Die Trockenheit und der Borkenkäfer machen auch dem Deißlinger gemeindewald zu schaffen. Symbol-Foto: Stratenschulte Foto: Schwarzwälder Bote

Forstwirtschaft: Trockenheit und Borkenkäfer setzen dem Wald zu / Finanzielle Verluste kaum vermeidbar

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über massive Schäden und dramatische Zustände im deutschen Wald berichtet wird. Auch in Deißlingen leidet der Wald unter Trockenheit und Borkenkäfer – und das hat immense finanzielle Auswirkungen.

Deißlingen. "Die Forstwirtschaft wird uns wenig Freude bereiten in den kommenden Jahren", machte Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich deutlich, als im Rahmen der Haushaltsberatungen der Forstbericht der Gemeinde vorgestellt wurde.

Bei 83 Prozent liegt laut Gemeinde-Revierförster Thomas Zihsler die zufällige Nutzung, nur 17 Prozent wurden 2019 planmäßig eingeschlagen. Im Jahr 2018 war das Verhältnis noch etwas besser: Es waren 75 zu 25 Prozent. "Die Situation ist und bleibt kritisch", sagte Zihsler.

Trockenschäden, Käferholz – die Problematik nimmt zu, und das hat auch finanzielle Auswirkungen. Ulbrich machte klar: "Wir werden Verluste im fünfstelligen Bereich einfahren."

Auch der Plan für 2020 stehe unter einem großen Fragezeichen. "Wir wissen nicht, ob sich der Wald erholt und wie sich der Holzmarkt entwickelt", erklärte Zihsler. Knapp 400 000 Euro sind als Erträge aus dem Verkauf im Haushaltsentwurf vorgesehen. Ob diese Zahlen erreicht werden, kann derzeit niemand sagen.

Auf die Frage aus dem Gremium, welche Folgen die Zunahme der zufälligen Nutzung hat, antwortete Zihsler: "Die Arbeit nimmt mehr Zeit in Anspruch." Während bei planmäßigen Aktionen die Bäume markiert und dann abgeholzt werden, müssen jetzt die Forstmitarbeiter die geschädigten Bäume erst suchen. Beim Wegebau dagegen ändert sich laut Zihsler "nichts großartig" – bis auf den Umstand, dass man manchmal einen Weg vorziehen müsse. "Bis jetzt haben wir Glück, dass wir die Schäden oft an den Tannen haben, die vereinzelt stehen. Das fällt nicht so groß auf", sagte der Revierförster. In Bezug auf die Wildschäden sei die Situation im Deißlinger Wald entspannt, berichtete Zihsler.

"Früher war es so, dass Gemeinden mit Wald reiche Gemeinden waren. Jetzt haben sie nur Verluste. Das ist dramatisch. In den künftigen Jahren werden wir mehr verlieren als gewinnen", gab Bernd Krause (CDU) zu bedenken.

Auch Bürgermeister Ulbrich sprach von gewaltigen Veränderungen: "Was wir jetzt haben, ist eine neue Dimension. Es ist erschreckend, was auf uns zukommt." Es hob hervor, dass es derzeit noch kein Patentrezept gebe. "Wir müssen uns aber davon verabschieden, dass der Wald ein Ertragsbringer ist. Er ist pflegebedürftig."

Zihsler warnte davor, den Wald nur an seinem monetären Wert und am Ertrag zu messen. Dem stimmte Bruno Bantle (SPD) zu: "Der Wert des Waldes als CO2-Speicher ist unersetzlich."

Die Option der Aufforstung wäre "das richtige Signal zur richtigen Zeit", meinte Ulbrich. Deißlingen will sich an der Aktion "1000 Bäume für 1000 Gemeinden" beteiligen. "Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wir müssen weiter dranbleiben", appellierte Ulbrich.