Viele fleißige Hände waren an der Auszählung der Stimmen beteiligt, aber oft steckt die Tücke im Detail. Fotos: Fussnegger/Rörsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Wahl und ihre Tücken: mancher nur kurz im Gemeinderat / Technik und Rechtslage machen zu schaffen

Von Verena Schickle Deißlingen. Manchmal ist es ein Kreuz mit dem Kreuz: Das hat die Kommunalwahl in Deißlingen gezeigt. Dort gibt es zwei Gemeinderatskandidaten, die sich kurz freuen konnten, nun aber doch nicht im Gremium sind.Man stelle sich vor: SPD-Gemeinderatskandidat Manuel Merkle saß in der Nacht von Sonntag auf Montag vor dem Rechner und schaute sich die Wahlergebnisse an. "Merkle, Manuel; 583 Stimmen, 3,9 Prozent; gewählt" war auf der Homepage der Gemeinde mit den Wahlergebnissen zu lesen. Bis etwa 0.30 Uhr. Sollte Merkle dann noch einmal nachgeschaut haben, dürfte ihm weniger gefallen haben, was er erblickte: Hadi Mozaffari Jovein (ebenfalls SPD) hatte ihn überholt und statt bisher 562 plötzlich 645 Stimmen, während Merkle plötzlich 631 verbuchten konnte.

Ob, wie und wann Merkle von diesem Durcheinander etwas mitbekommen hat? Wer weiß. Fest steht allerdings, dass die zunächst im Internet veröffentlichten Ergebnisse verwirrend waren. "Vielleicht war das der Fluch der guten Tat", meinte Bürgermeister Ralf Ulbrich gestern. Die Verwaltung habe Wert auf volle Transparenz gelegt und deshalb praktisch in Echtzeit die Ergebnisse der Auszählung online stellen wollen.

Als "Zwischenstand" zu erkennen waren die Ergebnisse allerdings nicht. Das, erklärte Ulbrich, sollte das kommunale Rechenzentrum in Reutlingen, das die Seite bereitstellt, vielleicht noch ändern. Weiteres Manko: Offenbar kam es bei der Übermittlung der Daten nach Reutlingen zu Verzögerungen. Denn während das vorläufige Endergebnis laut Schultes um 23.30 Uhr festgestanden hatte, schlugen die Änderungen erst rund eine Stunde später online durch.

Merkle ist indes nicht der einzige vermeintliche Gemeinderat, der am Ende doch keiner ist: Der tatsächlich gewählte Jürgen Bögelspacher (CDU) kann das Amt wie berichtet nicht antreten, weil er und Siegfried Vosseler (SPD) in einem Schwägerschaftsverhältnis zueinander stehen. Dafür erhält ein Nachrücker den Zuschlag. So steht es in der Gemeindeordnung. Das verfälsche ein stückweit den Wählerwillen, erst recht bei einer Persönlichkeitswahl wie der des Gemeinderats, findet Ralf Ulbrich.

Damit aber genug mit den Unwägbarkeiten an der Wahl in Deißlingen. "Ich glaub, das langt an Besonderheiten", meint der Bürgermeister auch lachend.