Das EmpfangsgebäudeFoto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Empfangshaus des Trossinger Staatsbahnhofes spielt eine wichtige Rolle im Leben der Familie Hengstler

Deißlingen (shr). Das Empfangsgebäude des Trossinger Staatsbahnhofes spielte in der Geschichte der Familie Hengstler eine große Rolle, denn bereits der Großvater von Cathrin Tedesco hatte das Gebäude bewohnt und die Mutter von Ehemann Fabio Tedesco wurde im nahegelegenen "Bahnwärterhäusle" geboren. Dies war auch mit ein Grund, warum das Ehepaar Tedesco 2006 das ehemalige Empfangsgebäude des Trossinger Staatsbahnhofes von der DB Netz AG erworben hat.

Bau auf Deiißlinger Gemarkung

Ziel des Kaufes, so die beiden, sei von Anfang an die Erhaltung des geschichtsträchtigen Gebäudes gewesen, das "wir als Teil der Deißlinger Eisenbahngeschichte" und "wir als Nachkommen, zweier Eisenbahnerfamilien, auch als eigene Geschichte betrachten." Das Besondere am Trossinger Bahnhof ist natürlich, dass er auf Deißlinger Gemarkung erbaut wurde und von der Deutschen Bahn wie auch von der Trossinger Eisenbahn angefahren wird.

Die Triebwagen der Trossinger Privatbahn (’s Bähnle wie es liebevoll im Dialekt genannt wird) sind als Kulturdenkmäler auch unter Eisenbahnern landesweit bekannt. Der Streckenverlauf der Bahn führt über zwei Landkreisgemarkungen. Schmunzelnd fügt Fabio Tedesco hinzu: "und fast sogar noch über drei". Fabio und Cathrin erzählen weiter: 2012 wurden dann von der Deutschen Bundesbahn auch die Zufahrtsstraße sowie das restliche Bahnhofsgelände der Gemeinde Deißlingen zum Kauf angeboten. Die Gemeinde erklärte sich damals bereit, die Zufahrtsstraße in ihren Besitz zu übernehmen und nach einer erstmaligen Herstellung als öffentliche Straße zu widmen. Dies sei bei den Eigentümern der Gaststätte sowie bei den Eigentümern des ehemaligen Güterschuppens auf Ablehnung und Widerstand gestoßen, erklären die Tedescos. Die Begründung war, dass die Kosten auf die Anlieger umgelegt würden. Daraufhin habe die Gemeinde eine Übernahme der Zufahrtsstraße gegenüber der Bahn abgelehnt und den Anliegern empfohlen, die Zufahrtsstraße gemeinsam zu erwerben, um gegebenenfalls eine private Zufahrtsstraße daraus zu machen.

"Für uns als Eigentümer des zwischenzeitlich frisch sanierten ehemaligen Bahnhofsgebäudes sowie für alle anderen Anlieger des ehemaligen Bahnhofareals war dies die einzige Möglichkeit, an eine ordentliche Zufahrt zu kommen", so Tedesco.

Als 2014 die Deutsche Bahn diese Zufahrtsstraße in einer öffentlichen Versteigerung zum Kauf ausgeschrieben hatte, war es das Bestreben der Familie, eine Bietergemeinschaft mit den anderen Anliegern aufzustellen. Dies hätte die entstehenden Kosten auf mehrere Geldbeutel verteilt und baurechtlich ordnungsgemäße Zustände hergestellt.

Aus Kostengründen wurde von den anderen Anliegern eine Beteiligung am Kauf der Straße abgelehnt, so dass die Tedescos bei der Versteigerung in Berlin allein angetreten sind. "Dadurch mussten wir die Kosten für eine Grundstücksübernahme, sämtliche Gutachten und Beratungen selbst tragen. Im Zuge der Auktion wurden wir Eigentümer der Zufahrtsstraße." Alle Verträge wurden indessen unverändert beibehalten.

Die Zufahrt zur Gaststätte blieb, wie vor der Auktion, eine Privatstraße – nur anstatt im Eigentum der DB Netz AG nun im Eigentum der Tedescos. Der Winterdienst für den Gaststättenbetrieb muss unverändert, wie zu Bundesbahnzeiten, vom Gaststättenbetreiber organisiert werden.

Zur Instandhaltung der Straße hat sich ein Bewohner des Gaststättenanwesens bereit erklärt, da bei Sanierung durch den Bundesbahnnachfolger eine Kostenbeteiligung des Gaststättenbetreibers erforderlich wäre.

"Für Enttäuschung bei uns Eigentümern, sorgen immer wieder unwahre Stammtischgerüchte zum Thema Straßenunterhaltung und Winterdienst, die es sogar bis in den Deißlinger Gemeinderat schafften." Enttäuschung auch deshalb, weil die Familie als Eigentümer des Baudenkmals am Staatsbahnhof 16, als einzige bereit war, die Initiative und das Risiko samt Verantwortung und Kosten zu übernehmen, damit die Zufahrt sowie das gesamte Bahnhofsareal bestehen bleiben können. "Und das ist auch die Vision von uns. Das Kleinod Staatsbahnhof Trossingen auf Deißlinger Gemarkung, welches als Sachgesamtheit in die Liste der Kulturdenkmale eingetragen ist, unverändert zu erhalten und zu nutzen. Dadurch bleibt das Ensemble als Kulisse zur historischen Trossinger Eisenbahn erhalten und kann vielleicht eines Tages mit einem eigenen Abstellgleis wieder für den Museumszug genutzt werden, der Gäste in das nahegelegene Speiselokal befördert. Durch eine bessere Zusammenarbeit der Gemeinde Deißlingen, welche im Gewerbegebiet Mittelhardt einen eigenen Ringzughalt hat, mit der Stadt Trossingen, die am Staatsbahnhof ihren Gleisabzweig unterhält, wird der Bahnhalt in Zukunft vielleicht auch mit einer Bushaltestelle und Parkplätzen ausgestattet, damit die gefährlichen und nicht zeitgemäßen Zustände mit parkenden Autos und haltenden Bussen bald ein Ende haben."