Die aktuelle Besetzung (hinten stehenden, von links): Christian Liebermann, Uwe Günter, Michael Schmitt, und Sebastian Bayer. Die Damen am Tisch von links: Carolin Bodmer, Julia Penck, Petra Flaig und Eva Natschke Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Deißlinger Gassentheater sorgt seit 40 Jahren für unbeschwerte Stunden / Heute nochmals Kartenverkauf

Theater wurde in Deißlingen eigentlich schon immer gespielt. Im damaligen Pfarrheim aber auch im "großen Ochsensaal" wurden großartige Theaterstücke aufgeführt. Am Samstag, 26. Oktober, findet nun die Premiere des neuen Theaterstücks "Trubel mit dem Double" statt.

Deißlingen (shr). Bereits 2005 wurde dieses Stück von Bodo Sonten mit großem Erfolg aufgeführt. Die katholische Kirchengemeinde, die das "Pfarrheim" nutzte, kann auf eine lange Theatertradition zurückblicken. 1978 keimte die Idee auf, eine feste Theatergruppe zu gründen. Das "Gassentheater" wurde von einem Kreis theaterbegeisterter Akteure aus der Taufe gehoben. Gassentheater deshalb, weil das katholische Gemeindezentrum in der Pfarrgasse liegt.

Im April 1979 trat das neugegründete "Gassentheater" mit dem Schwank "Das Wunder des Heiligen Florian" zum ersten Mal vor großem Publikum auf. Mit dabei waren die Laienschauspieler Peter Kruse, Christa Stegmaier, Wolfgang Köhler, Thomas Schuler, Elisabeth Baur, Cilly Hengstler, Michaela Moritz, Werner Rauser und Sabine Wilks. Da die Premiere gleich ein voller Erfolg wurde, plante man die Auftritte jeweils fürs Frühjahr und den Herbst. Wolfgang Köhler wurde der erste Vorstand und Peter Kruse sein Stellvertreter. Beide blieben bis 2007 im Amt und übergaben ihre Tätigkeit dann an Uwe Günter und Carolin Bodmer. Elisabeth Baur wurde Kassiererin und ist es bis heute. Wolfgang Köhler erzählt: "Hilde Hengstler als langjährige Souffleuse, schon aus dem alten Pfarrheim bekannt, hat uns über viele Stolperer und Hänger hinweg manövriert und war als unser Faktotum gar nicht mehr wegzudenken". Legendär waren die jeweiligen Auftritte von Cilli Hengstler, Rosemarie Renz, Roland Kreiser und, und, und.

Vieles hat sich seit dem Gründungsjahr getan. Viele Talente kamen und gingen. Auch feierten inzwischen einige Mimen ihr Comeback, nachdem die Kinder flügge waren. Mehr als 50 Mal ist das "Gassentheater" seit seiner Gründung mit eigenen abendfüllenden Veranstaltungen aufgetreten. Dazu kamen Auftritte bei den Fasnetveranstaltungen der Pfarrgemeinde, bei Vereinsanlässen und privaten Feiern. Auch in der Nachbargemeinde Dauchingen wurden Gastspiele absolviert.

Breites Repertoire

Einstudiert werden in der Hauptsache Komödien, Lustspiele und Schwänke. "Unser Publikum, so Uwe Günter, "freut sich auf unbeschwerte und humorvolle Stunden in hiesiger Mundart". Dass die Truppe aber auch anders kann, hat sie schon mehrfach bewiesen. Krimis (Das Haus im Moor), Märchen (Räuber Hotzenplotz), und ernsthafte Stücke wie der "Jedermann" standen schon auf dem Programm. Moderne Boulevardkomödien wie "Boeing, Boeing" oder "Liebling, ich bin da" wurden von der Truppe bravourös in Szene gesetzt, und zur Freude des Publikums, auch dies umgeschrieben, in Deißlinger Mundart. Etliche Straßenfeger wurden auf Wunsch nach Jahren erneut zur Aufführung gebracht. Jüngstes Beispiel war 2018 das Stück "Liebe mit Blechschaden", welches bereits 2006 ein Renner war.

