Den Fußmarsch zum Bahnhof nutzen Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich, Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann und Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun für ein lockeres Gespräch. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Verkehrsminister Winfried Hermann kann nicht alle Wünsche erfüllen / Unterstützung bei Gäubahn

Wie entwickelt sich die Mobilität im ländlichen Raum? Beim Gespräch mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann im Deißlinger Hagenstall wurde schnell klar: Auf viele Fragen gibt es noch keine endgültigen Antworten.

Deißlingen. Nicht nur Anregungen und Ideen nimmt Verkehrsminister Winfried Hermann aus Deißlingen mit – auch jede Menge Kritik musste er beim Verkehrsgespräch im Deißlinger Hagenstall einstecken. Zu lang seien die Entscheidungswege, zu unflexibel der ÖPNV, zu unattraktiv die Bahn. Unverständnis zeigten viele Teilnehmer, dass es etwa beim für die Region so wichtigen Thema Ringzug kaum Fortschritte gibt.

Um einen Radschutzstreifen auf einer Länge von gerade mal 250 Metern anzubringen, habe die Gemeinde zwei Jahre auf eine Genehmigung warten müssen, monierte Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich. "Das ist unverständlich."

Sein Amtskollege aus Niedereschach, Martin Ragg, regte sich über die Situation in der Dauchinger Straße auf. Die Zustände dort seien nicht tragbar. "Uns wird gesagt, die Straße wird vielleicht gesperrt, wenn dort ein Unfall passiert, und gleichzeitig kann man uns nicht finanziell unter die Arme greifen", sagte er. "Bei der Südumfahrung geht es um 900 Meter Straße – und das Problem in der Dauchinger Straße wäre gelöst", führte Ragg aus.

Konkrete Herausforderungen im Bereich Mobilität schilderten die Vertreter der Firmen Touratech aus Niedereschach und Schuler Rohstoffe aus Deißlingen. "Schrott gehört auf die Schiene und nicht auf die Straße", sagte Bettina Schuler-Kargoll. Sie zeigte auf, mit welchen Schwierigkeiten ihr Unternehmen beim Thema Güterverkehr auf der Schiene immer wieder konfrontiert wird.

Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, machte sich für die Einrichtung einer zusätzlichen Stelle stark – für die Optimierung des ÖPNV. "Es bedarf einer Stelle, die regional verankert ist, die untersucht, was die Industrie und die Gewerbebetriebe wollen. Es wäre eine Investition in die Zukunft", meinte Albiez.

Verkehrsminister Hermann versprach, vieles besser zu machen – im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten. "Vom Haushaltsplan bin ich wirklich enttäuscht. Für den Verkehr haben wir nicht so viel Geld zur Verfügung", stellte er fest. Und zum Nulltarif gebe es eben nichts. "Aber wir wollen, dass das Ringzugmodell weiterentwickelt wird. Es ist ein erfolgreiches regionales Projekt", betonte Hermann. Das Problem: "Die Gäubahn ist weit weg von Berlin. Da erkennt man die Wichtigkeit nicht." Doch er versicherte, dass er dranbleibt und weiterhin Druck macht, damit Bewegung in die Sache kommt.

Für den ÖPNV dagegen seien die Landkreise selbst zuständig, unterstrich der Minister. "Da müssen sich die Landkreise bemühen, den ÖPNV zu modernisieren und Angebote zu schaffen, die zum Angebot auf der Schiene passen. Bei Bedarf per Apps, um das auch für Jugendliche attraktiv zu machen." Das wichtigste Ziel seines Ministeriums sei, den Sanierungsstau abzubauen und Straßen zu modernisieren. "Und das dauert Jahrzehnte."