Der Kindergarten St. Josef in Lauffen ist in die Jahre gekommen. Ein Neubau würde mehr als 2,6 Millionen kosten. Foto: Schleeh

Machbarkeitsstudie offenbart massive Mängel. Mehrheit der Gemeinderäte sind für Neubau-Variante.

Deißlingen - Wasser im Keller, Marder auf dem Dachboden: Der Kindergarten St. Josef in Lauffen ist marode. Als Architekt Steffen Halder in der Sitzung des Ortschafts- und Gemeinderats die Situation vorstellt, zeigen sich viele überrascht, dass es um die Einrichtung so schlecht steht.

Es sind ganz viele, nicht ganz so billige Aufgaben, die die Gemeinde Deißlingen in den kommenden Jahren zu schultern hat. Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe sind geplant - und dann kommt in der gemeinsamen Sitzung des Ortschafts- und Gemeinderats im Rahmen der Haushaltsberatungen für viele der Schock: Auch die Sanierung beziehungsweise der eventuelle Neubau des Kindergartens St. Josef in Lauffen darf wohl nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden.

Die Nachricht war eindeutig und ernüchternd: Kleine Schönheitsreparaturen reichen nicht aus, um die Einrichtung zukunftstauglich zu machen. Über den aktuellen Zustand berichtete Architekt Steffen Halder vom Büro Halder Architekten aus VS-Schwenningen. Die Rede war von vielen baulichen und funktionellen Mängeln. "Es geht nicht nur um ein Gewerk, es betrifft so gut wie alle Gewerke", betonte Halder.

Unterbringung der Gruppen in Container

Rissige Abdichtungen, aufsteigender Putz, Nager im Dachgeschoss sind nur einige Punkte. Auch sei der Zugang nicht barrierefrei und die Einteilung der Räume nicht optimal: Der Zugang zur Toilette und Garderobe für das Personal seien etwa nur über das Büro der Leiterin möglich.

Nun bieten sich zwei Optionen an: Entweder soll das Bestandsgebäude grundlegend saniert werden, oder es soll ein Neubau entstehen. Bei der ersten Variante wäre ein Anbau erforderlich – mit Essensplatz und einer kleinen Küche. Auch das Dachgeschoss würden die Planer mit einbinden, es wären neue Dachgauben erforderlich. "Auf einer Ebene können wir nicht das gesamte Programm realisieren", machte Halder klar. Bei der Sanierung wäre man außerdem auf eine Interimslösung angewiesen. Das heißt, Gruppen müssten in Containern untergebracht werden.

Ein Neubau könnte parallel zum Betrieb im alten Gebäude entstehen und würde von der anderen Seite an die Krippe angebaut. "Architektonisch würden wir hier in einer Sprache weiterführen", meinte der Architekt. Der Entwurf zeigt, dass auch die Raumeinteilung ganz neu gedacht wird.

In puncto Kosten würde die Sanierung mit rund 2,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, der Neubau würde nach ersten Schätzungen 2,6 Millionen Euro kosten, der zusätzliche Parkplatz 68.000 Euro.

Scharfe Kritik an Träger

Das Stimmungsbild unter den Räten war ziemlich eindeutig. Fast alle signalisierten, dass sie einer aufwendigen Sanierung mit eventuell hohen versteckten Kosten eine "schlüssige Neubau-Variante" vorziehen würden. Uneinig war man sich dagegen, wie dringend die Maßnahme ist.

Das Projekt komme zur falschen Zeit, fanden mehrere Gremiumsmitglieder. "Mich hat es geschockt. 2,5 Millionen, das ist schon ein Batzen", sagte Dietmar Kargoll (CDU). Wolfgang Dongus (SPD) plädierte dafür, die Maßnahme hinauszuschieben. "Ich habe es so verstanden, dass der Betrieb im bestehenden Gebäude nicht glücklich macht, aber möglich ist", meinte er. "Wir haben so viele Projekte in der Pipeline. Ich bitte zu prüfen, ob man es noch zwei, drei Jahre so aushalten kann."

Bürgermeister Ulbrich erwiderte, dass der alte Kindergarten noch mindestens eineinhalb Jahre in Betrieb sein wird. Für 2020 sei lediglich eine Planungsrate von 100.000 Euro vorgesehen, für 2021 und 2022 dann die Investitionen. "Es wäre machbar, aber unter Verbrauch unserer Rücklagen", hob Ulbrich hervor.

Gerhard Stern (SPD) äußerte seinen Unmut und übte scharfe Kritik am Träger. "Hat man Jahrzehnte verpennt? Wie hat man es so weit gebracht, dass jetzt eine riesige Investition ansteht?" fragte er.

"Es ist eine notwendige Einrichtung, die in die Jahre gekommen ist. Wir sollen das realisieren. Es ist kein Dauerzustand", betonte Lauffener Ortsvorsteher Karl Heinz Maier (CDU). Einstimmig beschloss das Gremium nach einer langen Diskussion, das Neubau-Szenario in die mittelfristige Planung zu übernehmen: die Planungsrate von 100.000 Euro für 2020 sowie jeweils 1,1 Millionen Euro für die Jahre 2021 und 2022.