Unbestrittener Höhepunkt war 2002 die 1200-Jahr-Feier der Gemeinde. Das "Gassentheater" holte sich mit Paul Siemt einen Profi als Regisseur und baute mit ihm zusammen aus der Heimatsage "Graf Aubert von Calw" ein komplett neues Schauspiel, ohne den Kern zu verändern. Die mehrfache Aufführung in der Festhalle wurde auch über die Grenzen Deißlingens hinaus, ein Hit.

Zwölf Jahre später, zur Feier "40 Jahre Zusammenschluss Deißlingen und Lauffen", kam Graf Aubert nochmals zur Aufführung. Diesmal als Freilufttheater auf dem Kehlhof – ein Novum in Deißlingen. Auch Talente vom Lauffener Dorftheater sowie Musiker aus Lauffen und Dauchingen wurden hinzugezogen und alle Klippen wurden mit Paul Siemt erfolgreich umschifft. Sogar Hilde Hengstler trat mit über 90 Jahren noch mal auf. Die Aufführungen (einmal sogar bei strömendem Regen) brachten wieder einmal mehr viel Begeisterung, Applaus und Wertschätzung für das Laientheater.

Großer Kraftakt

Harte Arbeit ist im katholischen Gemeindezentrum erforderlich, denn die Bühne muss jedes Mal neu aufgebaut werden. Die Kulissen wurden selbst gebaut. Auch private Möbelstücke werden zeitweise ausgeliehen. Sehr hilfreich, sagt Wolfgang Köhler war hierbei Daniel Roche. "Er hat die Theaterdecke, den Schriftzug und das Logo des Gassentheaters entworfen und war auch sonst ein wichtiger und emsiger Mitstreiter. Ein umfangreicher Fundus an Kostümen und Ausstattung hat sich in all den Jahren angesammelt. Nach der jeweils letzten Aufführung werde, so Uwe Günter, alles mit einem großen Kraftakt wieder abgebaut und weggeräumt. Zwei Stunden, nachdem sich der Vorhang zum letzten Mal geschlossen hat, sind die Bretter, die die Welt bedeuten, komplett verschwunden und die Truppe trifft sich zu einem verdienten Abschlussessen.

Das "Gassentheater" Deißlingen hat sich zu einer festen Größe im Vereinsleben entwickelt und hat viele treue Fans im Ort und darüber hinaus. Um die 800 Besucher kommen regelmäßig zu den jeweils vier Auftritten pro Theaterstück. Besonders beliebt ist die Tatsache, dass schon immer nummerierte Plätze im Vorverkauf erstanden werden konnten. In der Regel sind die Veranstaltungen bewirtet, wobei dies inzwischen von verschiedenen Vereinen und Gruppierungen in Eigenregie durchgeführt wird. Wolfgang Köhler: "Wir betrachten uns als Teil der Katholischen Pfarrgemeinde. In den letzten Jahren wurden von uns große Teile der Beleuchtungsanlage sowie der Austausch der Bühnenpaletten finanziert. Mit einem Teil der Einnahmen werden regelmäßig auch bedürftige soziale Einrichtungen und Objekte unterstützt." Wünsche für die Zukunft nennen Köhler und Günter unisono: neue Kulissen, eine neue Tontechnikausstattung und nicht zuletzt genug Nachwuchs, um die bisherige erfolgreiche Theaterarbeit fortführen zu können. Und sie ergänzen: "Neue Mitglieder bei uns müssen nicht unbedingt katholisch, jung oder besonders schön sein – das ist aber auch kein Hindernis. Nur ein wenig Talent und Spaß an einer netten Gemeinschaft wäre super." Auch talentierte Handwerker oder Techniker sind gefragt, die sich nebenher auch als Statisten einsetzen lassen würden.

Am heutigen Donnerstag findet um 18 Uhr im Foyer des katholischen Gemeindezentrums noch ein Kartenverkauf statt. Allerdings ist die Premiere am Samstag, 26. Oktober, bereits ausverkauft. Für alle anderen Vorstellungen (27. Oktober, 2. und 3. November) gibt es jedoch noch Restplätze.