Der Schwenninger Narrenrat Jochen Schwillo wird angeklagt. Und "John Travolta" nimmt seine Strafe an. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Narrengericht: Schwenninger Ratsmitglied Jochen Schwillo bereit für den 9. Juni mit Freinacht

Nach dem offiziellen Abstauben wurde es ernst in Deißlingen. Das hohe Narrengericht betrat den Saal. Urplötzlich standen die zahlreichen Gäste auf, um die Herren und Damen Schmeh nicht zu erzürnen. Sehr zur Freude von Richter und Staatsanwalt Rainer und Elmar Schmeh.

Deißlingen. Nachdem sich das "Familiengericht" niedergelassen hatte, ging es los. Um es vorweg zu nehmen: Von Richter Gnadenlos und einer strengen Staatsanwaltschaft war an diesem Abend nichts zu spüren. Alle Angeklagten kamen mit milden Strafen davon.

Zur Begründung hieß es vom Gericht, dass alle Delinquenten als Ersttäter zu bezeichnen sind. So Narrenrätin Andrea Kunz. Sie hatte bei der Ausfahrt nach Wiesensteig in einer Wirtschaft für Wirbel gesorgt. Mit Musikverein, Narrenmarsch und dem taktgebenden Schirm zog sie in besagte Lokalität ein. Sie verursachte dann mit Schirm ein Malheur. Mit Schwung demolierte sie eine Lampe – und alle saßen im Dunkeln.

Der Richter präsentierte schließlich eine Rechnung (angeblich von der Wirtschaft) über Reparaturmaßnahmen, die von der Narrenzunft bezahlt werden musste. Zur Strafe muss die Narrenrätin am Schmotzigen mit einer Laterne (mindestens 60 Zentimeter im Durchmesser) neben der großen Zunftlaterne mitlaufen.

Daniela Bucher, Hartmut Glosch und Martin Keller von der Kolpingsfamilie Lauffen waren angeklagt, sich nicht an Abgesprochenes gehalten zu haben. Mit dem "Dorfklatsch" sollten die Drei zum Seniorenball nach Deißlingen kommen.

Staatsanwalt Elmar Schmeh hegte die Befürchtung, dass es wohl daran lag, dass er nicht zum "Schwarzen Ball" nach Lauffen ging, sondern mal wieder auf den Deißlinger Bürgerball. Er habe sich "richtig doof" gefühlt. Und zu allem Überdruss musste er noch eine Programmlücke füllen. Die Strafe: Beim diesjährigen Seniorenball müssen die Lauffener auftreten und sich selbst ansagen.

Manuel Schmeh muss Gina Bamberger dieses Jahr an den Ausfahrten freihalten und dem Narrengericht ein Schorle spendieren. Grund: Er hatte nach einer Ausfahrt noch im Dart-Café gezecht und beim Gehen das falsche "Gschell" mitgenommen.

Sein eigenes, dessen eigentlicher Besitzer der Bruder seines Vaters ist (Zunftmeister Rainer Schmeh), ließ er hängen. Anmerkung: Wird jetzt eine Auffangstelle für verlorene Utensilien bei der Zunft eingerichtet?

Lars Hirt, Tizian Lemperle und Walter Riedlinger hatten Helene Zepf im vergangen Jahr versetzt. Sie sollten zu der passionierten Köchin beim Abstauben zum Essen kommen.

Letztendlich musste Helene vier Tage das gleiche essen. Wieder eine milde Strafe: Die Drei müssen Helene Zepf am Fasnet-Zeischdig zum Essen in die Mehrzweckhalle einladen und mindestens zwei Getränke spendieren.

Jochen Schwillo, als Narrenrat in Schwenningen zuständig für Brauchtum, Presse und Vergnügen (in Deißlingen besser bekannt als John Travolta), war angeklagt wegen Verunglimpfung der Deißlinger Hageverwürger. Beim Umzug in Schwenningen wurden die Deißlinger nämlich von der Ehrentribüne aus als "Schellnarren mit Geweih" angekündigt. "Ein furchtbares Verbrechen, das eigentlich nur mit der Höchststrafe geahndet werden kann", so Richter Rainer Schmeh.

Es nützte auch nichts, dass Schwillo fast den gesamten Narrenrat zur Verteidigung mitgebracht hatte. Doch auch hier gab es ein mildes Urteil: Schwillo muss als DJ John Travolta beim Gartenfest der Deißlinger am Samstag, 9. Juni, für zwei Stunden auftreten. Schwillo erhöhte selbst das Urteil und wird nun die ganze Nacht auflegen. Der anwesende Schultes, Ralf Ulbrich, gab auch gleich das Okay für eine Freinacht.