: Als Folge der demografischen Entwicklung wird es in Schramberg ab 2030 erstmals mehr zu versorgende Bürger über 65 als arbeitende 20- bis 25-Jährige geben. Der sogenannte „Altenquotient“ liegt dann bei 51. Bereits heute ist Schramberg im Landkreis Rottweil und im Landesvergleich deutlich „älter“: Die über 60-Jährigen bildeten 2018 einen Gesamtanteil von 31,2 Prozent (Baden-Württemberg 26 Prozent, Landkreis Rottweil 27 Prozent), welcher bis 2030 auf 36,3 Prozent anwächst.

 

Mit solchen Zahlen in seinem Bericht zur kommunalen Seniorenarbeit verdeutlicht Abteilungsleiter Marcel Dreyer die große Herausforderung, der sich die Stadt stellen muss. Der Bedarf an sozialen, medizinischen und pflegerischen Versorgung steigt kontinuierlich. Jetzt müsse man die Grundlagen dafür legen, wie dieser „demografischen Krise“ zu begegnen ist, sagte Dreyer, als er seinen Bericht im Verwaltungsausschuss vortrug. Ein „wichtiges Element“ werden Räumlichkeiten für einen Treffpunkt der Senioren sein.

Weniger Unterstützungsangebote

Obwohl der Bedarf an Unterstützung für die größer werdende Zielgruppe Senioren steigt, nehmen die Angebote ab. Als Gründe zählte Dreyer auf: Den Rückgang der Nachbarschaftshilfen, den Rückzug kirchlicher Strukturen und die Überbürokratisierung des Ehrenamts. In Schramberg kommt noch dazu, dass durch die Hanglagen und alte mehrstöckige Wohnhäuser ohne Aufzug besondere Anforderungen an die Mobilität gestellt werden.

„Die systematische Vernetzung mit den lokalen Trägern durch einen Runden Tisch und die darauf aufbauende zukünftige Bedarfsermittlung“ formulierte Dreyer den nächsten wichtige Schritt. Dem Seniorenforum mit seinen neuen Sprecherinnen Juliane Kugler und Barbara Olowinsky dankte Dreyer für den permanenten Austausch, auch wenn man inhaltlich nicht ganz auf einer Wellenlänge liege.

Konzept von 2018 fortschreiben

In Schramberg hatte der Gemeinderat 2018 für die kommunale Seniorenarbeit Ziele und Aufgaben beschlossen: Die Steuerung der Angebote in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt (Netzwerkarbeit vor Ort), die Einbeziehung der Trägerlandschaft in Planungs- und Gestaltungsprozesse, außerdem die Gewinnung von Senioren für Engagements, insbesondere im Bildungsbereich (Lesepaten, Hausaufgabenhelfer für Jugendliche, Nachbarschaftshilfe, Ferienprogramme).

Auch wenn wegen der Pandemie die Ziele nicht richtig umgesetzt werden konnten, sollte man, so Dreyer, vorläufig auf diesem Weg weitermachen. Die 2018 beschlossene 40-Prozent-Stelle für „Seniorenarbeit und Engagement-Förderung“ solle beibehalten, die vakante Teilzeitstelle wieder besetzt werden. Wenn aber ehrenamtliche Gruppen auch begleitet, neue aktiviert, außerdem Veranstaltungen organisiert werden sollen, brauche es allerdings eine 50- oder 100-Prozent-Stelle.

Rückhalt

Im Verwaltungsausschuss machten die Stadträte deutlich, dass sie voll hinter der Arbeit und den Zielen des Juks³ und auch des Seniorenforums stehen. „Wir schätzen die Arbeit und ich verstehe, dass das Thema Raumfrage zu lange dauert“, erklärte Thomas Brantner (CDU). „Diese Arbeit ist unglaublich wichtig für die Stadt, von diesem bürgerschaftlichen Engagement profitieren wir alle“, meinte Thoms Koch (ÖDP). Und Udo Neudeck (Freie Liste) wollte wissen, wer die Konzeption des Begegnungstreffs erstelle. Das Seniorenforum werde das machen, so Dreyer, und dafür andere Player miteinbeziehen, zum Beispiel Vereine, die Stadt können aber nur punktuell unterstützen. Es sei auch schwierig, Räumlichkeiten mit den nötigen barrierefreien Toiletten zu finden. Neben der Raumfrage für einen Treffpunkt sehen die Stadträte es als wichtige Aufgabe an, den in der Mobilität eingeschränkten Senioren durch ein entsprechendes (bezahlbares) Angebot den Verbleib in ihrer Wohnung zu erleichtern, zum Beispiel beim Einkaufen oder Arztbesuchen. „Wie können wir die nicht so Mobilen einbeziehen“, fragte Jürgen Winter (CDU).

Einen großen Stellenwert hat das Thema auch für Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr:  "Je mehr der demografische Wandel fortschreitet, desto mehr werden wir uns mit der Frage des Alterns und einer altersgerechten (Stadt-)Gesellschaft beschäftigen müssen." Ein zentrales Ziel dabei ist  für sie ein barrierefreier oder zumindest möglichst barrierearmer öffentlicher Raum: Ich freue mich sehr, dass wir auf dem Weg zu diesem Ziel mit dem Umbau der Bushaltestellen in Heiligenbronn und in Sulgen an der Rose einen Schritt weiter kommen." Besonders wichtig ist Eisenlohr, auch an die Seniorinnen und Senioren denken, die im öffentlichen Leben kaum noch auftauchen: "Viele betagte oder kranke Menschen haben nicht mehr die Möglichkeit, selbst raus zu gehen und den Arm nach der Gemeinschaft auszustrecken. Hier wird es in Zukunft innovative Ideen und Projekte brauchen."